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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
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er sein Geld mit schwarzgebranntem Schnaps verdiente und Proben davon sehr freigebig verteilte. Aber für Tantchen tat er alles, seit dem Tage, an dem sie in Tiri eingetroffen war und fast in eine Razzia in seiner sogenannten Pension geraten wäre. Damals hatte sie ihn nicht verraten, und seine Dankbarkeit für diese Gefälligkeit kannte keine Grenzen.
    Tony mochte Tantchen sofort, und innerhalb von wenigen Minuten legte sie ihre ganze Scheu ab. Wenn sie sich frei gab, war ihre ganze Art so ansprechend und ungezwungen, daß sie fast unwiderstehlich war. Sie meinte: »Es macht doch einen Heidenspaß, den kleinen Lieferwagen zu fahren. Ich fahre in die Stadt und besorge mir einen Führerschein.«
    Die beiden fanden Gefallen aneinander, und Tantchen sagte: »Wenn dir Susan und Paul auf die Nerven fallen, dann weißt du ja, wo du hinkommen kannst.«
    Ich sagte darauf: »Wir leihen sie Ihnen gerne aus, wenn Sie die Kleine brauchen. Aber wir müssen sie wieder zurückbekommen. Tantchen, stellen Sie sich vor, diese Frechheit von den Freemans. Nach Ladenschluß hier hereinzukommen und die Post zu verlangen. Paul erzählte mir, er habe gesehen, wie sie einmal nach sechs Uhr abends aus dem Laden kamen.«
    »Na ja, die Leute hatten eben viel zu tun und sollten natürlich ihre Post bekommen. Andere Leute kommen schließlich auch noch so spät herein, warum also nicht auch die Freemans?«
    »Und das, nachdem sie sich niedergelassen haben, ohne irgend jemanden überhaupt zu fragen?« explodierte Tony. »Der Mann ist gemein. Mir erklärte er, die Anfahrt zu Pauls Haus liege meilenweit von seiner Strecke ab. Und für die Hinfahrt nahm er mir dann zwei Pfund ab.«
    »Das ist ganz sicher gemein von ihm, aber ich fürchte, ich war nie davon überzeugt, Freeman sei ein ehrlicher Mensch. Was aber die Eröffnung seines Geschäftes angeht, so hat er das gleiche Recht, gegenüber meinem Laden seinen Supermarkt zu betreiben, wie ich ein Recht auf mein Geschäft habe.«
    »Aber Tantchen, Sie wissen doch, wie hart Sie für das Vertrauen Ihrer Kunden haben arbeiten müssen. Sie haben sich doch nicht so einfach am Straßenrand niedergelassen und dann damit begonnen, jemand anderem die Kunden wegzuschnappen.«
    »Gerade weil das nicht so war, gibt es keinen Grund für Freeman, auf sein Geschäft zu verzichten. Mir gefiel es damals, ein eingeführtes Geschäft zu übernehmen, nicht zuletzt, weil es gleichzeitig die Poststelle ist. Ihr Lieben dürft nicht in den Fehler verfallen, diesen Mann zu hassen. Ich habe nichts dagegen, daß ihr Freeman nicht besonders mögt. Ich mag ihn ja selbst auch nicht. Aber seine Frau ist eine freundliche, sanfte Seele.«
    Diese tolerante Einstellung machte uns nur noch rasender und rachsüchtiger, besonders, als wir dann auf dem Heimweg noch an dem Supermarkt vorbeikamen. Drei große Wagen parkten vor Freemans Laden, und wir konnten sehen, wie er unterwürfig Ida Willis durch sein mit Waren vollgepfropftes Geschäft führte. Wie Tony meinte, konnte man sogar noch aus dieser Entfernung genau sehen, wie schrecklich kriecherisch er sich benahm.
    »Miss Adams ist so nett«, sagte Tony. »Es wäre fürchterlich, wenn sie gezwungen wäre, aufzugeben und wegzugehen.«
    »Ich hoffe, dazu kommt es erst gar nicht«, sagte ich. »Tantchen hat hier lange Jahre sehr gute Geschäfte gemacht, und ich nehme an, sie hat eine Menge Geld sparen können. Trotzdem wünsche ich mir sehr, daß auch die neuen Siedler bei ihr und nicht bei Freeman kaufen.«
    Gedankenvoll meinte dann Tony: »Es wäre doch sehr schön, wenn Freeman von irgendeiner Katastrophe getroffen würde.«
    »Wie zum Beispiel was?«
    »Ach, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wenn ich das aber tue, dann konzentriere ich mich auch auf den Wunsch, daß ihn ein Unheil trifft. Auf diese Art kann man vieles erreichen. So sagte uns jedenfalls unser Religionslehrer in der Schule.«
    »Ich nehme doch wohl kaum an, daß er euch lehrte, euch auf den Wunsch zu konzentrieren, andere Menschen solle ein Unheil treffen, oder?«
    »Nein, er meinte natürlich nur die guten Dinge. Aber wenn es bei den guten Dingen klappt, warum dann nicht auch bei den schlechten? Ich denke zum Beispiel an ein Feuer oder einen Einbruch. Oder vielleicht brechen Rowdys bei ihm ein und schlagen alles kurz und klein. Aber auch seine Frau könnte ihn doch verlassen?«
    »Damit ist kaum zu rechnen. Sie schaut recht sanft und bescheiden aus. Alle sagen, sie werde von ihm unterdrückt.«
    »Dann
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