Und abends etwas Liebe
Pastor war etwas verwirrt, aber von der Preisgabe so vieler Vertraulichkeiten angenehm überrascht. Jedoch war noch mehr in dieser Richtung zu erwarten, und ich hoffte im stillen, sie würde nicht in ihrer merkwürdig lässigen Art die Scheidung ihrer Eltern beschreiben.
Genau das folgte nun.
Die weitere Unterhaltung drehte sich um Pferde und die Reiterei. Es schien, als habe auch der Pastor seine Jugend auf dem Lande verbracht und sei ein großer Liebhaber von Tieren. Tony überraschte mich, als sie sagte: »Dieses große, alte Auto, das Sie fahren, muß doch sicher sehr schwierig zu lenken sein in den vielen Haarnadelkurven. Ich möchte es ganz sicher nicht auf diesen Straßen fahren.«
Freundlich lächelte der Pfarrer. Offensichtlich hielt er sie für wesentlich jünger, als sie in Wirklichkeit war.
»Hast du schon einmal ein Auto gefahren?« fragte er und erwartete natürlich eine verneinende Antwort.
»Aber klar. Alle möglichen Modelle. Und lange bevor ich alt genug dafür war. Aus Spaß brachte mir Daddy das Autofahren bei, und Mutter war furchtbar wütend. Dabei glaube ich bestimmt, daß er Mutter nicht kränken wollte. Aber inzwischen darf ich natürlich jedes Auto fahren, schließlich bin ich ja siebzehn. Erst vor einigen Monaten nahm ich Mutters Auto und fuhr damit zu Chris. Es gab einen fürchterlichen Krach.«
Freundschaftlich meinte der Pastor nur: »Das kann ich mir gut vorstellen. Ich hoffe doch, daß du den üblichen Zettel auf deinem Frisiertisch hinterlassen hast?«
Sie lachte. »Ach, das sollte man also tun? Na, ich habe lieber darauf verzichtet, ich wollte einen kleinen Vorsprung herausholen! Ich wußte genau, daß sie meine sämtlichen Freunde und Bekannten nach mir abtelefonieren würden, und genau das taten sie dann auch. Dann jagte Macgregor mir nach. Zu der Zeit bemühte er sich noch um Mutter, und ich hatte natürlich nur seine Schokoladenseite kennengelernt. Als er mich aufstöberte, benahm er sich sehr grob. Es war das erstemal, daß ich merkte, wie dieser Mann in Wirklichkeit war.«
Ich hörte Tony bestürzt zu, aber der Pastor schien überhaupt nicht berührt zu sein. Sachlich meinte er: »Darüber solltest du dich aber wirklich nicht wundern. Das mußtest du erwarten, nach dem, was du getan hattest.« Tony war immer noch böse.
»Aber so ein Theater wegen einer solchen Lappalie. Man hätte glauben können, ich sei mit einem Kerl durchgebrannt oder ich hätte mich betrunken ans Steuer gesetzt... Jetzt muß ich mich aber umziehen.«
Wie entschuldigend schaute ich Mr. Craig an und sagte: »Tony ist siebzehn und hat gerade erst die Schule verlassen. Sie ist für ihr Alter noch sehr jung. Sie hat es nicht leicht gehabt. Ich glaube, ihre Mutter kümmert sich nicht besonders um die Kleine. Tony scheint aber viel von ihrem Vater zu halten. Zu Hause fühlte sie sich überhaupt nicht glücklich, und sie haßt den zweiten Mann ihrer Mutter. Stellen Sie sich vor: Das Mädchen läuft von zu Hause weg, während ihre Mutter auf der Hochzeitsreise ist.«
Mr. Craig sprach nicht von den naheliegenden Übeln jeder Scheidung, den Tragödien zerbrochener Ehen, den Auswirkungen dieser Dinge auf die Kinder und dergleichen. Er lächelte nur und meinte: »Sie ist bei Ihnen bestens aufgehoben. Ich hätte nie gedacht, daß sie schon so alt ist, aber mir scheint, sie hat eine nicht gerade sehr glückliche Jugend hinter sich, nicht wahr?« Dann streichelte er Moses, der noch immer am Zaun festgebunden war, weil Paul ihn später noch reiten wollte. Mit einer Sachkenntnis, die mich, und später auch Paul, überraschte, sagte er: »Ein nettes Pony. Es ist stramm gewachsen!«
Dann kletterte er in sein großes, altes Auto und fuhr davon.
Als wir Paul von dem Besuch erzählten, meinte Tony: »Er ist sehr nett. Eigentlich ist er so ganz anders als alle Pfarrer, die ich bisher kennengelernt habe. Er war zum Beispiel anders gekleidet. Ich hatte ganz vergessen, daß man mit einem Pfarrer über eine Scheidung nicht sprechen soll. War das schlimm?«
Ich sagte ihr, meiner Meinung nach habe das im Falle von Mr. Craig nichts ausgemacht, und sie fuhr fort: »Ich glaube, ich mag ihn lieber als den Schullehrer, obwohl der Pfarrer nicht annähernd so gut aussieht!«
»Wo hast du denn Barry Lusk getroffen?«
»Ach, den habe ich auf dem Rückweg von der Schule gesehen. Er sieht aus wie ein Athlet, nicht wahr?«
»Man sagte, er sei in allen Sportarten sehr bewandert. Hast du dich mit ihm unterhalten?«
»Aber
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