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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Ziegeldecke, dem ältesten Raum des Hauses. Ein aufdringlicher Wind, der vom Meer hereinwehte, machte den Aufenthalt darin ziemlich ungemütlich. Die Fenstertüren im Erdgeschoss standen sperrangelweit offen und der Regen trommelte gegen ihre Scheiben.
    Julia, Rick, Tommaso, die beiden Brüder Schere und Voynich saßen im Kreis um einen Tisch herum und alle machten undurchschaubare Gesichter, wie Pokerspieler.
    Der Chef der Brandstifter nahm das Manuskript so hastig an sich, als befürchte er, dass es ihm die Gebrüder Schere sonst wegnehmen würden, und legte es vor sich auf den Tisch.
    Sogar von diesem Zimmer aus hörten sie noch Dr. Bowens Protestschreie. Sobald das Telefon wieder funktionierte, würden sie die Polizei anrufen.
    Im Augenblick aber waren andere Dinge wichtiger.
    Malarius Voynich ergriff das Wort. »Ihr habt versprochen, mir alles zu erzählen, was ihr über diese Türen wisst. Natürlich interessiert mich vor allem das, was nicht in den Büchern steht.«
    »Wollen Sie nicht lieber wieder weggehen und so tun, als ob nichts geschehen wäre?«, schlug Julia verwegen vor.
    Der Chef der Brandstifter verneinte barsch. »Ich will nicht weggehen. Und selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht, denn mein Auto ist von einer Flutwelle ins Meer hinausgespült worden. Ich möchte diesen Ort hier begreifen und verstehen, warum er so anders ist.«
    Die zwei Kinder aus Kilmore Cove und ihr Freund aus Venedig wechselten besorgte Blicke.
    Sie hatten zwei Alternativen. Die erste bestand darin, ihre Waffen – den Schirm und die Harpunengewehre – einzusetzen, um die Brandstifter zu zwingen, das Städtchen zu verlassen. Dadurch aber würden sie sich die Brandstifter zu Feinden machen, was schlimme Folgen haben könnte, wenn sie ihnen eines Tages wieder begegneten. Die zweite Alternative war, ihnen alles über die Türen zur Zeit zu erzählen.
    Eine Weile herrschte eisige Stille.
    Malarius Voynich hob eine Hand. »Langsam habe ich diese Spielchen satt.«
    Er nahm Morice Moreaus Notizbuch aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Dieses Buch hat mich hierhergeführt. Ihr müsstet mindestens ein Exemplar davon haben.«
    Julia nickte. Sie öffnete Nestors Tasche und begann, darin herumzuwühlen, fand das Gesuchte aber nicht. »RICK! Das Notizbuch ist verschwunden!«, rief sie erschrocken.
    »Wie, verschwunden?«
    Julia kippte den gesamten Inhalt der Jägertasche auf den Tisch. Es war kein Notizbuch dabei.
    »Das verstehe ich nicht.« Ratlos schüttelte sie den Kopf. »Es war doch vorhin noch drin, auch als …« Sie brach mitten im Satz ab und sah Rick an. »Jason!«
    Rick fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Aber warum?«
    Doch sie hatten jetzt keine Zeit zu überlegen, was schiefgelaufen sein könnte.
    »Das fängt ja schon gut an«, knurrte Malarius Voynich. »Vielleicht sollte ich doch mal rübergehen und mich mit dem Doktor unterhalten.«
    »Nein!« Rick sprang auf. »Wenn das Notizbuch nicht hier ist, bedeutet das, dass wir es nicht haben.«
    »Mein Bruder hat es herausgenommen«, erklärte Julia.
    »Und das andere Exemplar hat Anita«, sagteTommaso.
    Voynichs Finger trommelten auf seinem Notizbuch herum. Er kannte die beiden: Jason Covenant und er hatten über die Seiten des Fensterbuchs schon einige »Unterhaltungen« geführt. Und Anita war die Tochter der Restauratorin, der er den Auftrag gegeben hatte, die Bilder in Moreaus Haus in Venedig zu erneuern. »Gut. Und wo sind die beiden jetzt?«
    »Ich glaube, sie befinden sich in Kilmore Cove«, antwortete Julia.
    »Ihr tischt mir hier einen Haufen Lügen auf«, fauchte Voynich, der mittlerweile völlig die Geduld verloren hatte. »Es ist doch besser, ich gehe auf Bowens Vorschlag ein. Im Grunde gibt es dann eben ein altes, heruntergekommenes Haus weniger und man kann es endlich durch eine moderne Villa ganz ohne Geheimnisse ersetzen.«
    »Ich fürchte, da irren Sie sich«, warf der Lockenkopf ein und schluckte gleich darauf nervös. Zum allerersten Mal hatte er es gewagt, seinem Chef zu widersprechen. Aber jetzt hatte er es gewagt, da konnte er genauso gut fortfahren. »Mein Bruder und ich, wir haben es mit eigenen Augen gesehen. Sag du es ihnen auch!« Der Lockenkopf stieß seinen Bruder mit dem Ellbogen an. Dieser schien zuerst nicht den Mund aufmachen zu wollen. Dann aber seufzte er und meinte: »Wir haben eine Tür zur Zeit durchquert, Doktor Voynich. Wir sind in ein goldenes Labyrinth gelangt, das von schwärzester Finsternis umgeben war. Wir haben

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