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Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Carpenter , Britta Strauss , Kerstin Dirks , Helene Henke , Tanya Carpenter
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Säbels steckte. Getrockneter Schlamm hatte die Blutung gestoppt, doch die kleinste Bewegung konnte die Wunde erneut aufreißen. Denn es sah nicht danach aus, als hätte der Heilungsprozess eingesetzt. Darauf war er nicht vorbereitet. Noch nie in seinem Leben hatten Wunden eine ernsthafte Gefahr für ihn dargestellt, da sie meistens bereits verheilt waren, bevor er sich überhaupt Gedanken darüber machen konnte. Einzig seine zerrissene Kleidung hatte bisher Zeugnis von einer vorhergegangenen Verletzung abgelegt. Sich selbst verbinden zu müssen, war ebenso ungewohnt. Nur allzu deutlich wurde ihm klar, in welche Lage er sich gebracht hatte, denn bei Tage war er so menschlich, wie es nur möglich war. Die Verletzungen waren zu stark, der Heilungsprozess würde nur zögerlich eintreten. Wenn überhaupt … vermutlich hatte nicht viel gefehlt und er wäre gestorben. Er konnte von Glück reden, dass die Nacht bald hereinbrechen würde. Doch irgendetwas ließ ihn zweifeln, dass der bloße Tageszeitenwechsel dieses Mal ausreichen würde. Etwas Kraftspendendes fehlte ihm. Ein verlangendes Ziehen im Brustkorb ließ ihn in kurz aufeinanderfolgenden Abständen atemlos innehalten. Es war eine Art Hunger. Nicht von der Sorte, der von einem üppigen Mahl und gutem Wein gestillt werden konnte, sondern einer, der nach mehr verlangte. Verzehrender, gieriger. Wenn er nur wüsste, was genau er so dringend benötigte, doch für den Moment waren andere Dinge von größerer Wichtigkeit.
    Bevor Cayden dazu kam, einen Streifen Stoff zum Abbinden der Wunde aus seinem Hemd zu reißen, vernahm er aus der Ferne vereinzelte Schüsse.
    Verdammt. Die feindliche Nachhut rückte an. Plötzlich entdeckte er drei Gestalten, die sich langsam näherten. Irritiert blinzelte er. Wo kamen die auf einmal her? Entweder erzeugten die Nebelschwaden ein Trugbild oder seine Verfassung war noch schlechter als angenommen. Der rote Rock des englischen Soldaten stach ebenso hervor wie dessen ungelenke Bewegungen, mit denen er den Leichen am Boden auswich oder über sie hinwegstieg. Seine Pistole hingegen glitt zielsicher hin und her wie die Sense eines Bauern. Jedes Lebenszeichen wurde mit einem Knall ausgehaucht. Für seine Begleiter schienen weder der schlammige Boden noch Leichenteile ein Hindernis darzustellen. Im Gleichschritt setzten sie ihren Weg fort, steuerten direkt auf ihn zu. Den Silhouetten nach handelte es sich um einen Mann und zu Caydens Erstaunen eine Frau. Ihre Füße verschwanden im Bodennebel, was den Eindruck verstärkte, das Paar würde schweben.
    Während sich die Männer im Weitergehen unterhielten, sah die Frau zur Seite. Das Stöhnen eines Überlebenden schien ihre Aufmerksamkeit erweckt zu haben. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm, hockte sich hin und strich dem Mann behutsam über die Schulter wie eine Lazarettschwester, die ihrem Patienten tröstende Worte zuflüstern wollte. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Luft, der kurz darauf wieder erstarb.
    Cayden konnte aus der Entfernung nicht erkennen, was die Frau tat, da sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Ihre schmalen Schultern bewegten sich rhythmisch auf und ab. Die beiden Männer nahmen keine Notiz von ihr, sondern gingen weiter in seine Richtung.
    Abrupt richtete sich die Frau auf, zog ein weißes Taschentuch aus ihrem Ärmel, womit sie sich über den Mund wischte, bevor sie es achtlos wegwarf. Der Wind trug das feine Stofftuch davon, bis es unweit von Cayden hinunterflatterte wie die Feder eines Schwans. Nur weiß war es nicht mehr, sondern mit Blut getränkt.

    Electrica,
ISBN: 978-3-941547-37-7
    Was zur …? Anscheinend hatten die Verletzungen seine Sinne mehr getrübt, als er angenommen hatte. Oft genug hatte er Menschen gesehen, die sich im Fieberdelirium die verrücktesten Sachen einbildeten. Er wusste nicht, wie es sich anfühlte, zu fiebern, doch einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen, weshalb sein Verstand ihm vorzugaukeln vermochte, die Frau habe soeben den am Boden liegenden Soldaten gebissen, um von ihm zu trinken.
    Schnell duckte er sich, legte den Kopf auf den Leichnam neben sich und schloss die Augen. Wenn er sich nicht rührte, würden die drei ihn möglicherweise für tot halten und weitergehen. Sein Herz hämmerte so stark gegen seine Brust, dass er sich fragte, woher es die Kraft dazu nahm. In keiner Weise konnte er nachvollziehen, was die drei Fremden vorhatten.
    Gesprächsfetzen drangen zu ihm.
    „Baron Luthias, mit Verlaub, aber dies

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