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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Versehrte sein Fleisch. Das Blatt in die Tasche faltend, bog er in die Eccles Street ein, eilig, nach Hause zu kommen. Kalte Öle schlüpften durch seine Adern, durchfröstelten sein Blut: Uralter umkrustete ihn wie ein Mantel von Salz. Ja, und ich bin also jetzt hier. Morgenstunde, flau im Munde. Ungute Bilder, so früh. Bin mit dem linken Bein zuerst aus dem Bett gestiegen.
    Muß wieder mit den Sandowschen Übungen anfangen. Runter auf die Hände. Fleckige braune Backsteinhäuser. Nummer achtzig immer noch unvermietet. Wieso eigentlich? Taxwert doch bloß achtundzwanzig. Towers, Battersby, North, MacArthur: Wohnzimmerfenster bepflastert mit Zetteln. Pflaster auf einem schlimmen Auge. Den feinen Tee-Dunst riechen, Dampf von der Pfanne, zischende Butter. Nahe sein ihrem schwellenden bettwarmen Fleisch. Ja, ja.
    Flinkes warmes Sonnenlicht kam von der Berkeley Road gelaufen, geschwind, auf leichten Schuhen, entlang dem erglänzenden Fußsteig. Läuft, es läuft, um sich mit mir zu treffen, ein Mädchen mit goldenem Haar im Wind.
    Zwei Briefe und eine Karte lagen auf dem Flurboden. Er blieb stehen und sammelte sie ein. Mrs.
    Marion Bloom. Sein schnelles Herz verlangsamte alsbald seinen Schlag. Kühne Hand. Mrs. Marion.
    - Poldy!
    Als er das Schlafzimmer betrat, schloß er halb die Augen und ging durch warmes gelbes Zwielicht auf ihren zerzausten Kopf zu.
    - Für wen sind die Briefe?
    Er sah nach. Mullingar. Milly.
    - Ein Brief für mich von Milly, sagte er sorgsam, und eine Karte an dich. Und ein Brief für dich.
    Er legte ihr Karte und Brief neben die Wölbung ihrer Knie auf die geköperte Bettdecke.
    - Willst du das Rouleau hoch haben?
    Während er das Rouleau in sanften Rucken halb hochließ, bemerkte sein rückwärtiges Auge, wie sie einen Blick auf den Brief warf und ihn dann unter ihr Kissen steckte.
    - Reicht das? fragte er, sich umwendend.
    Sie war mit dem Lesen der Karte beschäftigt, auf den Ellbogen gestützt.
    - Sie hat die Sachen gekriegt, sagte sie.
    Er wartete, bis sie die Karte beiseite gelegt und sich mit einem behaglichen Seufzer wieder in die Kissen geschmiegt hatte.
    - Beeil dich mit dem Tee, sagte sie. Ich bin ganz ausgedörrt.
    - Der Kessel kocht schon, sagte er.
    Aber er zögerte noch, um erst den Stuhl abzuräumen: ihren gestreiften Unterrock, hingeworfene schmutzige Wäsche: er raffte alles zu einem Armvoll zusammen und legte es zu Füßen auf das Bett.
    Als er die Küchentreppe hinunterging, rief sie:
    - Poldy!
    - Was?
    - Brüh die Teekanne vorher aus.
    Natürlich schon am Kochen: eine Feder von Dampf aus der Tülle. Er brühte die Teekanne aus, schwenkte sie, schüttete weg, und tat vier volle Löffel Tee hinein, den Kessel dann schrägend, um Wasser einfließen zu lassen. Nachdem er sie zum Ziehen hingesetzt hatte, nahm er den Kessel fort, drückte die Pfanne flach auf die glühenden Kohlen und sah zu, wie der Klumpen Butter glitt und zerging. Während er die Niere auspackte, maunzte die Katze hungrig zu ihm auf. Gibt man ihr zuviel Fleisch, geht sie nicht mehr auf Mäuse. Angeblich fressen sie ja Schweinefleisch überhaupt nicht. Koscher. Da. Er ließ ihr das blutbeschmierte Papier hinfallen und senkte die Niere mitten in die aufzischende Butter. Pfeffer. Er streute ihn durch seine Finger, in kreisender Bewegung, aus dem angeschlagenen Eierbecher.
    Dann schlitzte er seinen Brief auf und überflog Vorder- und Rückseite. Dank: neue Wollmütze: Mr. Coghlan: Picknick am Loch Owel: junger Student: Blazes Boylans Strandmädchen.
    Der Tee hatte gezogen. Er füllte seine eigene Schnurrbarttasse, imitiertes Crown Derby, lächelte.
    Von der tollen Milly, zum Geburtstag. Erst fünf war sie damals. Moment, nein: vier. Ich hab ihr das Halsband aus unechtem Bernstein geschenkt, das sie dann zerriß. Sowas, gefaltete Stücke Packpapier in den Briefkasten zu stecken für sie! Er lächelte beim Einschenken.
    O Milly Bloom, du bist mein Schätzchen.
    Du bist mir Tag und Nacht mein liebstes Spätzchen.
    Ich hab dich ohne einen einzigen Heller
    Viel lieber als Katey Keogh mit Küch und Keller.
    Der arme alte Professor Goodwin. Gräßlicher alter Sonderling. Trotzdem, ein höflicher alter Knabe war er ja. Altmodische Art, wie er Molly immer vom Podium herunterdienerte. Und der kleine Spiegel in seinem Zylinder. An dem Abend, wo Milly das Ding ins Wohnzimmer brachte. Seht doch mal, was ich da in Professor Goodwins Hut gefunden habe! Wir lachten alle. Sogar damals schon brach das Geschlecht in ihr durch. Keckes

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