Und abends etwas Liebe
Art Tonys machte ihren Charme aus.
Mag sein, daß Tony nicht besonders häuslich veranlagt war, aber sie war immer hilfsbereit und selbstlos. Sie ließ mich nie im Stich, und wenn sie tatsächlich den Toast mal verbrannte oder wenn ihr die Milch überkochte, dann machte ich mir darüber nur wenig Gedanken. Es war alles viel netter als die oberflächliche Art meiner Schwester Dawn. Tony war wirklich ein wenig unordentlich, und ich glaubte ihr gern, daß die immer wiederkehrende Vorhaltung von seiten ihrer Mutter lautete: »Muß dein Zimmer denn immer wie ein Kramladen aussehen?« oder »Meinst du, dein Mantel gehöre auf den Fußboden?« Aber ein solcher Fanatiker hinsichtlich häuslicher Ordnung bin ich selbst auch nicht gerade. Ich mochte sie sehr, wie einen immer gutgelaunten Kameraden und eine lustige Gesprächspartnerin.
Wenn sie auch nicht sehr häuslich war, so lag ihr bestimmt alles, was die Farm und unsere Tiere anging, sehr am Herzen. Oft genug war sie Paul eine sehr wertvolle Hilfe. Sie ritt mit ihm aus, trieb die Herde auf die Weide und brachte abends die kleinen Kälber ein. Wir melkten die Kühe nicht immer zu bestimmten Zeiten, und als Paul eines Tages abends gegen neun noch nicht zurück war, bestand sie darauf, unsere ruhige, alte Milchkuh zu melken.
Dreiviertel Stunden später war sie mit einem halben Eimer grauer Milch zurück, und ihr Gesicht war ziemlich schmutzig. Sie meinte, Daisy sei eine nette, alte Kuh, aber sie sollte sich doch ihren Schwanz waschen, anstatt den ganzen Dreck auf dem Gesicht des Melkers zu verteilen. Ihre Arme schmerzten sie noch den ganzen nächsten Tag, aber trotzdem war sie auf ihre Leistung stolz.
Durch ihre Begeisterung für die Farm eroberte sie Paul ganz für sich, und er schrieb einen sehr energischen Brief an seine Schwester, schickte das Geld zurück und teilte ihr mit, Tony sei zufrieden und glücklich und weit davon entfernt, eine Last für uns zu sein. Im Gegenteil, sie sei eine große Hilfe und Freude für uns.
Auch gesellschaftlich war sie ein Gewinn für uns. Als Mrs. Willis mich besuchte, bestand Tony darauf, auf einen Ausritt mit Paul zu verzichten und als Haustochter den Besuch zu betreuen. Sie machte alles so nett, daß unser Gast sie als sehr charmant bezeichnete, während Tony einmal kurz aus dem Zimmer war. Mrs. Willis meinte, ich sei darum zu beneiden, außer den Kindern auch etwas »junges Leben« im Hause zu haben.
5
Tony war von unserem Feldzug gegen den Supermarkt begeistert. »Dieser widerliche, kleine Bursche. Es war gemein von ihm, so vorzugehen. Es ist genauso, als versuche er, eurer Freundin die Kunden wegzunehmen. Ich möchte Miss Adams sehr gerne kennenlernen.« Natürlich mußte auch Tantchen das neue Mitglied unserer Familie sehen und begutachten. Also nahmen Larry und ich Tony einige Tage, nachdem sie bei uns eingetroffen war, mit zu Tantchen. Der Erfolg war überwältigend. Miss Adams war gerade beschäftigt, als wir bei ihr ankamen, und sie bat uns, doch solange in ihrem Wohnzimmer Platz zu nehmen. Wir sollten uns Tee aufgießen, während sie noch eine Reihe von Kunden bediente. Aber Tony bat, Tantchen helfen zu dürfen. Sie sagte, sie habe immer schon gerne Kaufladen gespielt, und in diesem sauberen, ordentlichen Geschäft würde sie sich ohnehin sehr schnell zurechtfinden. Schon nach wenigen Minuten stand sie geschäftig hinter der Theke.
Als die beiden dann in das Wohnzimmer kamen, sagte Tony: »Miss Adams, wenn Sie je krank sind oder sonst Hilfe brauchen, dann müssen Sie mich unbedingt rufen. Ich komme auf der Stelle.« Tantchen lächelte Tony sehr freundlich an. »Ich bin zwar nie krank, aber ich werde mich immer gerne an dieses Angebot erinnern. Oft wächst mir das Geschäft ein bißchen über den Kopf.«
Diese Äußerung erleichterte uns, denn wir hatten im stillen schon gefürchtet, das Geschäft wäre zurückgegangen. Ein Grund für diese Befürchtung war die Tatsache, daß Tantchen keine Hilfe beschäftigte. Nachdem Rachel geheiratet und Tantchen verlassen hatte, half ihr zunächst ein hübsches, tüchtiges Mischlingsmädchen, das auch den kleinen Lieferwagen fuhr. Aber auch dieses Mädchen hatte vor mehr als einem Monat dann geheiratet und war ohne Nachfolgerin geblieben. Mick O’Connor lieferte seitdem die Ware ziemlich unregelmäßig aus. Mick zählte zu Tantchens ältesten Freunden und war ihr voll und ganz ergeben, aber er war nicht gerade eine sehr zuverlässige Hilfe für sie. Man wußte, daß
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