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Ultimatum von den Sternen

Ultimatum von den Sternen

Titel: Ultimatum von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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ebenso wenig verdienten. Ich könnte wetten, daß bei Lummie der Wahrheitsmesser kein einziges Mal klingeln würde. Sicher, er hat Dinge getan, die er besser unterlassen hätte. Er fraß ein paar verlauste Rosensträucher und den Kohl aus Mister Itos Garten. Was ist daran so schrecklich? Haben Sie nie ein Plätzchen gemaust, wenn gerade niemand hersah?«
    Sie holte tief Luft. »Stellen Sie sich vor, daß Sie jemand dabei erwischt hat und Ihnen zur Strafe einen Besen um die Ohren schlägt oder mit einem Gewehr nach Ihnen schießt. Wären Sie nicht zu Tode erschrocken? Würden Sie nicht auch davonlaufen? Lummie ist gutartig. Wer das Gegenteil behauptet, handelt unverantwortlicher als Lummie. Hat jemand versucht, vernünftig mit ihm zu sprechen? O nein. Man hat ihm Kugeln nachgeschickt und ihn unter eine Brücke gehetzt. Sie halten Lummox für einen nicht kompetenten Zeugen? Wer ist dann überhaupt kompetent? All diese Leute, die ihn so gemein behandelt haben – oder Lummie? Jetzt wollen sie ihn umbringen. Vermutlich würden sie auch dem kleinen Jungen, der ein Plätzchen oder einen Apfel gemaust hat, den Kopf abschneiden, damit er es nie wieder tut. Diese ganze Verhandlung ist doch nichts als ein schlechter Scherz.«
    Sie schwieg. Über ihre Wangen liefen Tränen. Es war ein Talent, das sie schon bei Aufführungen des Schultheaters erfolgreich angewendet hatte. Aber zu ihrer eigenen Überraschung waren diese Tränen echt.
    »Sind Sie fertig?« fragte Greenberg.
    »Für den Augenblick ja.«
    »Ich muß sagen, daß Ihr Plädoyer sehr bewegend war. Aber das Gericht darf sich nicht von Gefühlen leiten lassen. Sie vertreten also die Theorie, daß der Großteil des angerichteten Schadens – eigentlich alles außer den Rosen und dem Kohl – durch unvernünftiges Verhalten der Menschen entstanden ist und weder Lummox noch seinem Besitzer zur Last gelegt werden kann.«
    »Fragen Sie doch Lummox selbst, Sir, wie das Ganze für ihn aussah.«
    »Darauf kommen wir noch zu sprechen. Nun zu einer anderen Sache: Ich weiß nicht, ob Ihre Vergleiche stimmen. Wir haben uns schließlich hier nicht mit einem kleinen Jungen, sondern mit einem Tier, zu befassen. Wenn das Gericht anordnen sollte, das Tier zu töten, so nicht aus einem Gefühl der Rache oder als Bestrafung. Denn man geht im allgemeinen von der Voraussetzung aus, daß Tiere solche Werte nicht verstehen. Man würde damit lediglich vermeiden wollen, daß fernerhin eine Gefahr für Leib, Leben und Gut der Menschen dieser Stadt bestünde. Ihr kleiner Junge kann von der Hand seines Kindermädchens zurückgehalten werden – aber bei Lummie handelt es sich um ein Geschöpf von einigen Tonnen Gewicht, das einen Menschen aus Unachtsamkeit mit einem Fuß zertreten kann. Der Vergleich mit Ihrem armen, kleinen Apfeldieb hinkt.«
    »Wirklich? Der kleine Junge kann groß werden, und er kann eine ganze Stadt auslöschen, wenn er auf einen harmlos aussehenden Knopf drückt. Deshalb – Kopf ab, bevor er groß wird. Warum er das Plätzchen oder den Apfel genommen hat, fragen Sie ihn überhaupt nicht. Er ist ein böser Junge. Deshalb schneiden Sie ihm den Kopf ab, und es gibt keinen Ärger mehr.«
    Wieder nagte Greenberg an der Unterlippe. »Sie wollen also, daß wir Lummox anhören?«
    »Das sagte ich doch schon.«
    »Sie sagten viel. Das Gericht wird darüber beraten.«
    »Einspruch«, erklärte Mister Lombard. »Wenn dieses außergewöhnlich …«
    »Merken Sie sich Ihren Einspruch für später«, unterbrach ihn Greenberg. »Das Gericht zieht sich für zehn Minuten zurück.« Greenberg stand auf und wollte sich eine Zigarette anzünden. Als er merkte, daß er keine Streichhölzer hatte, steckte er die Packung resigniert wieder in die Tasche.
    Dieses verflixte Mädchen! Er hatte schon einen Plan gehabt, wie er mit diesem Fall schnell und reibungslos fertigwerden würde … das Ministerium zufrieden, alle zufrieden, bis auf den Jungen natürlich, aber das war nicht zu ändern. Greenberg schätzte, daß dieses unmögliche Mädchen John Thomas nicht nur unter die Fittiche, sondern auch unter den Pantoffel genommen hatte.
    Er konnte nicht zulassen, daß man dieses einzigartige Exemplar vernichtete. Die Bittschrift der alten Gifthexe konnte man ignorieren, weil sie aus reiner Bosheit gestellt worden war. Und was die andere betraf, so würde er dem Polizeichef unter vier Augen erklären, warum er sie vergessen sollte. Der groteske Vertreter der noch groteskeren Liga zur Erhaltung der Welt für

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