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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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heißt?«, fragte er.
    »Habt Ihr sie noch nie gesehen?«
    »Nicht in ihrer Höhle.«
    »Wo sie nackt ist«, sagte ich, und Offa seufzte. »Sie ist mehr als schön«, sagte ich.
    »Das habe ich auch gehört. Aber sie ist stumm. Sie kann nicht sprechen. Ihr Verstand ist beeinträchtigt. Ich weiß nicht, ob sie wahnsinnig ist, aber sie ist wie ein Kind. Ein schönes, stummes, halb wahnsinniges Kind, das aber Männer in den vollkommenen Wahnsinn treibt.«
    Ich dachte über seine Worte nach. Ich hörte das Geräusch sich kreuzender Klingen vor dem Palas und das Geräusch von Stahl, der auf Lindenholzschilde hämmert. Meine Männer übten sich im Kampf. Jeden Tag, jeden einzelnen Tag, probten meine Männer den Krieg, den Einsatz von Schwert und Schild, von Axt und Schild, von Speer und Schild, und bereiteten sich auf den Tag vor, an dem sie den Dänen gegenübertreten mussten, die ebenso viel übten. Und dieser Tag, so schien es, würde durch Sigurds schlechte Gesundheit erst später kommen. Wir sollten selbst angreifen, dachte ich, aber um im nördlichen Merden einzumarschieren, brauchte ich Truppen aus Wessex, und Edward hatte vom Witan den Rat erhalten, den brüchigen Frieden in Britannien zu erhalten.
    »Ælfadell ist gefährlich«, unterbrach Offa meine Gedanken.
    »Eine Alte, die Ihrem Herrn nach dem Mund redet?«
    »Und die Männer glauben ihr«, sagte er, »und Männer, die glauben, ihr Schicksal zu kennen, fürchten keine Gefahr.«
    Ich dachte an Sigurds tollkühnen Angriff auf der Brücke bei Eanulfsbirig und wusste, dass Offa recht hatte. Die Dänen mochten noch mit ihrem Angriff warten, doch die ganze Zeit hörten sie magische Prophezeiungen, die ihnen den Sieg zusicherten. Und Gerüchte von diesen Prophezeiungen verbreiteten sich auch auf sächsischem Gebiet. Wyrd biö ful aræd. Da hatte ich einen Einfall und öffnete den Mund zum Sprechen, dann aber überlegte ich es mir besser. Wenn ein Mann ein Geheimnis bewahren will, war Offa der Letzte, dem dieser Mann davon erzählen sollte, denn Offa lebte davon, die Geheimnisse anderer zu verraten. »Ihr wolltet etwas sagen, Herr?«, fragte er.
    »Was hört Ihr über die Herrin Ecgwynn?«, fragte ich.
    Er wirkte überrascht. »Ich dachte, Ihr wisst mehr über sie als ich.«
    »Ich weiß, dass sie gestorben ist.«
    »Sie war leichtfertig«, sagte Offa missbilligend, »aber voller Liebreiz. Wie eine Elfe.«
    »Und verheiratet?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe gehört, ein Priester soll die Trauzeremonie vollzogen haben, aber es wurde kein Vertrag zwischen Edward und ihrem Vater geschlossen. Bischof Swithwulf ist kein Dummkopf! Er hat sich geweigert, dieser Verbindung zuzustimmen. Ist die Eheschließung dann überhaupt rechtens?«
    »Wenn sie ein Priester durchgeführt hat.«
    »Die Ehe erfordert einen Vertrag«, sagte Offa hart. »Sie waren schließlich keine zwei Bauersleute, die wie die Schweine in einer Hütte mit lehmgestampftem Boden rammeln, sondern ein König und eine Bischofstochter. Ganz sicher ist ein Vertrag vonnöten und ein Brautpreis! Und wenn das fehlt? Dann ist es einfach königliche Wollust.«
    »Also sind die Kinder illegitim?«
    »Das sagt zumindest der Witan von Wessex, also muss es stimmen.«
    Ich lächelte. »Es sind kränkliche Kinder«, log ich, »und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie überleben.«
    Offa konnte seine Wissbegier nicht verbergen. »Tatsächlich?«
    »Æthelflæd kann den Jungen nicht dazu bringen, an der Brust seiner Amme zu trinken«, log ich weiter, »und das Mädchen ist sehr schwächlich. Nicht, dass es etwas ausmachen würde, wenn sie sterben, sie sind ja unehelich.«
    »Ihr Tod würde so manches Problem lösen«, sagte Offa.
    Damit hatte ich Edward einen kleinen Dienst erwiesen, denn nun würde sich ein Gerücht verbreiten, das Æthelhelm, seinem Schwiegervater, gefallen würde. In Wahrheit aber waren die Zwillinge gesunde, brüllende Säuglinge, und sie würden Probleme verursachen, aber diese Probleme konnten warten, ebenso wie Cnut entschieden hatte, dass sein Vorstoß auf Südmercien und Wessex warten musste.
    Es gibt Spannen in unserem Leben, in denen nichts zu geschehen scheint, in denen kein Rauch eine brennende Stadt oder ein brennendes Gehöft anzeigt und nur wenige Tränen um Verstorbene vergossen werden müssen. Ich habe gelernt, diesen Zeiten nicht zu trauen, denn Frieden auf der Welt bedeutet nur, dass irgendwer auf Krieg sinnt.
    Der Frühling kam und mit ihm Edwards Krönung in Cyninges Tun, der

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