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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schelmisch, als sei sie entsetzt. »George!«
    MacBride sagte unschuldig: »Das hat der Mann da oben gesagt. War nicht meine Idee. Ich bin nicht der Kapitän dieser Badewanne.« Auch wenn er grinste, wirkte sein Gesicht sehr eckig. Er war nicht überdurchschnittlich groß, war wie ein Ringkämpfer gebaut und hatte einen leichten Bauch. Er war fünfundvierzig und hielt ihn für verzeihlich.
    Marian MacBride war zehn Jahre jünger, konnte aber mühelos für erst achtundzwanzig gehalten werden. Sie hatte ein rundes, weiches Gesicht, das vor Lebenskraft strahlte. »Zu schade, daß die Reise so bald schon zu Ende ist«, sagte sie leise, »sie war so wunderbar.«
    MacBride trat zu ihr und tätschelte ihr die Schulter. »Wir werden wieder fahren. Das nächste Mal vielleicht zur Venus. Schließlich schickt die Breckmann und Co. nur die besten Leute raus. Das heißt natürlich mich.«
    Marian lächelte. »Klar. Aber lassen die mich mit? Es ist deine fünfte Reise und meine erste. Und vermutlich meine letzte.«
    »Aber, Schatz –«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst mir nichts vormachen, Georgie-Porgie. Du mußtest all deine Beziehungen spielen lassen, damit mir die Firma die Reise zahlt. Das machen die kein zweites Mal.«
    MacBride sah sie nachdenklich an. »Nun, wir könnten das Geld sparen –«
    Marian ging zur Koje und legte sich hinein. »Sei nicht albern, George. Du bist verrückt, wenn du glaubst, daß ich auf eine zweite Reise sparen werde. Ich hab’ meinen Spaß gehabt und werde mich immer daran erinnern.«
    MacBride lächelte sie stolz an. »Schatz, du bist wunderbar. Ich –«
    »Achtung! In einer Minute werden die Kreisel die Drehung des Schiffes langsam abstoppen. In einundzwanzig Minuten wird die Schwerkraft auf null absinken. Schnallen Sie sich bitte in Ihren Kojen an. Ein Steward wird in Kürze nachsehen.«
    »Liegst du bequem, Liebling?« fragte Fred Armbruster und sah seine hübsche Frau fürsorglich an.
    Ruby lächelte ihn von ihrer Koje aus an. »Mhm. Ich werd’s schon schaffen.«
    »Klar, mein Schäfchen. Beim Abflug ging’s dir doch ganz gut, oder?«
    »Ja«, log sie, »es wird schon gehen.«
    Fred Armbruster war schlank, groß, reich und verliebt. Ruby war jedesmal, wenn die Schwerkraft sich veränderte, todkrank vor Übelkeit gewesen, hatte aber den Rest der Reise einfach herrlich gefunden. Vielleicht, dachte Fred, kann ich sie damit ablenken.
    »Die Reise war herrlich, nicht?« sagte er.
    »Die schönste Hochzeitsreise, die sich ein Mädchen wünschen kann«, antwortete sie. »Ich hätte nie gedacht, daß der Mars so schön ist. Ich hatte immer geglaubt, er sei eine vertrocknete Lehmkugel. Aber der purpurne Himmel, die rote und gelbe Wüste!«
    »Und erinnerst du dich an diesen Sonnenuntergang?« fragte Fred sie. »Der mit dem Sandsturm?«
    Ruby lächelte erinnerungsselig. »Herrlich! Blau und violett und rot und die Streifen –«
    Die Tür flog auf und ein Kopf sah herein. »Alles angeschnallt? Schön.« Die Tür schloß sich wieder.
    »Die Besatzung«, sagte Fred verstimmt. »Immer muß einer den Kopf reinstecken, den man gar nicht braucht. Wenn das Schiff unter meinem Kommando stünde, würde ich –«
    »Sei doch nicht so, Schatz. Diesmal war’s doch angebracht.«
    Fred runzelte die Stirn. »Ich finde es noch immer nicht richtig, daß jedes Besatzungsmitglied einen Hauptschlüssel hat. Wenn ich Kapitän wäre –«
    »Achtung! Die Kreisel werden in drei Sekunden eingeschaltet. Bleiben Sie bitte die ganze Zeit in Ihren Kojen. Fünf Sekunden wird Gewichtslosigkeit herrschen. Danach wird sich die Schwerkraft zur Abbremsung verlagern.« Es folgte eine kurze Stille. Dann: »Kreisel laufen. Bitte bleiben Sie in Ihren Kojen.«
    Edouard Descartes Andre blies eine blaue Wolke aus seiner Zigarette zur Decke hinauf. »Du liebe Zeit!« sagte er heftig. »Ich freue mich vielleicht auf zu Hause! Der Mars! Luft in Büchsen. Blöde, fette Käfer, die behaupten, sie hätten Gehirn.«
    In der anderen Koje legte Jerry Hammermill die Hände hinter den Kopf und entspannte sich. »Brauchst den Mund nicht aufzureißen, Eddie. Du hast verdammt viel Geld auf dem blöden Planeten gemacht. Und schimpfe nicht auf unsere Freunde vom Mars. Sie sehen vielleicht gräßlich aus, aber sie haben dir die Taschen vergoldet.«
    »Mir war’s lieb, wenn du nicht ganz so laut reden würdest, du Idiot«, brummte Andre. »Ich meine immer noch, die hören vielleicht diese Kabinen ab.«
    »Sei kein Narr«, sagte Hammermill sanft.

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