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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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bist fantastisch! Entschuldige! Entschuldige bitte alles! Das ist phänomenal! Einfach unvorstellbar!«
    Oblivia suchte nach einem Taschentuch, putzte sich die Nase, tupfte sich die Lachtränen ab und ging ins Bad.
    »Jetzt gilt es, Villa Argo!«, rief sie siegesgewiss, als sie vor dem großen Spiegel stand. Endlich erkannte sie sich in ihrem Spiegelbild wieder: die wahre Oblivia Newton.
    »Jetzt brauche ich nur noch einen neuen Haarschnitt«, sagte sie lachend.
    Sie suchte in ihrer Garderobe nach eleganter und gleichzeitig sportlicher Freizeitkleidung. Nachdem sie sich umgezogen und dezent geschminkt hatte, ging sie in Manfreds Zimmer und holte aus seinem Schrank eine Baseballkappe, ein weißes Hemd und eine cremefarbene Hose mit schmalen schwarzen Streifen. Sie legte die Sachen aufs Bett. »Genau das Richtige für einen Friseurgesellen«, stellte sie fest.
    In einem Anflug von Großzügigkeit nahm sie aus der Schublade seiner Kommode auch eine der verspiegelten Sonnenbrillen mit, die er so gerne trug.
    »Manfred, mein kleiner Liebling«, murmelte sie spöttisch, »mit dieser Sonnenbrille wirst du wie ein richtiger Mann aussehen.«
    Sie packte alles in einen Rucksack und ging in die Garage hinunter. Und weil kein einziges Fahrzeug mehr da war, holte sie ihre alten Inliner hervor.
    Sie zog sie an und rollte damit hinaus auf die Straße. Bald hatte Oblivia sich wieder an den Bewegungsablauf gewöhnt und glitt kraftvoll und mühelos die Straße entlang.
    In Gedanken war sie so sehr mit ihren Plänen beschäftigt, dass sie die Alarmanlage nicht wieder einschaltete und sogar das Gartentor aufließ. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf die Vorstellung, wie sie noch an diesem Nachmittag um sechs Uhr gemeinsam mit der Friseurin Gwendaline Mainoff und deren neuem Gesellen Manfred die Villa Argo betreten würde.
    »Ein perfekter Plan. Ein wirklich erstklassiger Plan«, trällerte Oblivia vor sich hin, während sie auf dem Asphalt nur so dahinflog.



Der Mann, der da gemächlich auf den Bahnhof zuschlenderte, war Fred Halbwach, der Rathausbeamte, den Rick am Tag zuvor kennengelernt hatte. Er war groß und dünn und ging gebeugt, sodass er ein bisschen an einen Storch erinnerte, der auf einer Wiese nach Fröschen sucht. Fred bemerkte die drei erst, als sie praktisch schon vor ihm standen.
    »Hey, Kinder!«, begrüßte er sie. »Welch guter Wind hat euch hierher geweht? Was macht ihr hier?«
    »Ach, nichts ...«, antwortete Rick und stellte Fred und die Zwillinge einander vor. »Ich wollte ihnen nur den alten Bahnhof zeigen.«
    »Ja, natürlich«, meinte Fred. Er steckte die Hand in eine seiner offenbar ziemlich tiefen Hosentaschen und zog eine verknitterte Tüte mit Lakritzschnecken heraus. »Lakritze?«, fragte er und hielt den dreien die Tüte entgegen.
    »Nein, danke«, erwiderten sie im Chor.
    Fred steckte sich eine Lakritzschnecke in den Mund, schob die Tüte wieder in die Tasche, wühlte darin herum und zog dieses Mal einen Schlüsselbund hervor. »Na, da ist er ja.«
    Unerträglich langsam, wie Julia fand, sah Fred die Schlüssel durch. Dann, als erinnere er sich erst jetzt wieder daran, dass das Mädchen und die beiden Jungen vor ihm standen, fragte er: »Wie gefällt euch denn der Bahnhof?«
    »Und Sie? Was machen Sie hier?«, fiel ihm Julia ins Wort.
    Müde sah Fred zu dem verrammelten Haupteingang des Bahnhofs hinüber und zu dem großen Sprung im Verputz über der Tür, der bis zu der Uhr hinaufreichte. Er runzelte die Stirn. »Ich sollte mich wohl demnächst mal um diesen Riss kümmern, bevor der ganze Verputz runterkommt.«
    Den Schlüsselbund schwenkend, ging er auf den Eingang zu. »Ich?«, sagte er plötzlich, als ihm eingefallen war, dass Julia ihn etwas gefragt hatte. »Ich mache hier meine Arbeit.«
    Wieder suchte er die Schlüssel durch, bis er den passenden für das Vorhängeschloss fand. Er steckte ihn in das Schloss, das mit einem leisen Klick aufsprang, entfernte die Kette und drückte die Tür vorsichtig ein Stück weit auf, so als befürchte er, dass sie ihm entgegenfallen könnte.
    »Aber du arbeitest doch im Rathaus?«, fragte Rick verwirrt.
    Fred gab der Tür mit dem Fuß einen Stoß, gerade so kräftig, dass sein magerer Körper durch den Spalt hindurchpasste. »Ach, Kinder, wenn das meine einzige Arbeit wäre! Heutzutage braucht man mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen.«
    »Dürfen wir auch mit?«, bat Jason, als der Mann sich durch den Spalt schob.
    »Ja, klar«, erklang Freds

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