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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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zurück.
    »Du schon«, sagte Rigobert zu Julia. »Und du auch, wenn du dir etwas Mühe gibst«, meinte er schließlich an Oblivia gewandt.
    »Nein, ich will nicht«, beschloss die Unternehmerin. »Ich habe nicht die Absicht, in einem unterirdischen Abfluss zu ersticken.« Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. »Allein schon bei dem Gedanken wird mir schlecht.«
    Julia bekam bei der Vorstellung, in dieses Loch hinunterzusteigen, ebenfalls eine Gänsehaut.
    Rigobert zuckte mit den Schultern. »Das hier ist der einzige Ausweg. Ich gehe jetzt. Wer will, kann mitkommen.«
    Julia biss sich auf die Unterlippe. »Weißt du, wie man zum Kreuzgang der Verlorenen Zeit gelangt?«, fragte sie Rigobert. Es war der Treffpunkt, den sie für den Notfall mit Jason vereinbart hatte, bevor sie sich im Webstuhl versteckt hatten.
    »Ja«, antwortete der Dieb.
    »Wenn ich dir folge, kannst du mich dann dahin bringen?«
    »Hey! Langsam, langsam«, mischte sich Oblivia ein. Sie packte Rigobert bei den schmalen Schultern. »Könntest du nicht einfach durch das Loch fliehen und uns dann befreien?«
    »Nein«, erwiderte der Dieb. »Das ist zu gefährlich. Niemand, der aus dem Gefängnis entkommen konnte, würde freiwillig dorthin zurückkehren.«
    »Aber ich würde dich dafür bezahlen!« Oblivias Stimme nahm einen hysterischen Unterton an.
    Rigobert schüttelte den Kopf und löste sich schnell aus Oblivias Griff. »Ich gehe jetzt.« Er setzte sich auf den Rand des Lochs.
    »Mädchen, was ist mit dir? Wirst du zurückkommen und mich befreien?«, fragte Oblivia.
    Manfred hüstelte, um seine Chefin daran zu erinnern, dass er auch noch da war.
    Julia wusste nicht, was sie antworten sollte.
    »Du wirst uns doch nicht hier drinnen verfaulen lassen, oder? Du bist ein gutes Mädchen, nicht wahr?«, fuhr Oblivia fort.
    »Ich gehe jetzt« verkündete Rigobert noch einmal und verschwand in dem Loch.
    Mit einem Satz war Julia neben der Latrine. »Warte!«, rief sie und ließ sich mit eng an den Körper gepressten Armen in den grauenvoll stinkenden Schacht hinunter. »Ich schaffe es«, murmelte sie vor sich hin. Der Gestank wurde immer unerträglicher und Julias Magen begann zu rebellieren. »Ich schaffe es … Ich schaffe es«, wiederholte sie.
    »Natürlich schaffst du es!«, rief Oblivia, die plötzlich oben am Latrinenrand aufgetaucht war. »Komm bitte nachher zu uns zurück, ja? Ich werde dir dann alle Schlüssel geben! Alle!« Das nun immer lauter werdende Rauschen des Wassers überdeckte Oblivias Stimme.
    Julia kämpfte gegen ihre Übelkeit an. Immer tiefer rutschte sie im Schacht hinunter, bis ihre Zehen plötzlich den Kontakt mit den Schachtwänden verloren und sie in einen wilden Strom stürzte.
    Mit einem kräftigen Schwimmstoß erreichte sie die Oberfläche. Sie öffnete die Augen, holte tief Luft und tastete im Dunkeln die Oberseite des unterirdischen Kanals ab. Es war gerade so viel Platz, dass sie Mund und Nase aus dem Wasser strecken konnte. Ihr Herz klopfte wie wild. »Rigobert!«, rief sie.
    Etwas Kaltes packte sie an der Hand. Julia schrie erschrocken auf. Dann erst merkte sie, dass es Rigobert war, der sie festhielt.
    »Hast du das gehört?«, sagte Oblivia zu Manfred.
    »Nein«, erwiderte dieser.
    »Wozu frage ich dich überhaupt?«, spottete sie. »Du würdest nicht einmal … nicht einmal …« Ihr fiel einfach kein Vergleich ein, mit dem sie ihre ganze Verachtung ausdrücken konnte. Deshalb beschränkte sie sich auf die Feststellung: »Das Mädchen ist unten angekommen.« Dann drehte sie sich um. »Sie hat es geschafft! Es ist wirklich möglich! Und jetzt fliehen sie! Sie sind dabei, aus diesem ekelhaften Gefängnis zu entkommen!« Oblivia schien sich in einen hysterischen Anfall hineinzusteigern.
    »Super«, entgegnete Manfred kühl.
    »Ah, da spricht Supermann! Warum unternimmst du nichts, Manfred?«
    »Ich passe nicht in dieses stinkende Loch.«
    »Ach, es ist dir wohl nicht fein genug!«, schimpfte Oblivia. »Vielleicht erinnerst du dich daran, aus welchem stinkenden Loch ich dich damals geholt habe.«
    »Ich hatte einen ganz normalen Beruf«, entgegnete Manfred und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Verstehe. Und um ein bisschen was dazuzuverdienen, hast du Münzen aus Gullys gefischt.«
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel dabei im Laufe eines Tages zusammenkam.«
    »Du bist ein Versager! Ein vollkommen nutzloser Versager«, zischte Oblivia. »Ich verfluche den Tag, an dem ich dich aus der Kartei der

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