Uhtred 6 - Der Sterbende König
Pferdes gelegt, ritt dicht beim König, ebenso wie zwei Aldermänner, Æthelnoth und Ætheihelm. Auch Æthelred war mitgekommen, er konnte sich auch kaum vor einem Feldzug drücken, der zur Rettung seiner Frau unternommen wurde, doch er und seine Gefolgsleute blieben bei der Nachhut, weit weg von der Spitze, an der Edward und ich ritten, und ich weiß noch, dass ich dachte, wir wären zu viele, dass ein halbes Dutzend Männer ausreichen würde, um mit einem Dummkopf wie Æthelwold fertig zu werden.
Weitere Männer schlossen sich uns an, verließen ihren Palas, um dem Banner des Königs zu folgen, und als wir das Moorland hinter uns hatten, waren wir wohl mehr als dreihundert Reiter. Steapa hatte Späher vorausgeschickt, aber wir bekamen keine Nachrichten von ihnen, was wohl bedeutete, dass sich Æthelwold hinter der Palisade seines Palas verschanzt hatte. Einmal trieb ich mein Pferd voraus auf einen niedrigen Hügel, und Edward ließ seine Leibwache hinter sich und folgte mir. »Mein Vater«, sagte er, »hat mir erklärt, dass ich Euch vertrauen kann.«
»Zweifelt Ihr an seinen Worten, Herr König?«, fragte ich.
»Während meine Mutter sagt, man könne Euch nicht trauen.«
Ich lachte. Ælswith, Alfreds Frau, hatte mich von Anfang an gehasst, und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. »Eure Mutter hat mich noch nie geschätzt«, sagte ich milde.
»Und Beocca hat mir erzählt, Ihr wollt meine Kinder töten.« Er war aufgebracht.
»Es liegt nicht an mir darüber zu entscheiden, Herr König«, sagte ich, und er sah mich überrascht an. »Euer Vater«, erklärte ich, »hätte Æthelwold schon vor zwanzig Jahren die Kehle durchschneiden sollen, aber er hat es nicht getan. Eure ärgsten Feinde, Herr König, sind nicht die Dänen. Es sind die Männer, die Euch am nächsten sind und Eure Krone wollen. Eure illegitimen Kinder werden für Eure legitimen Söhne zum Problem werden, aber das ist nicht meine Sache, es ist Eure.«
Er schüttelte den Kopf. Wir waren seit dem Tod seines Vaters zum ersten Mal allein miteinander. Ich wusste, dass Edward mich mochte, aber ich beunruhigte ihn auch. Er hatte mich immer nur als Krieger gekannt, und anders als seine Schwester hatte er in seiner Kindheit nie ein vertrautes Verhältnis zu mir entwickelt. Eine Weile sagte er nichts, sondern betrachtete nur die kleine Armee, die unterhalb von uns westwärts zog. Die Banner leuchteten in der Sonne. Die ganze Landschaft schimmerte von all dem Regen. »Sie sind nicht illegitim«, sagte er schließlich leise. »Ich habe Ecgwynn geheiratet. Ich habe sie in einer Kirche geheiratet, vor dem Angesicht Gottes.«
»Euer Vater war da anderer Ansicht.«
Ein Schauder überlief ihn. »Er war wütend. Meine Mutter auch.«
»Und Aldermann Æthelhelm, Herr König?«, fragte ich. »Er wird wohl nicht sehr glücklich darüber sein, dass die Kinder seiner Tochter nicht Eure Erstgeborenen sind.«
Er spannte den Kiefer an. »Es wurde ihm versichert, dass ich nicht geheiratet habe«, sagte er kühl.
Also hatte sich Edward dem Zorn seiner Eltern gebeugt. Er hatte sich mit dem Märchen einverstanden erklärt, seine Kinder von Ecgwynn wären Bastarde, aber es war offenkundig, dass er mit seiner Unterwerfung nicht glücklich war. »Herr«, sagte ich, »Ihr seid jetzt König. Ihr könnt die Zwillinge als Eure legitimen Kinder aufziehen. Ihr seid der König.«
»Wenn ich Æthelhelm beleidige«, fragte er traurig, »wie lange würde ich dann wohl König bleiben?« Æthelhelm war der reichste Edelmann in Wessex, die mächtigste Stimme im Witan, und im ganzen Königreich sehr beliebt. »Mein Vater hat immer betont, dass der Witan einen König machen und einen König stürzen kann«, sagte Edward, »und meine Mutter besteht darauf, dass ich auf den Rat des Witans höre.«
»Ihr seid der älteste Sohn«, sagte ich, »das macht Euch zum König.«
»Nicht, wenn mir Æthelhelm und Plegmund die Unterstützung verweigern«, sagte Edward.
»Das stimmt«, knurrte ich widerwillig.
»Also müssen die Zwillinge behandelt werden, als wären sie illegitim«, sagte er unglücklich, »und Bastarde bleiben, bis ich genügend Macht habe, um eine andere Entscheidung durchzusetzen. Und bis dahin müssen sie sicher untergebracht werden, deshalb übergebe ich sie der Fürsorge meiner Schwester.«
»Meiner Fürsorge«, sagte ich, um es eindeutig klarzustellen.
»Ja«, sagte er. Er sah mich forschend an. »Solange Ihr versprecht, sie nicht zu töten.«
Ich lachte. »Ich
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