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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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gegen ein Ungeheuer aus Schatten gekämpft und sind aus dem Dunkeln ins Licht zurückgekehrt. Es als ›sensationell‹ zu bezeichnen, wäre noch eine Untertreibung. Glauben Sie mir, es war wirklich so.«
    »Euch glauben?«, polterte Voynich. »Ich würde euch ja gerne glauben. Aber Worte sind eben nur Worte. Ich höre immer nur Worte, bekomme aber kein Notizbuch zu sehen. Was ich hier um mich herum sehe, ist ein altmodischer, verstaubter kleiner Salon in einem Haus über den Klippen, dessen Fenster und Läden der Wind …«
    WUMMPPS
! Genau in diesem Augenblick riss der Wind das Fenster des Turmzimmers im obersten Stockwerk auf.
    Der Wind fuhr heulend durch das Treppenhaus und quoll wie Wasser durch die Ritzen unter den Türen der Villa.
    Julia stand als Erste auf.
    Sie nahm die Schachtel mit den Schlüsseln, die ebenfalls in der Tasche gewesen war, öffnete sie und holte behutsam und beinahe ehrfürchtig die vier Schlüssel der Villa Argo heraus.
    »Wenn Sie etwas mit eigenen Augen sehen müssen, um sich überzeugen zu lassen, Mister Voynich, dann machen Sie sich mal auf etwas gefasst. Denn dort unten weht ein heftiger Wind.«

Kapitel 28
Verfolgungsjagd
    Julia Covenant, dachte der kleine Flint.
    Er hatte etwas gesehen, das ihn veranlasst hatte, stehen zu bleiben.
    »He!«, rief er den anderen beiden hinterher, die vor ihm schnell wie die Hasen die Küstenstraße hinunterrasten. Doch weder der mittlere noch der große Flint achteten auf ihn. Was sie vorhin im Haus gesehen und gehört hatten, hatte ihnen eine derartige Angst eingejagt, dass sie wahrscheinlich bis zur totalen Erschöpfung weiterrennen würden.
    Und auch er wäre weitergelaufen, wenn er nicht aus den Augenwinkeln das Mädchen gesehen hätte, das ihm noch mehr Herzklopfen verursachte als seine Angst.
    Eigentlich hatte er sie ja gar nicht richtig
gesehen
.
    Er hatte
geglaubt
, sie gesehen zu haben.
    Sofort nachdem er durch das Gartentor der Villa Argo geflitzt war, hatte der kleine Flint einen letzten Blick über die Schulter geworfen, in jenen Park hinein, der in seiner Vorstellung von Gespenstern bevölkert war. Und es war ihm vorgekommen, als habe er eines zwischen den Bäumen hindurchgehen sehen.
    Ein Gespenst mit honigfarbenem Haar.
    Es hatte lange gedauert, bis er diese Gestalt und dieses Haar mit etwas Bekanntem in Verbindung gebracht hatte. Und schließlich war er zu der Erkenntnis gelangt, dass er gar kein Gespenst gesehen hatte, sondern Julia Covenant.
    Als dieser Name warm und leuchtend aus den Tiefen seines verwirrten Verstandes auftauchte, blieb der kleine Flint stehen.
    Einen Augenblick lang hatte er daran gedacht, Julia Covenant vor dem Gespenst zu warnen. Als er sich wieder umdrehte, um weiterzulaufen, fiel ihm allerdings ein, dass Julia Covenant ja schon seit einer ganzen Weile in der Villa lebte. Sie kannte sie also gut.
    Und deshalb müsste sie eigentlich wissen, dass darin ein Gespenst lebte.
    Es könnte aber natürlich auch sein, dass es gar kein echtes Gespenst gewesen war, sondern … ein Trick, um sie zu verjagen.
    Jetzt, wo er darüber nachdachte, kam es ihm komisch vor, dass Julia ausgerechnet nun, wo sie die Villa anzünden wollten, im Park der Villa herumlief. War sie alleine oder war auch ihr Bruder da?
    Oder, noch schlimmer: Rick Banner?
    Der rothaarige Verräter …
    Der kleine Flint vergaß seine Angst. Und seine Cousins konnten seinetwegen bis Schottland rennen. Er beschloss, zu der geheimnisvollen Villa zurückzukehren.
    Als er das Gartentor erreichte, stellte er überrascht fest, dass sich die Lage in der Villa Argo innerhalb von Minuten von Grund auf verändert hatte. Die Haustür des Gärtnerhauses war geöffnet worden. Die beiden Schere-Brüder schlenderten nicht mehr in diesem gespenstischen Park herum. Er war inzwischen vollkommen menschenleer und kam ihm dadurch nur noch unheimlicher vor.
    Zögernd ging er ein paar Schritte hinein, blieb dann aber sofort wieder stehen. Er war vor Angst wie gelähmt. Er hatte Schreie gehört. Eine fremde Stimme, die nicht menschlich klang und unverständliche Laute brüllte.
    Wieder verspürte er den Drang zu fliehen. Ein für alle Mal weit weg von diesem verfluchten Haus zu laufen und alle Geister hinter sich zu lassen, die dort wohnten. Dann aber wurde ihm allmählich klar, dass ihm die Stimme doch bekannt vorkam. Es war die Stimme von Dr. Bowen.
    Vorsichtig und sich ständig nach allen Seiten umschauend, schlich der kleine Flint in die Richtung, aus der die Schreie zu kommen

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