Ulysses Moore – Die Insel der Masken
Ventilator hielt, damit die Tinte trocknete. »Hast du gesehen? In weniger als fünf Minuten hat mir die Alte Eule aus den Archiven alles herausgeholt, was sie zu bieten hat.« Er ordnete die Lochkarten wieder ein und übergab Rick die Ergebnisse seiner Suche.
Rick warf einen Blick auf die Unterlagen. Als Erstes fiel ihm eine lange Liste sämtlicher Mitglieder der Familie Moore ins Auge.
Fast sofort entdeckte er die beiden Namen, die ihn am meisten interessierten.
Rathaus von Kilmore Cove
Einwohnermeldeamt, Archiv
1) Moore, Ulysses, geboren in E d inburgh (Großbritannien). 63 Jahre. Verheiratet mit Moore (Mä d chenname Sauri), Penelope, vermutlich verstorben (Unfall: Sturz von den Klippen von Kilmore Cove)
2) Moore (Mä d chenname Sauri), Penelope, geboren in Vene d ig (Italien). 57 Jahre. Verheiratet mit Moore, Ulysses, vermutlich verstorben (Unfall: Sturz von den Klippen von Kilmore Cove)
Familienstan d : Offizielle To d eserklärung steht noch aus.
Erben oder weitere Verwan d te bis zum sechsten Gra d : Keine
Testamentsvollstrecker: Nestor Mac D ouglas
Fred Halbwach hatte seinen Schalter verlassen, war hinter Rick getreten und lugte ihm über die Schulter. »Bei diesen Klippen muss man wirklich ganz schön aufpassen, nicht wahr?«, bemerkte er. Dann erklärte er, warum auf dem Blatt »Offizielle Todeserklärung steht noch aus« stand. »Das ist gesetzlich so vorgeschrieben: Wenn die Leiche eines Verstorbenen nicht gefunden wurde, müssen vom Tage des Verschwindens an mindestens zehn Jahre vergangen sein, ehe er offiziell für tot erklärt werden kann.«
»Sind ihre Leichen denn nie gefunden worden?«
»Die See hat sie behalten.«
»Also sind sie, technisch gesehen, nicht wirklich tot?«
»Sagen wir besser, dass unser Archiv es sehr genau nimmt, aber ... Die Klippen von Kilmore Cove sind tödlich. Die Strömung muss sie ins offene Meer getrieben haben, und es ist anzunehmen, dass sie von den Fischen aufgefressen wurden. Eine hässliche Geschichte.«
Rick musste an seinen Vater denken, an die starken Meeresströmungen. »Vielleicht irrt sich das Meer gelegentlich auch mal.«
»Ja, klar, es ist nicht so zuverlässig wie die Alte Eule! In den dreißig Jahren, in denen ich hier gearbeitet habe, hat sie keinen einzigen Fehler begangen. Wenn man einmal davon absieht, dass sie immer den Buchstaben D durchstreicht. Aber ich glaube eher, das ist so etwas wie ihr Markenzeichen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie ist eine der letzten Maschinen, die Dedalus hier baute, bevor er wegging. Erinnerst du dich noch an den Uhrmacher, der spurlos verschwand?«
Rick stockte der Atem. »Heißt das, dass hier im Einwohnermeldeamt von Kilmore Cove eine Maschine steht, die Peter gebaut hat?«
»Ja, natürlich, die Alte Eule! Sie verwaltet sämtliche Unterlagen des Archivs und findet immer alles, was man braucht. Ein wahres Juwel! Diese alte Maschine ist wesentlich besser als sämtliche Computer und sonstige elektronische Teufeleien. Sie funktioniert rein mechanisch und läuft sogar im Dunkeln, ohne Licht.«
Rick betrachtete die Blätter in seiner Hand mit neuen Augen. Dann fiel ihm etwas ein. »Könnten wir noch eine zweite Recherche durchführen?«
Gedämpft erklangen in diesem Moment die Glocken von St. Jacob’s.
»Hmm ... eigentlich haben wir jetzt geschlossen, aber ...ich könnte eine Ausnahme machen, vorausgesetzt, es geht schnell. Um wen handelt es sich?«
»Um Peter Dedalus«, antwortete Rick.
Julia wurde langsam nervös. »Muss das denn wirklich sein?«, fragte sie ihren Bruder. »Wir müssen doch gleich los.«
»Ich bin schon fast fertig«, erwiderte Jason. »Ich mache nur das, was auf Seite fünfundsechzig steht.«
Einen Augenblick lang überlegte Julia, in dem Handbuch nachzuschauen, ob wirklich davon die Rede war, man solle die Türen des Hauses mit Eiweiß bestreichen und in den Fluren Mehl ausstreuen. Dann beschloss sie ihren Bruder sofort zu stoppen. »Mama wird sehr wütend werden.«
Jason schüttelte den Kopf. »Sie wird nichts davon mitbekommen. Wir sind lange vor ihr zurück und können in Ruhe alle Fallen entfernen.«
»Fallen für Gespenster.« Julia schlug die Hände vors Gesicht. »Und Nestor? Was ist mit Nestor?«
»Mach dir um den keine Sorgen. Er ist damit einverstanden.«
Sobald er die Badezimmertür präpariert hatte, riss Jason seiner Schwester ein Haar aus.
»Aua! Was tust du da?«
»Das wirst du gleich sehen«, erwiderte ihr Bruder. Er drückte das Haar an Türpfosten
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