Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Carpenter , Britta Strauss , Kerstin Dirks , Helene Henke , Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
sagen, was du hier machst? Warum bist du in meinem Haus? Warum ohne Kleidung? Wer bist du? Woher kommst du?“
    „Lange dich beobachtet,“ sagte sie. „Seit du traurig bist. Ich höre deine Stimme, wenn du fischst. Ich sehe dich abends auf den Felsen sitzen, wenn du redest mit dir selbst. Ich lernte deine Sprache, und wenn du nicht da bist, sondern dort draußen, ich lese deine Bücher. Geht langsam nur, aber immer besser. Spreche ich gut?“
    „Ja. Bis auf …“ Sie sah mich auf dem Meer? Und abends auf den Felsen? „Ähm, nein, du redest fantastisch. Aber woher kommst du?“
    „Aus dem Meer.“
    „Aus dem Meer?“
    „Ja. Ich habe dich gerettet, weißt du noch? Der Sturm. Heute hörte ich ein Lied, schöner als alles, was du zuvor sangtest.“
    „Gesungen hast“, korrigierte ich sie und hielt mir den Kopf. Was redete sie da nur?
    „Gesungen hast.“ Sie nickte ernst. „Beende es. Es ist noch nicht fertig, das Lied.“
    „Welches Lied?“
    „Oh, das Indigo in deinen Tiefen. Du ewiges, salziges Blau.“
    „Ach das.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wie konntest du das hören? Ich war weit draußen. Niemand war da.“
    Sie starrte mich an. Ihre Lippen zitterten ganz leicht. Es musste sich herrlich anfühlen, sie zu küssen. Sie waren so voll und weich wie eine fleischgewordene Versuchung.
    „Wirbeltiere mit kaltem Blut und doppeltem Umlauf“, sagte sie dann, „welche durch Kiemen atmen und im Wasser zu leben bestimmt sind.“
    „Bitte?“
    Stumm deutete sie auf ein Buch, das ausgeklappt auf meinem Lesesessel lag. Jules Vernes
Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer
. Ich hatte es dort nicht hingelegt, also musste sie es getan haben.
    „Aha.“ Ich musste lachen. „Es ist ein Satz aus dem Buch. Eine Definition für Fische.“
    Sie nickte. „Nimm mich morgen mit.“
    „Mit? Wohin?“
    „Auf dein Schiff. Ich will bei dir sein, wenn du fischst.“
    „Nein.“ Ich wand mich unangenehm berührt. „Es geht nicht. Eine Frau …“
    „Bringt Unglück auf einem Schiff?“ Sie stieß einen abfällig klingenden Laut aus. „Ihr Menschen seid … wie nennt ihr das? … seltsambar. Tut und denkt so viele Dinge ohne Sinn. Nimm mich mit. Ich bringe dir Glück.“
    Ein Lächeln, ein scheuer Blick, und ich nickte. Konnte nicht anders. Wollte nicht anders. Es war unwirklich. Sie hier, in meiner Hütte, schön wie ein Engel und mit dem Lächeln einer Sirene.
    „Wenn du es willst“, hörte ich mich flüstern.
    „Ich will es. Und ich möchte mit dir schlafen.“
    „Wie bitte?“ Mein Kopf pochte heiß. „Du willst was?“
    „Ihr schlaft immerzu.“ Sie runzelte die Stirn. „Sogar mehr als Robben. Was macht dir daran Angst, wenn ich bei dir bin?“
    „Oh. Du meinst schlafen? Einfach nur mit mir schlafen, im Sinne von nebeneinander liegen?“
    „Was dachtest du?“ Sie legte sich auf das Bett, kroch unter die Decke und seufzte genüsslich. „Komm, Jack. Heute singe ich dich in den Schlaf.“

    Paul und der alte MacDouglas gafften, dass es eine wahre Freude war. Meine schöne Fremde schmiegte sich an mich, als wären wir seit Langem ein Paar, und lächelte glücklich zu mir auf. Womit hatte ich das verdient? Ein wenig albern kam ich mir vor, denn zum ersten Mal hatte ich mich für das Fischen herausgeputzt. Mehr oder weniger. Ich trug meine beste schwarze Cordhose und ein braunes Leinenhemd, das lediglich zwei Löcher an den Ellbogen aufwies. Die Blicke ignorierend inspizierte ich wie jeden Morgen meinen Kutter, während mein Gast sich auf den Steg setzte und das Gesicht in die ersten Sonnenstrahlen hielt. Unglaublich, wie blau ihr Haar leuchtete und wie weiß ihre Haut war.
    „Mit wem …“ Paul ließ das Netz, das er gerade geflickt hatte, links liegen. Ein paar Mal räusperte er sich, bevor er seine Stimme wiederfand. „Verzeihung. Mit wem habe ich die Ehre?“
    Die Frau musterte meinen Freund, während ich grinsend meine Hummerkörbe verstaute. Jeder anwesende Fischer hielt in seiner Arbeit inne. Untertassengroß wurden ihre Augen, was nicht verwunderte. Mein Gast trug eines von Susannahs Kleidern. Dunkelgrau war es, gerade knielang, aus feinem Leinen und verziert mit dezentem Blümchenmuster. Ich hatte ihr für die Arbeit auf dem Schiff Hose und Pullover geben wollen, doch sie hatte auf das Kleid bestanden. Auch trug sie keine Schuhe. Als ich versucht hatte, sie zu einem Paar Stiefel zu überreden, hatte sie sich gebärdet, als verlangte ich von ihr, in eine eiserne Jungfrau schlüpfen. Barfuß kam sie

Weitere Kostenlose Bücher