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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wen wollt Ihr kämpfen? Für Wessex oder für die Dänen?«
    Er zögerte. Nicht, weil er unsicher war, was er antworten sollte, sondern weil sich gerade alles änderte und er nicht verstand, was vorging. Er hatte nach Süden auf Lundene marschieren wollen, und nun wurde er zum Kämpfen aufgefordert.
    »Nun?«, drängte ich ihn.
    »Wessex, Herr.«
    »Dann kämpft gut«, sagte ich. »Ihr seid für diese Flanke verantwortlich. Stellt Eure Männer auf und sagt ihnen, dass der König schon auf dem Weg ist.«
    Von Sigebriht hatte ich beim Kampf nichts gesehen, doch als das erste schwache Tageslicht über den Osthimmel kroch, sah ich ihn von Norden näher kommen. Er war zweifellos bei den Dänen gewesen, hatte zweifellos in aller Wärme und Bequemlichkeit geschlafen, die Huntandon zu bieten hatte, und nun saß er auf dem Pferd und hinter ihm führte ein Mann die Flagge mit dem Bullenschädel. »Oswi!«, rief ich. »Such mir ein Pferd! Finan! Sechs Männer, sechs Pferde! Wulferth!«, ich drehte mich wieder zu dem Thegn um.
    »Herr?«
    »Sucht Sigelfs Banner und lasst es einen Mann neben meinem Banner tragen.«
    In dem Wald hinter unserer Stellung hatten die Männer aus Cent viele Pferde angebunden. Oswi brachte mir eines davon, fertig gesattelt, und ich zog mich hinauf, drückte dem Tier die Fersen in die Flanken und ritt auf Sigebriht zu, der etwa fünfzig oder sechzig Schritt entfernt angehalten hatte. Er und sein Flaggenträger wurden von fünf weiteren Männern begleitet, von denen ich keinen kannte. Ich befürchtete, dass die Männer von Cent zu der Flagge mit dem Bullenschädel laufen könnten, aber glücklicherweise ließ der Regen sie schlaff und unansehnlich herunterhängen.
    Erst dicht vor Sigebriht zügelte ich mein Pferd. »Willst du dir einen Namen machen, Junge?«, forderte ich ihn heraus. »Dann töte mich jetzt.«
    Er sah an mir vorbei zu den Truppen seines Vaters, die sich zum Kampf bereitmachten. »Wo ist mein Vater?«, fragte er.
    »Tot«, sagte ich und zog Schlangenhauch. »Diese Klinge hat ihn umgebracht.«
    »Dann bin ich Aldermann«, sagte er und atmete tief ein, und ich wusste, dass er zu den Männern seines Vaters hinüberrufen wollte, sie dürften ihren Treueid nicht brechen, aber bevor er noch einen Ton herausbrachte, hatte ich mein Pferd vorangetrieben und das Schwert gehoben.
    »Sprich lieber mit mir, Junge«, sagte ich und ließ Schlangenhauch dicht vor seiner Kehle schweben, »und nicht mit denen dort.«
    Finan war an meine Seite gekommen, und noch fünf weitere Männer von mir hielten sich dicht hinter uns.
    Sigebriht fürchtete sich, aber er zwang sich zur Tapferkeit. »Ihr werdet alle sterben«, sagte er.
    »Vermutlich«, stimmte ich ihm zu, »aber wir nehmen euch mit in den Tod.«
    Sein Pferd scheute zurück, und ich ließ zu, dass er sich aus der Reichweite meines Schwertes bewegte. Mit einem Blick an ihm vorbei stellte ich fest, dass dänische Truppenverbände über die Brücke kamen. Warum hatten sie so lange gewartet? Wenn sie am Abend zuvor gekommen wären, hätten sie sich mit Sigelf zusammenschließen können und wären in diesem Moment auf dem Zug nach Süden, doch irgendetwas hatte sie zurückgehalten. Dann fielen mir wieder diese rätselhaften Brände in der Nacht ein, die drei hoch auflodernden Flammenherde, mit denen ein Palas oder Dorf verbrannte. War irgendwer den Dänen in den Rücken gefallen? Das war die einzige Erklärung für das Abwarten der Dänen, aber wer hätte das sein sollen? Jetzt aber setzten die Dänen über den Fluss, es waren Hunderte, Tausende, und sie strömten über die Brücke, und bei ihnen waren Æthelwolds Männer und Beortsigs Mercier, und ich schätzte, dass uns die gegnerische Armee wenigstens acht zu eins überlegen war.
    »Ich gebe dir drei Wahlmöglichkeiten, du armseliger Wicht«, sagte ich zu Sigebriht. »Du kannst dich uns anschließen und für deinen rechtmäßigen König kämpfen, oder du kannst gegen mich kämpfen, nur du und ich, jetzt und hier, oder du kannst weglaufen zu deinen dänischen Herren.«
    Er sah mich an, doch es gelang ihm kaum, meinem Blick standzuhalten. »Ich verfuttere Eure Leiche an die Hunde«, sagte er und versuchte, verächtlich zu klingen.
    Ich starrte ihn einfach nur an, und schließlich drehte er ab. Er ritt mit seinen Männern zurück zu den Dänen, und ich sah ihm nach, und erst als er zwischen den immer dichter werdenden Reihen des Gegners verschwunden war, ließ ich mein Pferd umdrehen und ritt zurück zu unserem

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