Und abends etwas Liebe
vergessen.«
Darauf ich: »Nächste Woche
fahren wir in die Stadt und besorgen einen schönen Stoff. Der
Sommerschlußverkauf hat begonnen, und ich nähe Kleider ganz ordentlich. Es
blieb mir auch nichts anderes übrig, denn Larry macht überhaupt nichts selbst.
Sie kommt hierher und kocht und macht mir den Haushalt, während ich ihr ihre
Kleider nähe. Ganz gute Lösung übrigens.«
Nachdenklich meinte Tony: »Wie
schön, daß ihr beide euch so prächtig ergänzt. Und auch Anne gehört doch dazu.
Das wäre entschieden anders, wenn Sam und Tim Mädchen geheiratet hätten, die
euch nicht gefallen.«
Die Tanzabende verliefen immer
mehr oder weniger gleich, obwohl die Gegend allmählich wohlhabender geworden
war. Sie finden immer noch in dem gleichen Saal statt, unter der gleichen
Dekoration, die jeweils Weihnachten erneuert wird, aber nach einem Jahr dann
doch ziemlich verstaubt ist. Die großen Hängelampen, die sonst die Luft
verpesteten und dennoch ein angenehm warmes Licht verbreiteten, sind inzwischen
durch eine elektrische Beleuchtung ersetzt worden, und an die Stelle von Micks
Akkordeon ist eine Dreimann-Band getreten. Das Akkordeon schallte immer
unberechenbarer, je mehr der Abend fortschritt. Und Mick lief immer öfter zur
Theke hin, um dort dem Alkohol zu frönen.
Außer diesen kleinen
Verbesserungen ist die Szene immer noch die gleiche. Die gleichen Kleider bei
den Mädchen, einige Männer in Anzügen, andere sportlich gekleidet oder in
Pullovern und Kordhosen. Es gibt ein paar wirklich gute Tänzer, die sich mit
solcher Hingabe bewegen, daß sie kaum ein Wort mit den anderen sprechen, sich
ganz auf ihre tänzerischen Qualitäten konzentrieren und ihre Partnerin auf den
nächstbesten Stuhl fallen lassen, sobald die Musik zu spielen aufhört. Dann
gibt es noch solche, die laut über die Köpfe ihrer Partnerinnen hinweg singen,
während sie sich emsig im Kreise drehen. Und nicht zu vergessen die Mädchen mit
den verträumten Augen und den unglaublich modischen Schuhen. Natürlich kommen
auch viele, die rein aus Spaß tanzen und das Ganze nicht allzu ernst nehmen.
Dazu die unvermeidliche Ansammlung von Männern an der Tür, als wollten sie
jeden Moment die Flucht antreten. Sie rauchen, schwätzen, streiten und sind
durchaus dazu fähig, ihre Frauen völlig über ein Thema wie eine Kreuzung von
zwei Rassen zu vergessen, wenn sie vorher nicht energisch verwarnt worden sind.
Die meisten unserer besten Tänzer waren Maoris, denen sowohl ein natürliches
Gefühl für Rhythmus wie auch eine grazile Art sich zu bewegen angeboren ist. Rassenunterschiede
gab es in unserem Saal einfach nicht. Die Mädchen, die aus reiner Freude
tanzten, kümmerte es wenig, ob ihr Partner nun gerade Jim Carr, ein Mann mit
einer großen Farm und einem entsprechenden Bankkonto, oder Honi Wetere , der gut aussehende, junge Maori war, der
zweimal im Jahr zu uns kam, um unsere Schafe zu scheren. Da es sich um eine
Veranstaltung der Kirche handelte, war auch Miss Adams gekommen. In ihrem
maßgeschneiderten Seidenkleid sah sie sehr eindrucksvoll aus.
Ich sah, wie Mrs. Freeman
leicht nervös und allein in einer Ecke stand, während ihr Mann eifrig auf die
Männer an der Tür einredete. Die meisten beachteten ihn nicht, aber er war
offensichtlich sehr daran interessiert, zu ihrem Kreis zu gehören. Um seine
kleine, scheue Frau kümmerte er sich überhaupt nicht. Sobald aber Mrs. Freeman
auftauchte, löste Tantchen sich von Tim und ging auf sie zu. Sie betreute Mrs.
Freeman dann fast den ganzen Abend, stellte ihr unsere Männer vor, die sie Miss
Adams zuliebe zum Tanzen aufforderten und schickte sie dann mit Barry Lusk zum
Buffet.
Freeman schien nicht besonders
gerne zu tanzen, aber als dann ein bei uns sehr beliebter Walzer gespielt
wurde, machte er ein paar Drehungen mit Tony, die nicht gerade beglückt
dreinschaute. Sie tanzte zwar sehr gut, aber doch noch etwas eckig, wie sie es
in der Schule gelernt hatte. Vor allem hatte sie dort meistens mit Mädchen
getanzt.
Heute abend waren ihre Wangen
gerötet, und sie sah sehr hübsch aus. Das einfache, weiße Kleid störte
überhaupt nicht, denn ihre roten Haare und die dunklen Augen waren auffallend
genug, sie wirkten auch ohne jede farbliche Untermalung. Mir fiel auf, daß
Barry Lusk öfter mit ihr tanzte und daß den beiden selbst dann Cecilys Augen
folgten, wenn sie mit ihrem Kenneth tanzte. Das erinnerte mich wieder an Larrys
Bemerkung, wonach Barry ein wenig zu gut aussah. Offensichtlich
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