Ufer von Morgen
sauber ausgerichtete Anlage schneeweißer, glänzender Bauten, deren Kunststoffwände in der Sonne hell leuchteten. Das glitzernde, diamanthelle Licht, das von den Wänden ausging, die in der Sonne lagen, tat den Augen weh, doch war der Raumflughafen dadurch erstaunlich leicht aus großer Höhe zu erkennen, da er nur von gelbbrauner Wüste umgeben war.
Neil Stanley blickte aus dem Fenster seines Büros, und die Glut der Sonne ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Er hatte seit der Morgendämmerung gearbeitet und nicht gemerkt, daß die köstliche Frische des Wüstenmorgens längst von der Sonne vernichtet worden war. Er berührte sanft den Helligkeitsregler, und das Fenster wurde dunkler, das Licht erträglich.
Er hatte eigentlich nichts gegen die Wüstensonne, aber Hitze und Sonne konnte er nicht ausstehen. Glücklicherweise hatte ein Generalmajor des Raumdienstes Anspruch auf ein Büro mit Klimaanlage und Helligkeitsregler, und als oberster Aufseher über die zivilen Flüge, die von White Sands ausgingen, konnte er fast alle Arbeiten von seinem Büro aus erledigen.
Stanley mochte seine Arbeit, weil sie so unmilitärisch wie nur möglich war. Stanley war groß, von rascher Auffassung, und hatte den militärischen Dienstbetrieb ganz in den Griff bekommen. Er hatte auf dem Militärraumflughafen in Nevada Dienst getan, und als die Gelegenheit gekommen war, die schwierige Aufgabe der Planung der zivilen Raumfahrt zu übernehmen, hatte er sie beim Schopf gepackt.
Der militärische Raumflughafen in Nevada lief erstaunlich glatt. Die Leitung war einfach. Ein paar angemessene Befehle erfüllten den Zweck, und man befolgte sie bis aufs I-Tüpfelchen.
Zivilisten hörten nicht halb so gut auf Befehle, selbst wenn es sich um so gefährliche Dinge wie die Landung von Raumschiffen handelte. Ihr bemerkenswerter Eigensinn vergrößerte manchmal die Probleme, aber es waren gerade diese ständigen Überraschungen, die einem die Arbeit würzten.
Stanley wandte sich vom Fenster ab und warf einen Blick auf den Plan an der Wand. Auf der ersten Zeile stand: MARTIAN QUEEN – 1404:9±2. Das nächste Schiff, das man erwartete. Darunter stand die Ankunftszeit der Aphrodite, die am nächsten Morgen kommen sollte.
Stanley sah automatisch auf seine Uhr und rechnete die Zeit nach. Der Radarturm müßte jeden Augenblick die Position der Queen bestimmen können.
Er grinste, als das Telefon läutete. Man brauchte kein guter Prophet zu sein, wenn man vorhersagen wollte, was ein Raumschiff tun würde. Die Gesetze der Schwerkraft sind so unerbittlich wie der Lauf der Zeit. Wenn man ein Schiff zur rechten Zeit am rechten Ort landen will, muß man gewisse Dinge tun, und zwar im richtigen Augenblick.
Stanley hob den Hörer ab. »Hier Stanley.«
»Herr General, wir haben die Martian Queen hereinbekommen.«
»Wie ist die VAZ?« fragte Stanley.
Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen. »Sir, wir haben die VAZ nicht berechnet«, sagte die Stimme zögernd. »Irgend etwas stimmt nicht. Die Position weicht ab, und die Geschwindigkeit ist konstant. Die –«
»Lassen Sie es«, sagte Stanley und schnitt dem Mann mitten im Satz die Rede ab. »Ich bin sofort drüben.« Er knallte den Hörer auf die Gabel und stieß das Telefon weg.
Er rannte wie der Blitz aus seinem Büro. Er preßte die Lippen zusammen und machte ein finsteres Gesicht. Wenn ein Raumschiff vom Radar erfaßt worden war und man konnte die voraussichtliche Ankunftszeit nicht sofort berechnen, dann war etwas nicht in Ordnung, ganz und gar nicht in Ordnung.
Er rannte die Treppe hinunter, stieß die Flügel der Glastür auf und nahm die letzten beiden Stufen zum Boden hinab in einem Satz. Das Pflaster unter seinen Füßen war warm, und die trockene, heiße Luft fuhr sengend in seine Lungen.
Sein Jeep wartete ein Stück weiter, und der Fahrer saß dösend im Schatten daneben. Als er aber den General in Windeseile näher kommen sah, sprang er auf den Fahrersitz und hatte den Motor schon laufen, als Stanley da war.
»Radarturm eins!« bellte Stanley. »Aber Tempo!«
Der Jeep schoß sofort los. Stanley lehnte sich zurück und betrachtete die schwarzen Haarbüschel auf seinen Fingerrücken. Er fragte sich kalt, was heute in das Buch der Geschichte eingetragen würde, ob ein Katastrophenbericht oder Heldentaten. Er konnte es nicht sagen. Er wußte nicht, was geschehen würde. Er wußte nur, daß die Martian Queen da oben am Himmel Schwierigkeiten hatte und nicht das tat, was man von ihr
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