Ufos in Bad Finkenstein
der Monokelträger den
Kopf aus der Zeitung hob und einen strafenden Einglasblick herüberschickte.
Gedämpfte Stimmlage gehörte hier zum guten Ton.
Gaby berichtete.
„Zu schade“, meinte Tarzan,
„daß du seinen Namen nicht erfahren hast. Vielleicht hat er das Knoblauch für
seinen Komplizen gekauft. Denn der stank danach. Und wäre der selber gekommen,
hätte der Apotheker ihn gekannt. Dann würde ich also dem mit der
Mundwinkelnarbe den Hieb verdanken. Pfote, ich hoffe nur, du begegnest ihm
nochmal. Wiedererkennen würdest du ihn wohl?“
„Sogar von hinten. Und wie
war’s bei dir?“
„Fehlanzeige Numero vier. Aber
nebenbei habe ich erfahren, daß der Ort hier ein Klein-Hollywood ist.
Vielleicht verkraften das einige Unternehmen des Gaststättengewerbes nicht. Und
die Kellner denken, sie dürften nur noch Filmstars bedienen.“
Er hatte das zwar nicht mit
erhobener Stimme gesagt, doch laut genug, um bis an die Ohren der Kellner zu
dringen.
Klößchen versteckte sein
feixendes Gesicht hinter beiden Händen. Gaby blieb damenhaft kühl. Karl nahm
rasch seine Nickelbrille ab und wollte sie am Tischtuch putzen, bemühte aber
dann doch seinen Ärmel. Seine Mundwinkel zuckten.
Es dauerte noch eine reichliche
Minute, bis sich ein glatzköpfiger Kellner im scharf gebügelten Smoking
näherte.
„Bitte?“ Er näselte etwas.
Kühl sagte Gaby: „Eine Portion
Tee. Herbst-Darjeeling. Nach Möglichkeit Jungpana, bitte. Falls Sie den nicht
haben sollten — es wäre ja möglich — dann erste Pflückung. Aber nur einen
Nurbong. Dazu nehme ich Zitrone. Ungespritzt!“
Tarzan beobachtete das Gesicht
des Kellners und bebte innerlich vor Lachen. Der Mann machte eine Miene, als
hätte man ihm erklärt, dieses Café sei ein Schweinestall. Er vergaß, den Mund
zu schließen, und hatte offensichtlich keine Ahnung, was ein Jungpana — und was
ein Nurbong-Darjeeling ist. Immerhin — er verbeugte sich leicht und murmelte
Zustimmung.
Tarzan und Karl bestellten
Cola. Klößchen hatte sich für einen großen Becher Schokoladeneis entschieden.
Als der Kellner verschwunden
war, fragte Klößchen: „Was sind denn das für Tees — Jungenpanne und Nürnberg?“
„Jungpana und Nurbong“,
verbesserte Gaby lachend. „Das sind indische Teesorten. Sie wachsen an den
Südhängen des Himalajagebirges und schmecken hervorragend.“
„Jedenfalls hast du’s diesem
Affen gegeben“, sagte Karl. Dann wandte er sich an Tarzan. „Was meinst du mit
Klein-Hollywood?“
„Ein Filmteam war hier. Für
Außenaufnahmen zu einem SF-Film: Die Monster aus dem Weltall.“
„Uiiih!“ meinte Klößchen. „Der
ist sicherlich spannend. Ich mag Science-fiction-Filme. Habe mal einen gesehen,
da stampften riesige, feuerspeiende Stahlmonster über einen Gletscher. Das
gruselte mächtig. Ich finde es toll, was da an technischen Tricks erfunden
wird. Was wirklich dahintersteckt, möchte ich zu gern mal sehen.“
„Wahrscheinlich wärst du
enttäuscht.“ Karl setzte rasch seine Brille auf. Sein Windhundgesicht
leuchtete. Endlich hatte er Gelegenheit, in seinem Gehirn eine Schublade
aufzuziehen. Für ihn war es Labsal, schnell mal einen Beweis seines
Computer-Gedächtnisses zu liefern. Für seine Zuhörer konnte es — wenn man ihn
nicht rechtzeitig unterbrach — ein abendfüllendes Ereignis werden.
„Das mit den Supertricks im
Film“, erklärte er, „begann 1932. Damals brauchte man als Monster einen
Riesengorilla — den berühmten King Kong. Was geschah? Ein kluger Mann namens
O’Brien, der in Hollywood als Techniker angestellt war, sagte sich: Film ist
Bewegung. Nämlich eine Folge starrer Einzelbilder. 24 huschen pro Sekunde vor
den Vergrößerungslinsen der Bildwerfer vorbei. Das geht so schnell, daß das
Auge die Bilder nicht mehr als Einzelbilder erfaßt — wie wir aus der Optik
wissen. Durch diese rasche Folge von Einzelbildern entsteht — Bewegung. Diese
Überlegung nutzte er für seinen Trick. Er baute nämlich eine nur 20 Zentimeter
große Affenpuppe mit biegsamen Gliedmaßen. Und dann wurde die Filmkamera wie
ein Fotoapparat benutzt. Viele, viele Einzelbilder wurden von der Affenpuppe
gemacht. Und jedesmal hatte man deren Haltung um eine Winzigkeit verändert. So,
als wenn du in Zeitlupe einen Arm hebst — und jede Phase wird fotografiert. Die
schnell ablaufenden Bilder täuschen später die Bewegung vor. Dieses Verfahren
wird heute noch angewandt. Man nennt es SMA — Stop Motion Animation. Das bedeutet:
Belebung durch
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