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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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die Augen tränten. Aber er sah nichts, gar nichts, obwohl der Motor nun direkt über ihnen erklang – abgesehen von einem großen Schatten, der sich nun vor den Mond schob.
    Und dann senkte sich ein tiefschwarzer Helikopter in den Vorhof der Burg. Für endlose Sekunden war das Dröhnen so laut, dass Red sich die Hände auf die Ohren pressen musste. Der Wind der Rotorblätter zerrte an seinen Haaren und seinem Pullover und trieb eine Gänsehaut auf seine Arme. Dann war alles wieder still. Nur der Wind blieb und wurde nur langsam schwächer, während die Rotorblätter lautlos nachdrehten. Einen unendlichen Augenblick schien es, als sei die Zeit eingefroren – bis sich an der Seite des Helikopters fast lautlos eine Tür öffnete. Eine schmale Treppe fuhr mit leisem Scheppern auf das zersprungene Pflaster des Vorhofs aus. Und in der entstandenen Öffnung erschien die schmale Gestalt eines Mannes. Schwarze Locken wurden vom Wind in ein bleiches Gesicht getrieben. Cedric.
    Red spürte, wie etwas in ihm zu zittern begann, während er beobachtete, wie der Vampir die wackeligen Stufen hinunterstieg und eine Hand nach oben ausstreckte – nach dem Mädchen, das sich in diesem Augenblick in die Öffnung schob und sich an der Tür des Helikopters festhielt. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass seine Fingernägel sich schmerzhaft in das Fleisch seiner Handflächen gruben. Sein ganzer Körper bebte, als stünde er unter Strom.
    Sie war es. So surreal es auch schien. Das Mädchen, nach dem er so viele Monate gesucht hatte.
Blue.
Sie war wirklich hier.
    Sie wirkte so klein und zerbrechlich, als könne sie jeden Augenblick einfach von einem leichten Luftzug davongetragen werden. Ihr Haar war länger geworden und fiel ihr in hellen Strähnen über die Ohren und auf die schmalen Schultern.
    Sie trug seinen Pullover. Er reichte ihr fast bis auf die Knie.
    Red spürte, wie sich eine Hand sanft auf seinen Rücken legte – zögernd, als müsse sie erst um Erlaubnis bitten. Aber Red wies sie nicht zurück. Nicht jetzt. Kris wusste, wie es in ihm aussah. Vermutlich hätte er es besser beschreiben können als Red selbst. Reds Knie waren so weich, dass er befürchtete, im nächsten Augenblick umzufallen, dabei wollte er in diesem Moment nichts lieber, als auf Blue zuzurennen und sie an sich zu drücken, zu spüren, dass sie es wirklich war – und in ihren Augen zu sehen, ob sie ihn endlich wiedererkannte.
    Aber er tat es nicht. Nichts davon. Stattdessen wartete er. Wartete, bis sie Cedrics Hand genommen hatte und vorsichtig aus dem Helikopter geklettert war. Und selbst als die beiden schließlich näher kamen und kaum eine Armlänge von ihm und Kris entfernt stehen blieben, rührte er sich nicht.
    Blue hielt die Augen zu Boden gerichtet, als fürchtete sie sich davor, ihm ins Gesicht zu sehen. Red hingegen fiel es schwer, seinen Blick auch nur eine einzige Sekunde von ihr zu nehmen. Selbst Hannah, die nun, ohne die Stufen zu beachten, aus dem Helikopter in den Hof sprang, bemerkte er nur aus dem Augenwinkel, genau wie den fremden Menschen, der ihr etwas langsamer folgte.
    »Cedric«, hörte er Kris hinter sich sagen und zwang sich nun doch, den Blick loszureißen. Zumindest für einen Moment.
    »Danke, dass du gekommen bist.«
    Cedric nickte langsam. Seine gelben Augen waren ernst undsehr eindringlich. Red war froh, dass er Kris ansah und nicht ihn. »Du siehst nicht gut aus.«
    Kris’ Hand verschwand von Reds Rücken. »Es gibt viel zu erzählen«, sagte er leise. »Gehen wir rein. Es ist nicht besonders gemütlich, aber besser als hier draußen.«
    Cedric hob eine Braue. »Schottische Verhältnisse?«
    Kris ließ ein leises Lachen hören, aber es klang sehr freudlos. »Schlimmer.«
    Red sah, wie Cedric einen Blick auf Blue warf, die immer noch auf ihre Füße starrte, die Schultern verkrampft. Dann wandte er sich an Red.
    »Ich schlage vor«, sagte er ruhig, »ihr zwei kommt später nach.«
    Für einen Moment lang glaubte Red, zu sehen, wie Blues Brust sich heftig hob und senkte. Aber sie sagte nichts und hob auch nicht den Kopf. Red schluckte trocken. Selbst wenn er in diesem Augenblick gewusst hätte, was er sagen sollte, er hätte keinen einzigen Ton herausgebracht. Aber er schaffte es wenigstens zu nicken.
    Ein letztes Mal spürte er Kris’ Hand, die flüchtig seine Schulter berührte. Dann erklangen hinter ihm die Schritte von drei Vampiren und einem Menschen. Eine Tür, die

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