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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hätte tun sollen, war, in Wintanceaster zu bleiben, Alfreds sämtliche Kinder zu ermorden und erst danach sein Banner zu hissen, doch wie ein Tölpel war er auf seine eigenen Besitzungen gezogen, und nun setzten wir ihm mit Kriegern nach.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu, als wir in die Nähe von Wimburnan kamen. Die Sonne stand niedrig im Westen, und lange Schatten lagen auf den fruchtbaren Hängen, auf denen Æthelwolds Schafe und Rinder grasten. Wir kamen von Osten, und niemand versuchte uns zu hindern, als wir uns dem Städtchen näherten. Es war zwischen zwei Ströme gebettet, und ihr Zusammenfluss lag bei einer Steinkirche, die über den Strohdächern aufragte. König Æthelred, Æthelwolds Vater, war in dieser Kirche begraben, und dahinter, von einer hohen Palisade umgeben, befand sich Æthelwolds Palas, über dem eine große Flagge wehte. Sie zeigte einen steigenden weißen Hirschen mit blitzenden Augen und zwei christlichen Kreuzen als Geweih, und die niedrigen Sonnenstrahlen fingen sich in dem Leintuch, das im leichten Wind schlug, sodass der dunkelrote Hintergrund des Banners im späten Tageslicht wie kochendes Blut zu brodeln schien.
    Wir umritten die Stadt im Norden, überquerten den schmaleren Fluss, dann ging es einen sanften Hügel hinauf, der zu einer dieser Festungen führte, die das Alte Volk überall in Britannien angelegt hat. Diese Festung war aus der Kalkspitze des Hügels gehauen worden, und Pater Edmund erzählte mir, dass sie Baddan Byrig hieß und dass die Leute aus der Gegend glaubten, in manchen Winternächten tanze dort der Teufel. Die Festung hatte drei Wälle aus aufgehäuftem Kalkstein, die alle mit Gras überwachsen waren, und zwei verschachtelte Eingänge, an denen Schafe grasten, und sie bot einen Blick auf die Straße hinunter, die Æthelwold nehmen musste, wenn er nach Norden zu seinen dänischen Freunden wollte. Edwards erster Gedanke war es gewesen, die Straße nach Wintanceaster zu sperren, aber diese Stadt war von den Wällen und der Garnison geschützt, und ich überzeugte ihn davon, dass die größere Gefahr darin bestand, dass Æthelwold ganz aus Wessex entkam.
    Unsere Armee nahm unter den königlichen Bannern über den gesamten Hügelkamm Aufstellung. Wimburnan lag nur wenige Meilen im Südosten, und wir müssen jedem, der von unten aus der Stadt zu uns heraufsah, einen höchst furchterregenden Anblick geboten haben. Wir waren ins Licht der niedrigstehenden Sonne getaucht, und es ließ unsere Rüstungen und Waffen aufblitzen und die freiliegenden Stellen von Baddan Byrigs Kalksteinwällen weiß leuchten. Dieselbe niedrigstehende Sonne erschwerte es uns jedoch auch zu erkennen, was in der kleinen Stadt vor sich ging, aber ich sah Männer und Pferde bei Æthelwolds Palas und Leute, die in den Straßen zusammenstanden, doch keinen Schildwall, um die Straße zu verteidigen, die zum Palas führte. »Wie viele Männer haben sie?«, fragte Edward. Diese Frage hatte er schon ein Dutzend Mal gestellt, seit wir Pater Edmund begegnet waren, und ein Dutzend Mal war ihm beschieden worden, dass wir es nicht wussten, dass niemand es wusste und dass es ebenso gut vierzig wie vierhundert sein konnten.
    »Auf jeden Fall nicht genügend, Herr«, sagte ich jetzt.
    »Was …«, begann er, dann unterbrach er sich unvermittelt. Er hatte fragen wollen, was wir tun sollten, dann war ihm eingefallen, dass er der König war und er deshalb selbst für die Antwort sorgen sollte.
    »Wollt Ihr ihn tot oder lebendig?«, fragte ich.
    Er sah mich an. Er wusste, dass er Entscheidungen fällen musste, aber er wusste dennoch nicht, wie er sich entscheiden sollte. Pater Coenwulf, der sein Lehrer gewesen war, setzte zu einem Ratschlag an, aber Edward schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »Ich will ihn vor Gericht stellen«, sagte er.
    »Denkt daran, was ich Euch erklärt habe«, sagte ich. »Euer Vater hätte uns sehr viele Schwierigkeiten ersparen können, wenn er Æthelwold hätte töten lassen, warum lasst Ihr mich diesen Bastard also jetzt nicht einfach abstechen?«
    »Oder mich, Herr«, bot sich Steapa bereitwillig an.
    »Er muss sich vor dem Witan verantworten«, beschloss Edward. »Ich wünsche meine Regentschaft nicht mit einer Bluttat zu beginnen.«
    »Amen und Gott sei gepriesen«, sagte Pater Coenwulf.
    Ich blickte in das Tal hinunter. Falls Æthelwold tatsächlich so etwas wie eine Armee aufgestellt hatte, war sie nicht zu sehen. Alles, was ich erkennen konnte, waren ein paar Pferde und ein

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