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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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den
einzigen, großen Lehnsessel zu setzen, während alle anderen auf Schemeln und
Kisten Platz nahmen oder sich einfach auf den Boden setzten. Alle, außer Ken
und Cecily, schienen guter Laune zu sein, und ich hoffte sehr für Barry, daß
seine Einladung den nötigen Erfolg haben würde.
    Wie immer lösten sich auch
diesmal alle Spannungen, nachdem zwei Drinks gereicht worden waren. Man begann
mit der Erörterung sachlicher Probleme. Ob die Schulbehörde die Pläne für die
Schule genehmigen würde? Wo sollte man das Schwimmbad anlegen? Und so fort. Als
man sich über diese Fragen geeinigt hatte, wurden die Eltern gebeten,
Vorschläge allgemeiner Art zu machen. Barry zeigte sich äußerst aufgeschlossen,
erklärte seine Methoden und Ansichten und ging sehr freundlich auf die
geringfügigen Klagen der Eltern ein. Er stand jedermann offen Rede und Antwort.
    Larry und ich waren gerade
dabei, in der Küche einige Gläser zu spülen, als die Katastrophe eintrat.
Plötzlich hörte ich die Stimme von Ida Willis: »Mein Gott? Was ist denn das?
Ich fürchte, ich habe die ganze Zeit darauf gesessen. Ein Schal? Direkt unter
dem Kissen!«
    Es folgte eine tödliche Stille,
die uns magisch anzog, und ungesehen standen Larry und ich dann in der Tür. Wie
ein Wachsfigurenkabinett, denn niemand bewegte sich oder sprach.
    Ich schaute Mrs. Willis an und
wußte sofort, warum. Ein unglücklicher Einfall hatte sie veranlaßt aufzustehen
und ihren Lehnsessel jemand anders anzubieten. Dabei hatte sie offensichtlich
das Kissen aus dem Sessel gefegt, und nun stand sie da, den roten Schal in der
Hand, den zumindest zwei Männer und die meisten der anwesenden Frauen kannten.
Es war der Schal, den Cecily oft als Kopftuch trug.
    Ich sehnte mich danach, ihn
Mrs. Willis aus der Hand zu reißen, zusammenzuknüllen und in eine dunkle Ecke
zu werfen. Sie aber spürte nicht, welche Sensation sie entfesselte, und
außerdem fand sie den Schal komisch.
    Ich schaute Kenneth Young an
und war über die unverhohlene Wut in seinem Gesicht entsetzt. Barry schaute
sehr verlegen drein, und Cecily war dem Zusammenbruch nahe. Sie konnte nicht
mehr tun, als den rasenden Ken flehend anzublicken, und die Augen
niederzuschlagen. »Ich... ich...«
    Er würdigte sie keines einzigen
Blickes. Er starrte zu Barry herüber, und die ganze Eifersucht, das ganze
Mißtrauen, das er zu bekämpfen suchte, standen in seinem Gesicht geschrieben.
Er trat einen Schritt vor, mit gesenktem Kopf und gefährlich funkelnden Augen.
Cecily, die begütigend einen Arm auf den seinen gelegt hatte, beachtete er
überhaupt nicht. All das war innerhalb von weniger als einer Minute passiert,
obwohl diese Zeit mir wie eine kleine Ewigkeit erschien.
    Dann löste sich die Spannung.
Tony lachte leise, stand auf und nahm Mrs. Willis den Schal aus der Hand. »Ach
so, hier ist der Schal also. Den habe ich gesucht und gesucht. Ja, das ist mein
Schal. Ich mochte Cecilys Schal so sehr, daß ich mir den gleichen beschaffte.
Ich trage ihn als Kopftuch, wenn ich reite. Ich verlor ihn, hätte aber nie
daran gedacht, ihn hier wiederzufinden.«
    Alle hörten gespannt zu, und
ich fragte mich, was nun passieren würde. Aber ich brauchte mir keine Sorgen zu
machen. Tony war sehr ruhig und nett, und entschuldigte sich fast. »Susan,
weißt du, der Zettel, den ich Barry bringen sollte?« Sie hielt ein und schaute
mich an. Ich ließ einen gurgelnden Laut vernehmen, aber sie fuhr fort: »Du
warst nicht zu Hause, Barry. Ich legte den Zettel auf den Tisch, und dann — na
ja, tut mir leid, aber ich habe ein bißchen bei dir herumgeschnüffelt. Ich
wollte sehen, welche Art von Büchern du liest, nahm mir eins aus dem Regal und
setzte mich dort in den Sessel. Dabei muß ich den Schal verloren haben. Wie
schön, ihn wiederzuhaben, denn ich hatte schon Angst, einen neuen kaufen zu
müssen.« Dann, wie um die Sache perfekt abrollen zu lassen, nahm Tony den Schal
und legte ihn um ihr Haar. Ein entsetzliches Bild!
    Diese Krise war überstanden,
und alles lachte und unterhielt sich. Ich glaube, nur ich fing den bittenden
Blick auf, den Tony dem Pfarrer zuwarf. Er lächelte nur und klopfte kurz ihre
Hand. Dieser Klaps bedeutete nicht nur, daß diese Lüge unbedingt verziehen,
sondern sogar eine galante Notwendigkeit war. Sie wußte sofort, was er meinte,
und ich wünschte mir, er hätte seine Zustimmung für sich behalten, denn plötzlich
füllten sich ihre Augen mit großen Tränen. Schnell schaute ich weg und sah, daß
der

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