Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
Apparat. »Hallo, Bruder!«
»Hallo! Irgendwie musste ich deine Sekretärin ja austricksen.«
»Sie soll mir ja auch alle vom Leib halten, die mir nur die Zeit stehlen. Also, schieà los! Das heiÃt: Ich muss dir etwas sagen. Die Covenants sind wütend. Wenn wir so weitermachen, stornieren sie den Auftrag und gehen zu einer anderen Umzugsfirma.«
»Dann müsst ihr euch was überlegen. Es ist wichtig, dass ihr sie morgen noch den ganzen Tag in London festhaltet.«
»Ich weià wirklich nicht, ob ich das schaffe«, erwiderte Homer.
»Ich lege dreihundert Pfund drauf.«
»Abgemacht.«
»Wenn du merkst, dass sie trotzdem hierherfahren wollen, rufst du mich an, verstanden?«
»Verstanden. Du bist der Boss!«
»Nenn mich bitte nicht so!«
»Wie du willst, Bruderherz!«
»Guten Tag!« Nestor knallte den Hörer auf die Gabel. Dieser Mann war nervtötend, aber immerhin schlau genug, nicht allzu viele Fragen zu stellen. Ihn hatte es nicht interessiert, warum er dafür bezahlt wurde, einen Umzug möglichst langsam abzuwickeln.
Nestor lief nervös im Zimmer auf und ab. Dann kehrte er zum Telefon zurück, nahm wieder den Hörer in die Hand und wählte eine weitere Nummer. Er konnte sie immer noch auswendig. Trotz all der Jahre, die inzwischen vergangen waren.
Am anderen Ende der Leitung klingelte es.
»Er wird mich nicht hören«, murmelte der alte Gärtner und fing an mit den Fingern auf der Tischplatte herumzutrommeln.
Als er schon auflegen wollte, meldete sich eine tiefe, hohl klingende Männerstimme. »Was gibtâs?«
»Hallo, Leonard«, sagte Nestor.
»Was verschafft mir die Ehre?«, erwiderte Leonard Minaxo, der Leuchtturmwärter von Kilmore Cove.
»Die Schlüssel sind zurückgekehrt.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
»Wie viele?«, unterbrach Leonard dann die Stille.
»Vier plus einer. Vielleicht auch plus zwei.«
»Wer hat sie wieder in Umlauf gebracht?«
»Ich weià es nicht. Aber sie sind in Kilmore Cove.«
»Wer hat sie?«
»Zwei Jungen und ein Mädchen. Und Oblivia.«
»Und auf welcher Seite stehen die Jungen und das Mädchen?«
»Sie sind gerade dabei, das herauszufinden.«
Aus der Gegensprechanlage erklang eine muntere weibliche Stimme. Nachdem Jason, Julia und Rick darum gebeten hatten, mit Doktor Bowen sprechen zu können, wurde der Summer betätigt und das Gartentor ging auf. Ein gepflegter weiÃer Kiesweg führte über den Rasen zum Haus.
»Wow, hier steht ja jemand total auf Gartenzwerge.« Julia rollte mit den Augen. Aber nicht nur die kleinen bunten Figuren waren ihr sofort aufgefallen, sondern auch eine Schaukel, deren Seile mit Plastikschleifen verziert waren, ein Brunnen aus Kunststoff mit einem Eimerchen und eine für die Gartenarbeit vollkommen ungeeignete Schubkarre, in der Petunien blühten.
»Hallöchen, Kinder, hierher!«, trällerte ihnen von der Haustür dieselbe Stimme entgegen, die schon aus der Gegensprechanlage ertönt war.
Der weiÃe Kies mündete in einen mit Terrakottafliesen gepflasterten Hof. Die Tür öffnete sich, ein dahinterhängendes Windspiel erklang und eine Frau kam heraus. Sie war blass und mager und ihre perfekt gestylte und hochaufgetürmte Frisur sah aus, als könnte ihr kein Wind etwas zuleide tun. Sie hielt vier Frotteepantoffeln in den Händen. Als sie die drei sah, rief sie nur »Oh!« und kehrte ins Haus zurück, um ein weiteres Paar zu holen.
Jason und Rick wichen rasch einen Schritt zurück und überlieÃen es Julia, den Grund ihres Besuch zu erklären.
»Guten Tag, Mistress Bowen«, begann Julia. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Wir wollten zu Ihrem Mann, weil â¦Â«
»Nein, meine Lieben, ihr stört doch nicht!«, fiel die Frau ihr ins Wort. »Aber könntet ihr bitte die Pantoffeln überziehen, wenn ihr reinkommt? Ich habe gerade die FuÃböden gebohnert.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Julia.
Mrs Bowen beaufsichtigte den Schuhwechsel. Dann blieb ihr Blick an den hässlichen Grasflecken auf Jasons Sachen hängen. »Wie ist das denn passiert?«, fragte sie besorgt.
Jason schilderte kurz seine halsbrecherische Fahrt. Mrs Bowen schüttelte mitfühlend den Kopf und meinte dann: »Du Ãrmster! Warte einen Augenblick, ich bin gleich zurück!« Sie lief
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