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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Kopf.
    »Ach was, nimm schon«, sagte Bowen, ergriff die Hand des Jungen und drückte das Bündel Scheine hinein. Dann gab er ihm einen kräftigen Klaps auf die Schulter. »Und jetzt lauf! Los! Beweg dich!«
    Ohne sich weiter um den Jungen zu kümmern, knöpfte er sein Hemd über der Brust auf und holte einen Schlüssel hervor, den er an einer Goldkette um den Hals trug.
    Es war ein Schlüssel mit einem kunstvoll verzierten Griff.
    Ein Griff, der die Form einer Gruppe von drei Schildkröten hatte.

Kapitel 29
Das Feuer
    »Was … was machst du da?«, fragte Mr Bloom. Benommen starrte er auf die Decke des Flurs, die über ihm vorüberzog.
    Anita schob das Rollbett den Flur entlang. Sie wollte, dass ihr Vater unten bei den anderen war. Nun blieb sie stehen und legte ihm ein feuchtes, kühles Tuch auf die Stirn. »Du hattest gesagt, ich soll das tun, was ich für richtig halte, Papa. Und ich finde es richtig, bei euch zu bleiben und dafür zu sorgen, dass es euch gut geht.«
    Sie hatte Ricks Mutter Bescheid gegeben, und diese war gemeinsam mit drei anderen Freiwilligen in den ersten Stock gelaufen, um dem Mädchen zu helfen, die drei »Schlafmützen« nach unten in den großen Saal zu bringen. Anita hatte nichts von dem Mittel gesagt, mit dem Dr. Bowen vermutlich seine Opfer betäubt hatte. Doch es war ihr zu gefährlich erschienen, allein mit den dreien oben in dem Archivraum zu bleiben: Der Arzt könnte jederzeit zurückkehren.
    Während des Transports hatte Black angefangen, im Schlaf zu wimmern und zu stöhnen, und Nestor hatte sogar ein paar Male die Augen geöffnet.
    Zwischendurch hatte Anita immer mal wieder an Jason gedacht. Er schien spurlos verschwunden zu sein. Er war allein losgezogen, um sein Abenteuer zu erleben, so als ob das wichtiger wäre als alles andere.
    Wichtiger als sie, als ihr Vater, als die Menschen, die er kannte und die nun verletzt waren und eigentlich seine Hilfe brauchten.
    Anita dachte auch darüber nach, dass sich Jason bei der Überschwemmung überhaupt keine Sorgen um seine Eltern gemacht hatte und nicht besorgt war. Er hatte sich nicht gefragt, ob sie unversehrt geblieben waren oder ob sie ihn brauchten.
    Nein, Jason Covenant war entschieden nicht ängstlich. Und auch nicht sentimental.
    Er war ein Abenteurer, ein verwegener Abenteurer, das stand fest. Und gleichzeitig war er einfach nur dumm.
    Wenn er nachgekommen wäre, hätten sie für alles genügend Zeit gehabt. Sie hätten sich um ihren Vater und um Nestor kümmern und dann zusammen zur Villa Argo gehen können. Oder auch weiterhin versuchen können, das Geheimnis der Villa Argo zu ergründen und das Sterbende Dorf zu retten.
    Sie hatten sich geküsst. Und sie hätten das sicher auch noch häufiger tun können.
    Wenn Jason nur kein Verräter gewesen wäre – und dadurch nun alles zerstört hatte. Doch wahrscheinlich hatte ihm das Geheimnis der Türen keine Ruhe mehr gelassen.
    Löse es selbst, das Rätsel der Türen, Covenant, hätte Anita ihm gesagt, wenn er jetzt vor ihr gestanden hätte. Ich kehre nach Venedig zurück. Zu meiner kleinen Katze Mioli. Und zu meinen Eltern. Du musst allein weiterreisen. Und wirst bald sehen, wie langweilig und einsam das ist.
    Ohne es zu wollen, musste sie lächeln. Sogar der alte Brummbär Nestor hatte zu reisen aufgehört, nachdem er seine Frau und seine Freunde verloren hatte. Was für einen Sinn hatte es, unglaubliche Dinge zu sehen und zu erleben, wenn man niemandem davon erzählen konnte? Welchen Sinn haben erträumte Orte, wenn man ganz allein davon träumt?
    Aus all diesen Gründen war Anita in Kilmore Cove geblieben: um sich um ihren Vater, um Nestor und um Black Vulcano zu kümmern. Um sich zu vergewissern, dass es ihnen gut ging. Und um sie vor dem gefährlichen Dr. Bowen zu schützen.
    Und weil sie es satthatte, Jason Covenant auf seinen sinnlosen Reisen zu begleiten.
    »Es wird alles wieder gut, Papa«, beruhigte sie ihren Vater, als er sich in dem Saal mit den vielen Betten umzusehen begann. »Du bist bald wieder auf den Beinen und dann rufen wir Mama an.«
    »Gibt es … Schwerverletzte?«, fragte Mr Bloom, der inzwischen schon wesentlich wacher wirkte als vorhin.
    »Nein, zum Glück nicht. Die meisten haben nur Prellungen oder eine Gehirnerschütterung. Einige Leute haben sich etwas gebrochen.«
    Ricks Mutter rief nach Anita, und das Mädchen verabschiedete sich, um zu ihr zu gehen.
    Ihr Vater drückte ihre Hand. »Ich finde das gut … das, was du tust.«
    »Ich weiß, Papa.

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