Ulysses
nicht sprechen, nicht aufsehn.
Schnippisches Ding. Er stippte weitere Brotwürfel in den Fleischsaft und verzehrte die Niere Stück um Stück. Zwölf-sechs die Woche. Nicht gerade viel. Trotzdem, könnte ihr schlechter gehen.
Bühne der Music Hall. Junger Student. Er nahm einen schluck von dem kühleren Tee, um seine Mahlzeit herunterzuspülen. Dann las er den Brief noch einmal: zweimal.
Ach was: sie weiß schon auf sich aufzupassen. Aber wenn nicht? Nein, es ist noch nichts passiert.
Könnte natürlich aber. Das muß man abwarten, in jedem Fall. Ganz schön leckerer Happen geworden. Ihre schlanken Beine, wie sie die Treppe raufliefen. Schicksal. In der Reife jetzt. Eitel aber: sehr.
Er lächelte mit beunruhigter Zuneigung zum Küchenfenster hinüber. Der Tag damals, ich erwischte sie auf der Straße, wie sie sich in die Backen kniff, damit sie rot wurden. Anämisch ein bißchen.
Hat zu lange Milch gekriegt. Auf der Erin’s King damals rund um den Kish. Verdammter alter Kahn, mit seinem Geschlinger. Aber kein bisschen bange, sie. Ihr blaßblaues Umhängetuch lose im Wind wie ihr Haar.
Soviel Locken und Grübchenbacken,
Da kann einen glatt ja der Schwindel packen.
Strandmädchen. Zerrissener Umschlag. Die Hände in den Hosentaschen, ein Droschkenkutscher, singend, hat seinen freien Tag. Freund der Familie. Der Schwündel, sagt er. Pier mit Lampen, Sommerabend, Kapelle,
Die Mädchen, ja, die Mädchen, ja,
Die reizenden Mädchen vom Strand.
Auch Milly. Junge Küsse: der erste. Lange schon vergangen. Mrs. Marion. Lesend auf dem Rücken liegend jetzt, die Strähnen zählend ihres Haars, lächelnd, flechtend.
Eine leichte Wallung Bedauern, lief ihm über den Rücken nieder, sich verstärkend. Passiert ja doch einmal. Verhindern. Zwecklos: läßt sich nichts machen dagegen. Süße lockere Mädchenlippen.
Passiert unweigerlich auch. Er fühlte, wie die Wallung ihn überwältigte. Zwecklos, jetzt was dagegen zu tun. Geküßte Lippen, küssend geküßt. Volle klebrige Frauenlippen.
Doch besser, wo sie ist dort unten: weg. Muß Beschäftigung haben. Brauchte einen Hund zum Zeitvertreib. Eigentlich könnt ich ja mal runterfahren. Bankfeiertag im August, bloß zwo-sechs die Rückfahrkarte. Aber noch sechs Wochen bis dahin. Könnte vielleicht einen Pressefreischein. Oder durch M’Coy.
Die Katze hatte sich das ganze Fell geputzt und kehrte nun zu dem fleischfleckigen Papier zurück, schnüffelte daran und stakte zur Tür. Sie blickte sich nach ihm um und maunzte. Will raus. Warte vor einer Tür, sie geht manchmal auf. Laß sie warten. Hat den Zappel. Elektrisch. Gewitter in der Luft. Hat sich auch die Ohren ausgeputzt eben, den Rücken zum Feuer.
Er hatte ein Gefühl der Schwere, Fülle: dann spürte er, wie sich seine Eingeweide sanft lösten. Er stand auf und öffnete den Gurt seiner Hose. Die Katze maunzte ihn an.
- Miau! gab er zur Antwort. Warte, bis ich fertig bin.
Schwere: wird ein heißer Tag. Zuviel Mühe, extra nach oben zu kraxeln, die Treppe rauf.
Eine Zeitung. Er las gern beim Stuhlgang. Hoffentlich kommt nicht irgend so ein Affe vorbei und klopft, wenn ich grad.
In der Tischschublade fand er eine alte Nummer der Titbits . Er faltete sie unter die Achsel, ging zur Tür und öffnete sie. Die Katze sprang in weiten Sätzen die Treppe hinauf. Ah, wollte also nach oben, sich zusammenrollen auf dem Bett zu einem Ball.
Er lauschte und vernahm ihre Stimme:
- Komm, komm, Pussi. Komm.
Er ging durch die Hintertür hinaus in den Garten: blieb stehen dort, zum Nachbargarten hinüberzulauschen. Kein Laut. Vielleicht hängt sie Wäsche auf zum Trocknen. Oder sitzt irgendwo.
Mariechen saß auf einem Stein, einem Stein, einem Stein. Schöner Morgen.
Er bückte sich, um eine spärliche Reihe Grünminze zu betrachten, die an der Mauer wuchs. Hier eine Laube bauen. Türkische Feuerbohnen. Wilder Wein. Brauchte mal Dünger, das ganze Gelände, schäbiger Boden. Eine Lage Schwefelleber. Jeder Boden wird so, ohne Düngung.
Spülwasser. Lehm, aber was ist das eigentlich? Die Hühner im Nachbargarten: was sie fallen lassen, ist sehr gut als Kopfdüngung. Am besten aber das Vieh, besonders wenn mit Ölkuchen gefüttert. Strohmist. Bestes Mittel, um Damen-Glacéhandschuhe zu reinigen. Dreckiges säubert.
Asche ebenfalls. Das ganze Gelände kultivieren. Erbsen ziehen in der Ecke dort. Salat. Immer frisches Gemüse dann. Trotzdem, Gärten haben auch ihre Schattenseiten. Diese Biene oder Schmeißfliege hier am
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