Ufos in Bad Finkenstein
nicht.
Er hatte dichtes, schwarzes
Haar und ein ziemlich gewöhnliches Gesicht mit großporiger Haut. Eine weißliche
Narbe verlängerte den linken Mundwinkel. Er war nachlässig gekleidet und wirkte
wenig sympathisch.
Argwohn lag in seinen Augen.
Gaby fühlte seinen Blick im Rücken, als sie hinausging.
Im Vorraum blieb sie stehen.
Der Rand ihres T-Shirts war aus den Jeans gerutscht und sah unter dem Pullover
hervor. Während sie das in Ordnung brachte, hörte sie, wie der Apotheker den
Kunden nach seinen Wünschen fragte.
„Knoblauchkapseln. Eine
100er-Packung.“
„Gern. Bevorzugen Sie eine
bestimmte Sorte? Ich habe drei und...“
„Ist egal“, wurde er von dem
Kunden unterbrochen. „Irgendeine. Es ist nicht für mich. Was wollte denn das
Mädchen eben?“
„Ach, die Kleine sucht
jemanden, der nach Knoblauch riecht. Ist im Dunkeln mit ihm zusammengestoßen,
wobei der...“
Der Apotheker erzählte die
unwahre Geschichte, die er für wahr hielt, und äußerte sich lobend über Gabys
Eifer, den er — wie er sagte — nicht für eine typische Eigenschaft der heutigen
Jugend halte. Aber zum Glück gäbe es immer noch, wie sich eben bewiesen habe,
erfreuliche Ausnahmen.
Mit klopfendem Herzen huschte
Gaby die Stufen hinunter. Neben dem Haus verlief eine Gasse. Hinter der Ecke
versteckte sie sich.
Als sie ein Auge riskierte, sah
sie den Mann. Er ging eilig die Straße hinunter, eine zerschabte Aktentasche
unter dem Arm. Von hinten wirkte der Rücken wuchtig und breit.
Sie hoffte, er werde in einen
parkenden Wagen steigen. Dann hätte sie sich das Kennzeichen gemerkt. Aber er
ging weiter, bis er hinter einer Biegung verschwand.
Gaby lief in die Apotheke
zurück.
„Na, was vergessen?“ lächelte
der Apotheker.
Sie schüttelte den Kopf.
„Kennen Sie den Mann, der eben hier war?“
„Den habe ich zum erstenmal
gesehen. Aber der Gesuchte ist er bestimmt nicht. Ich habe ihm nämlich von
deinem Anliegen erzählt. Und dann hätte er’s ja gesagt, wenn er der Betreffende
wäre, nicht wahr? Außerdem roch er nicht nach Knoblauch. Er hat zwar
ausgerechnet das gekauft, aber nicht für sich. Ich muß schon sagen, kleines
Fräulein, du bist äußerst hartnäckig. Was für ein Buch ist es denn?“
„Das... eh... Ach, so... Es ist
eine Bibel.“
Sie spürte, daß er ihr die
Verwirrung anmerkte, und verabschiedete sich rasch.
5. In feiner Umgebung
Als Tarzan das Café am Kurpark
betrat, waren seine Freunde schon da. Sie hatten einen Fenstertisch belegt und
saßen sehr steif mit brav verschränkten Händen. Daß sich Karl und Klößchen
nicht wohl fühlten, merkte Tarzan sofort. Das lag sicherlich an der vornehmen
Umgebung, denn das Café war ausgestattet wie der Salon eines Fürsten — im Stil
der Jahrhundertwende. Gaby freilich schien das nicht zu beeindrucken. Sie
blickte so hochnäsig wie die Kellner.
Tarzan sah Lüster und Leuchter,
viel Kristall, Silber, bleigefaßte Spiegel und Tischdecken mit schwerer Borte,
auf die man bestimmt keinen Fleck machen durfte. Er ging über einen kostbaren
Teppich an zwei Kellnern vorbei, die ihn betrachteten, als hätte er sich hierher
verirrt.
Turnschuhe, Jeans und Pullover
schienen unerwünschte Garderobe zu sein.
Die übrigen Gäste — ein halbes
Dutzend älterer Damen und zwei Herren — waren anders gekleidet. Die Damen
trugen kostbare Kostüme, wagenradgroße Hüte und — zusammen — sicherlich zwei
Kilo Schmuck. Eine rauchte aus einer langen, silbernen Zigarettenspitze. Alle
sahen aus, als kämen sie gerade von der Ehrentribüne eines internationalen
Pferderennens.
Die beiden Männer lasen
Zeitung, wozu der eine statt Brille ein Monokel (Einglas) benutzte.
Möglicherweise war er aus dem vorigen Jahrhundert übriggeblieben. Auch der
andere wirkte so.
O je! dachte Tarzan amüsiert.
Da haben wir den richtigen Treffpunkt erwischt.
Er ging zu seinen Freunden.
„Hallo, Leute! Da bin ich. Ihr seid ja so betröpfelt. Hat’s nicht geklappt?“
Er setzte sich neben Gaby. Karl
und Klößchen hatten schnell erzählt.
„Pech gehabt“, meinte Tarzan.
„Und bei dir, Gaby?“
„Leider auch keinen greifbaren
Hinweis. Aber“, sie senkte die Stimme, „ich bin auf einen Kerl gestoßen — der
hat so auf meine Haare gestarrt — mir läuft es jetzt noch den Rücken kalt
runter. Daß ich so angestarrt werde, passiert mir zwar oft. Aber diesmal... ich
hab’ so ein Gefühl, es könnte einer der Haarjäger gewesen sein.“
„Was?“ rief Klößchen.
Worauf
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