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Ufos in Bad Finkenstein

Ufos in Bad Finkenstein

Titel: Ufos in Bad Finkenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ums Gegenteil.
    Er war so blond wie Salbeihonig
und trug das Haar lang. Das Gesicht war kantig und sonnenverbrannt — jedenfalls
der obere Teil. Den unteren bedeckte ein blonder, stark gekrauster Bart. Der
Mann war groß. Er trug grüne Hosen aus Nappaleder, rote Cowboystiefel, ein
schwarzes Hemd, das er nicht zugeknöpft hatte, und ein weißes Seidenjackett.
Auf der blondbehaarten Brust pendelte ein großes Goldmedaillon an goldener
Kette. Eine dicke Goldkette hing ihm auch am Handgelenk. Seinen Siegelring
benutzte er sicherlich beim Frühsport als Hantel.
    „Soh, Darling, wuarte einen
Moment“, sprach er mit unverkennbar amerikanischem Akzent in den Wagen. Dann
stampfte er auf hohen Cowboyabsätzen um die langgestreckte Motorhaube herum.
    „Heh, Sie!“ rief Tarzan.
„Fahren Sie demnächst etwas vorsichtiger! Sie hätten mich beinahe erwischt.“
    Der Mann wandte den Kopf. Seine
Augen hatten ein verwaschenes Blau.
    „Was ist?’’
    „Sie hätten mich beinahe
angefahren.“
    „Keine Sorge. Das zahlt die
Versicherung.“
    „Hören Sie mal! Das ist doch
kein Standpunkt.“

    Aber der seltsame Paradiesvogel
hörte nicht mehr. Seine Cowboystiefel führten ihn in die Drogerie.
    Tarzan parkte sein Rennrad an
der Hauswand, sah zum Wagen und fühlte sich beobachtet.
    Sie hatte braune Kuhaugen, eine
Mähne schwarzer Ringellöckchen und sicherlich Schwierigkeiten mit der
Rechtschreibung. Sie sah hübsch, aber doof aus. Sie war jung, ihre Bluse
lachsrot. Vom Zuknöpfen hielt auch sie nicht viel.
    Komisches Pärchen!
    Tarzan betrat die Drogerie.
    „...selbstverständlich! Das ist
ein ausgezeichnetes Mittel gegen Magenbeschwerden, wenn man... zuviel eh... ich
meine, gegen Alkoholmißbrauch gibt es nichts Besseres.“
    Das Mädchen hinter dem Tresen
stotterte fast. Ihr niedliches Puppengesicht war hochrot. Den Paradiesvogeltyp
schmachtete sie an wie ein Popidol. Aber ihn scherte das einen feuchten Kehricht.
Ungeduldig trat er von einem Cowboystiefel auf den andern.
    Nanu, dachte Tarzan. Wirkt der
so auf junge Damen, nur weil er sich wie ein Faschingsprinz kleidet.
    Das Mädchen eilte in den
hinteren Teil des Geschäftes, um das Mittel gegen Alkoholmißbrauch zu besorgen.
    Der Mann starrte ins Leere, biß
sich ein Stück Hornhaut vom Daumen ab und spuckte es zu Boden.
    „Schweinerei!“ sagte Tarzan.
    Der Blonde wandte den Kopf.
„Ah, das Verkehrsopfer! Das Krankenhaus ist beim Bahnhof, mein Lieber.“
    Er war zweifellos Amerikaner,
aber sein Deutsch fast perfekt.
    „Wenn Sie so weitermachen“,
sagte Tarzan, „werden Sie als Erster dort landen. Hier fährt man nämlich nicht
wie eine gesengte Sau. Hier nimmt man Rücksicht auf die Umwelt, auf die
Mitmenschen. Und wenn man wegen Alkoholmißbrauchs einen dicken Kopf hat, mein
Lieber, dann setzt man sich nicht ans Lenkrad. Dann geht man zu Fuß. Mit
vernünftigen Schuhen wäre sogar Ihnen das möglich.“
    Die blauen Augen verengten
sich. „Willst du frech werden, Junge? Ich bin nicht gut aufgelegt heute morgen.
Du handelst dir schnell eine Ohrfeige ein.“
    Tarzan grinste. „Sie können es
ja versuchen, mein Lieber. Aber dann brauchen Sie mehr als nur Mittel gegen
Magenbeschwerden. Dann brauchen Sie erstmal jemanden, der Sie ins Krankenhaus
bringt, Mister. Hoffentlich kann Ihr Lockenköpfchen da draußen den Wagen
fahren.“
    Das Bartgestrüpp öffnete sich.
Zwischen funkelnd weißen Zähnen bahnten sich böse Worte an. Jedenfalls kam es
Tarzan so vor. Doch die Gemeinheit blieb ungesagt, denn in diesem Moment kam
das weißbekittelte Mädchen zurück.
    „Bitte sehr, Mr. Owen. Acht
Mark neunzig.“
    „Oh, du kennst mich?“ Er
lächelte sie an.
    Ihr Puppengesicht machte einer
reifen Tomate Konkurrenz. „Natürlich!“ hauchte sie. „Hier kennt Sie doch
jeder.“
    Das schien ihm zu gefallen. Er
lächelte noch breiter, legte einen Zehnmarkschein hin und ging hinaus, ohne das
Wechselgeld abzuwarten.
    „Ein Kerl wie Samt und Seide“,
sagte Tarzan spöttisch. „Nur schade, daß er... Wer ist denn das?“
    Die junge Verkäuferin hatte
ihre Gesichtsfarbe normalisiert. Jetzt wurde sie zur Abwechslung mal bleich —
so fassungslos war sie.
    „Du kennst ihn nicht? Das ist
Thomas Owen, genannt Lucky. Thomas ,Lucky’ Owen!“ Wie Sahnetrüffel zerschmolzen
ihr die Worte auf der Zunge.
    Tarzan hob die Achseln. „Nie
gehört. Läuft der Reklame für eine neue Mode?“
    „Aber nein! Das ist doch der
amerikanische Filmemacher. Du bist wohl nicht von hier?“
    „Ich komme

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