Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Huntandon. Es herrschte tiefste Nacht, es war finster und kalt, der Wind blies uns Regen ins Gesicht, und wir konnten nicht schnell reiten. Ich weiß noch, wie Zweifel in mir aufstiegen. Wenn ich mich nun irrte? Wenn ich mich irrte, führte ich Edwards Armee zurück auf das Schlachtfeld, das die Dänen ausgesucht hatten. Ich ließ sie in der Flussschleife stranden, womöglich mit Dänen zu beiden Seiten, doch dann widerstand ich dem Zweifel. Nichts hatte einen Sinn ergeben, und nun ergab alles Sinn, alles bis auf die Feuer, die weiter im Norden gebrannt hatten. Am Nachmittag hatte es eine Rauchwolke gegeben, nun nahm ich, durch den glühenden Widerschein an den niedrighängenden Wolken, drei riesige Brände wahr. Weshalb sollten die Dänen einen Palas oder Dörfer in König Eohrics Land niederbrennen? Ein weiteres Rätsel, aber keines, um das ich mir Sorgen machte, denn die Brände waren weit weg, weit jenseits von Huntandon.
    Nach einer Stunde rief uns ein Späher an. Es war einer meiner eigenen Männer, und er führte uns dorthin, wo Finan in einem Wäldchen Stellung bezogen hatte. »Ich habe mich nicht zurückgezogen«, erklärte Finan, »weil sich Sigelf nicht von der Stelle rührt. Gott weiß, warum.«
    »Erinnerst du dich noch daran, wie wir in Hrofeceastre waren?«, fragte ich ihn. »Zu dem Gespräch mit Bischof Swithwulf?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Was haben sie dort auf die Schiffe geladen?«
    Es herrschte einen Moment Stille, als Finan die Bedeutung meiner Worte aufging. »Pferde«, sagte er ruhig.
    »Pferde für das Frankenreich«, sagte ich, »und Sigelf kommt nach Lundene und behauptet, nicht genügend Pferde für seine Männer zu haben.«
    »Und jetzt bilden hundert von seinen Männern einen Teil der Garnisonsbesatzung von Lundene«, sagte Finan.
    »Und sind darauf vorbereitet, die Tore zu öffnen, wenn die Dänen kommen«, fuhr ich fort, »weil Sigelf ein Schwurmann von Æthelwold ist, oder von Sigurd oder wer immer ihm den Thron von Cent versprochen hat.«
    »Jesus und Joseph«, fluchte Finan.
    »Und die Dänen waren keineswegs unentschlossen«, sagte ich, »sie haben darauf gewartet, dass ihnen Sigelf Gefolgschaft schwört. Nun haben sie seinen Schwur, und der Bastard aus Cent zieht sich nicht zurück, weil er darauf wartet, dass sich die Dänen mit seiner Einheit zusammenschließen, und das haben sie vielleicht auch schon getan, und sie denken, wir ziehen westwärts, während sie nach Süden abrücken, und dann werden Sigelfs Männer die Stadttore von Lundene öffnen, und die Stadt wird fallen, während wir in Bedanford auf die Earslings warten.«
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte Finan.
    »Sie aufhalten natürlich.«
    »Wie?«
    »Indem wir die Seiten wechseln natürlich.«
    Wie auch sonst?

 

    DREIZEHN
    D er Zweifel schwächt den Willen. Angenommen, ich irrte mich? Angenommen, Sigelf war einfach nur ein dickköpfiger, dummer alter Mann, der wirklich glaubte, es wäre zu dunkel für den Rückzug? Doch obwohl diese Zweifel an mir nagten, rückte ich weiter vor und führte meine Männer östlich um das Marschland herum, das die rechte Flanke von Sigelfs Stellung abgrenzte.
    Der Wind war schneidend, die Nacht war eisig, der Regen heimtückisch und die Dunkelheit vollkommen, und wenn die Lagerfeuer der Einheiten aus Cent nicht gewesen wären, hätten wir uns mit Sicherheit verlaufen. Eine Reihe von Feuern zeigte Sigelfs Stellung an, und nördlich davon waren noch mehr, was mir verriet, dass schließlich doch einige Dänen über den Fluss gekommen waren und in den Hütten um das alte Römerhaus Schutz vor dem Wetter gesucht hatten. Die rätselhaften großen Brände, der enorme Widerschein lodernder Bauten zeigte sich weiterhin im Norden, und diese drei Feuer konnte ich mir nicht erklären.
    So vieles überstieg das Begreifen, nicht nur die Brände in der Ferne. Einige Dänen waren über den Fluss gekommen, aber die Lagerfeuer auf dem Nordufer zeigten, dass die meisten in Huntandon geblieben waren, und das war merkwürdig, wenn sie planten, nach Süden vorzurücken. Sigelfs Männer waren noch dort, wo ich sie verlassen hatte, und das bedeutete, dass es zwischen seinen Männern und den nächsten Dänen eine Lücke gab, und diese Lücke bot mir eine Möglichkeit.
    Unsere Pferde hatten wir in einem Wald angebunden zurückgelassen, und meine Männer zogen zu Fuß mit ihren Schilden und Waffen weiter. Die Feuer leiteten uns, doch lange waren wir so weit vom nächsten Lichtpunkt entfernt, dass wir den

Weitere Kostenlose Bücher