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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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»Verräter! Warum hast du mich bloß in diese Situation gebracht?«
    Gemeint war natürlich Manfred, der Mann mit der Narbe, den sie am Strand gefunden, nach Hause gebracht und liebevoll gesund gepflegt hatte.
    Der Mann, dessen Fieberträume von Reisen nach Venedig, nach Ägypten und an andere exotische Orte sie so fasziniert hatten. Fasziniert und hereingelegt!
    Gwendalines Zorn wuchs. Sie klammerte sich wieder an das Lenkrad. Dabei war die Sache längst gelaufen: Sie waren zu dritt zur Villa Argo hinaufgefahren und Gwendaline war allein wieder in den Ort zurückgekehrt. Jetzt war es zu spät herauszufinden, welche Absichten Oblivia und Manfred verfolgten.
    Sie konnte sich nur noch entschuldigen und für eventuell entstandene Schäden aufkommen.
    »Denk doch mal nach, Gwendaline …«, ermahnte sich die junge Friseurin. »Wenn ich das meiner Mutter erzähle …« Doch sie führte diesen Gedanken lieber nicht weiter aus. »Wenn ich sofort bei den Covenants anrufe oder wieder zu ihnen hinauffahre … Als Kunden wäre ich sie dann natürlich los, so viel steht fest. Und wenn ich stattdessen bei der Polizei anrufe?«
    Das wäre eine Möglichkeit. Aber die Polizisten von Kilmore Cove würden ihre Stimme am Telefon sofort wiedererkennen. »Pater Phoenix!«, rief die Friseurin mit einem Mal erleichtert.
    Sie startete den Motor, stellte endlich die Scheibenwischer ab, wendete das Auto mitten auf der Straße und hätte dabei beinahe eine von Miss Biggles’ Katzen erwischt, die sich fauchend auf eine Straßenlaterne rettete.
    Gwendaline hatte schon seit Jahren nicht mehr mit dem Pfarrer gesprochen, aber in diesem Augenblick war sie überzeugt davon, auf diese Weise ihr Gewissen erleichtern zu können.
    Außerdem war auf Pater Phoenix Verlass.
    Er würde das, was sie ihm anvertraute, niemandem verraten.



Je weiter sie gingen, desto sicherer fühlte sich Jason auf dem Wehrgang und desto schneller kamen sie voran.
    Julia sagte nicht viel. Sie betrachtete die nächtliche Landschaft, die sich scheinbar grenzenlos wie ein schwarzes Meer zu ihren Füßen erstreckte.
    Jason dagegen hütete sich, nach unten zu schauen. Er richtete seinen Blick auf die Festungsanlage und sah Dutzende von Dächern, Gebäuden, Bögen, Statuen und Brunnen, Türmen, hohen Bäumen, größeren und kleineren Innenhöfen, Kolonnaden und Gassen, Schornsteinen und Fenstern.
    Kurz bevor sie die zweite Terrasse erreichten, hörten die Zwillinge schon das auf ihr brennende Feuer knistern. Lautlos schlichen sie weiter.
    Sie stießen auf einen zweiten Soldaten, der ebenfalls reglos am Boden lag. Gleich hinter ihm war eine steile, in den Stein gehauene Treppe. Sie führte nach unten, zu einer Gasse innerhalb der Festungsanlage.
    »Gehen wir hier weiter?«, fragte Julia.
    »Ich weiß nicht. Lass uns erst mal in Ulysses Moores Notizbuch nachsehen.« Jason setzte sich und schlug das Heft auf. Er blätterte darin herum, bis er zu dem Teil kam, in dem der innere Bereich der Festung beschrieben wurde. Auf den Seiten waren viele kleine Karten, in die mit rotem Stift Wege eingezeichnet worden waren. An den Abzweigungen standen kurze Beschreibungen: »nach rechts«, »nach unten«, »such die kleine Tür«.
    Jede dieser Strecken begann und endete mit einem roten X und der Bezeichnung eines Ortes.
    »Vom Tickenden Laden zur Küche der Tausend Feuer«, las Jason aus dem Notizbuch vor. »Vom Laden von Meister Blech zur Treppe des Beobachters, vom Saal des Großen Rats zur Bibliothek der Klagen … Was sind das bloß für Orte?«
    Julia kniff die Augen zusammen und sah sich nach einem Orientierungspunkt um. Sie zeigte ihrem Bruder zwei Türme, die sich dunkel vom helleren Hintergrund des Himmels abhoben.
    Jason blätterte immer hastiger in dem Notizbuch herum. »Garten der Kleinen Pfaue, Keller des Lügners, Großer Kamin, Saal der Grauen Bälle, Palast der Schreienden Kissen … Hier steht nirgends etwas von Türmen.«
    »Vielleicht von Terrassen?«, überlegte Julia.
    »Triefende Terrasse? Balkon der Vier Winde? Sims des Müden Adlers?«
    »Such mal den Kreuzgang.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Was ist eine gute Idee?«, fragte Julia.
    »Nach dem Kreuzgang zu suchen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du nach dem Kreuzgang suchen sollst!«, erwiderte Julia verdattert.
    Jason sah von dem Notizbuch auf. »Es ist trotzdem eine gute Idee.«
    Das flackernde Feuer ließ ihre Schatten an der Wand tanzen.
    »Der Kreuzgang der Verlorenen Zeit!«, rief Jason triumphierend und hielt

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