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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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›Zweimal die Woche‹, sagte er mir. Eine Sache von fünf Minuten. Bezahlung im Voraus, denn er kannte mich ja und wusste, dass ich es auch gewissenhaft erledigen würde. Ich sagte ihm, dass ich mit dem Archiv von Kilmore Cove schon sehr beschäftigt sei, und er meinte, er würde mir acht Pfund Sterling im Monat bezahlen. Darauf antwortete ich ihm: ›Abgemacht!‹ Anschließend sind wir in die Kneipe gegangen und haben unsere Vereinbarung gefeiert.«
    Immer noch schweigend hörten die drei ihm zu.
    »Dann habe ich ihn gefragt: ›Mein Freund, wann geht’s los?‹ Und er hat geantwortet, er würde gleich fahren, am nächsten Morgen. Nein, wartet mal, am Nachmittag, jetzt fällt es mir wieder ein. Mit dem Nachmittagszug.«
    »Mit dem Nachmittagszug?«
    »Ja, ja«, versicherte Fred Halbwach. »Genau das hat er gesagt: ›Mit dem Nachmittagszug.‹«
    »Aber war die Eisenbahnstrecke nicht schon stillgelegt?«
    »Du hast recht, Junge«, erwiderte Fred. »Nachmittags fuhren gar keine Züge mehr. Und vormittags auch nicht. Also hat er deshalb dabei gelacht ... Ach so! Er hat mir einen Streich gespielt. Donnerwetter! Und ich habe wirklich gedacht, er sei mit dem Zug abgereist ...« Fred starrte nachdenklich ins Leere. »Da hat er mich ja schön reingelegt, der alte Black. Mit dem Zug! So was!«
    »Könnte er vielleicht einen Sonderzug genommen haben?«, meinte Julia.
    »Wie denn?«, sagte Jason. »Auf der einen Seite hören die Schienen doch im Tunnel auf.«
    »Und auf der anderen Seite?«
    Die drei sahen Fred fragend an. »Weißt du, wo die Gleise auf der Seite von Crookheaven aufhören?«
    »Oh ja, sie hören in Crookheaven auf. Sie verlaufen bis zum Wald und dann ist da irgendwo Schluss. Ich glaube, da gibt es noch ein paar Weichen, aber das sind alles tote Gleise. Mein Bruder und ich gehen dort immer Pilze sammeln.«
    »Also gab es keinen Zug.«
    »Nein, nein. Wirklich keinen Zug. Ein netter Scherz ...« Fred schüttelte den Kopf. »Dabei weiß ich es noch genau, so genau, als ob es gestern gewesen wäre ... Ich bin mir auch ganz sicher, dass ich an dem Nachmittag, an dem er abreiste, die Klingel der Bahnschranke gehört habe. Diese Erinnerung hat sich mir sozusagen ins Gedächtnis eingebrannt, Kinder. Und außerdem hat mir Black sogar ein Pfund mehr gegeben, damit ich noch etwas für ihn mache.«
    »Was denn?«
    »Ich sollte es nur ein einziges Mal tun. Und es war ein bisschen komplizierter, als nur an den Ventilen zu drehen. ›Nur ein bisschen komplizierter‹, sagte er zu mir. Ich sollte alle Weichen der Schalttafel wieder in ihre ursprüngliche Position bringen. Und dann die Schalttafel abschalten, indem ich diesen Hebel bediente. Also so ...«
    Fred berührte die Hebel der Weichen und jedes Mal erklang ein leises Klick .
    »Klar«, sagte Jason. »Und als du sie ausgeschaltet hast, ... hast du da gesehen, ob irgendwo auf den Gleisen ein Zug stand?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, erinnerte sich Fred. »Es gab schon seit Jahren keine Züge mehr. Hier gab es nur eine Zahl.« Und während er das sagte, zeigte er den dreien eine leere rechteckige Anzeige unter der Schalttafel.
    »Was für eine Zahl?«, fragte Jason.
    Fred grinste. »Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe immer gewusst, dass mich das irgendwann jemand fragen würde. Dass er mich fragen würde: ›Hey, Fred, erinnerst du dich noch an diese Zahl? An die Zahl, die die Anzeige der Clark Beamish Station zeigte, bevor du sie ausgeschaltet hast?‹«
    »Und, erinnerst du dich an sie?«
    Fred Halbwachs Grinsen wurde noch etwas breiter. »Wisst ihr, ich habe ein gutes Gedächtnis. Und weil ich so ein gutes Gedächtnis habe, schreibe ich mir normalerweise nichts auf. Aber für diese Zahl habe ich eine Ausnahme gemacht.«
    Er kramte einen alten, abgegriffenen Geldbeutel aus der Hosentasche, holte eine Unmenge von Zetteln und Zettelchen hervor, wühlte in dem Zettelhaufen herum und fand endlich einen, der noch älter und verschlissener aussah als die übrigen.
    »So ein Mist!«, murmelte Fred Halbwach und hielt ihn gegen das Licht. »Es ist kaum noch etwas zu erkennen. 1374, würde ich sagen. Oder?«
    Fasziniert sahen Julia, Jason und Rick zu der Schalttafel hinüber. »Könnte es die Nummer eines Zuges sein?«, fragte Jason.
    »Glaubst du wirklich, dass Black mit einem Zug weggefahren ist?«, widersprach Julia. »Es ist nicht ganz einfach, mit einem Zug zu fahren, wenn es keine Schienen gibt.«
    »Wartet mal!«, rief Fred da aus. »Jetzt, wo ich darüber

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