Und abends etwas Liebe
besuchen und ein bißchen im See zu angeln. Die Einladung war
beiläufig angenommen worden, aber man hatte sich noch nicht auf einen
bestimmten Termin festgelegt. So kam die ganze Angelegenheit leider zum
Stillstand.
Nur wenige Tage später besuchte
Anne uns. Nachdem wir über die Kinder, über Tony und andere Dinge geredet
hatten, meinte sie plötzlich: »Susan, ich bin richtig unglücklich über Julian.
Er ist so nervös. Zunächst schien er mit seiner Aufgabe, Daddys Farm zu leiten,
zufrieden zu sein. Er machte alles prima. Aber in letzter Zeit spricht er öfter
davon, nach England zurückkehren zu wollen.«
Ich war entsetzt. Das würde
unsere ganzen Hoffnungen zunichte machen. Ich gab ihr offen zu verstehen:. »Was
soll das denn heißen, jetzt den Colonel im Stich lassen, der die Farm doch
nicht mehr schafft? Das hätte ich von Julian nie erwartet.«
»Na ja, von Im-Stich-Lassen
kann man eigentlich nicht sprechen. Wie er noch kürzlich zu Daddy sagte, ist es
eine sehr schöne Aufgabe, um die ihn mancher beneiden würde. Und er meinte, daß
jemand mit mehr Erfahrung vielleicht mehr aus der Farm machen könnte.
Schließlich ist Julian hier in Neuseeland immer noch ein wenig fremd.«
»Aber es ging doch alles so
gut? Ich glaubte, der Colonel sei sehr zufrieden.«
»Das ist er auch. Was Daddy
betrifft, so könnten die Dinge nicht besser stehen. Natürlich kann er oft das
Herumkommandieren nicht lassen, aber Julian steht ihm näher als irgend jemand
sonst. Sie kommen bestens miteinander aus. Fast wie Vater und Sohn.«
»Vielleicht möchte Julian
seinen Vater wiedersehen. Möglicherweise kommt er wieder zurück.«
»Das glaube ich nicht. Ich
glaube sogar, er mag seinen eigenen Vater nicht annähernd so gern wie Daddy. Er
hat mehrere Brüder, und man braucht ihn dort nicht unbedingt. Und hier fühlte
er sich immer so glücklich. Er hatte sich so gut eingelebt. Aber in letzter
Zeit...«
Sie zögerte, und ich sagte:
»Mir fiel auf, daß er stiller geworden ist. Gar nicht mehr der alte. Natürlich
war er nie sehr lebhaft, aber er wirkt so niedergeschlagen. Wir haben ihn schon
seit Wochen nicht mehr gesehen. Ich wunderte mich schon.«
»Er verbringt mehr und mehr
Zeit auf der Farm. Und das macht es noch undenkbarer, ohne ihn auskommen zu
müssen. Ach, Susan, hören wir damit auf. Wir wissen beide genau, was los ist.
Er ist schrecklich in Alison verliebt, und sie in ihn. Die beiden sehen einfach
keine Zukunft, während Mrs. Anstruther sich an Alison klammert und sie völlig
mit Beschlag belegt. Sie ist zwar sehr nett; aber diese Tatsache ist ebenso
unerfreulich.«
Am nächsten Tag traf ich Larry
und erzählte ihr von meinem Gespräch mit Anne. Sie schaute sehr ernst drein.
»Ich dachte, Julian hätte die Nase voll. Er wirkt so überreizt, und er lachte
nicht einmal, als ich ihm den Verkauf deines Wagens in epischer Breite
schilderte. An den Partys nimmt er überhaupt nicht teil, immer ist er zu
beschäftigt oder sonstwie verhindert. Ich spüre mehr und mehr, daß wir ihn
verlieren werden, und das täte mir sehr, sehr leid. Ich habe ihn immer schrecklich
gerne gehabt.«
Ich machte ihr klar, es sei
viel schlimmer, wenn Alison ihn verlieren würde, und fügte dramatisch hinzu:
»Kannst du dir vorstellen, daß sie auf Lebenszeit Pattys Adjutanten spielen
soll? Alles verpassen, bis sie eines Tages alt ist und es nichts mehr zu
verpassen gibt?«
»Hör auf, Susan«, unterbrach
mich Larry spitz. »Das wäre ja entsetzlich. Gleich breche ich in Tränen aus.
Klagen hilft hier nicht viel, man muß handeln!«
»Und was sollte man deiner
Meinung nach unternehmen?«
Zunächst schaute sie ein wenig
komisch, aber dann meinte sie: »Es muß doch einen Weg geben. Laß mich mal
nachdenken. Mir fällt sicher was ein. Du kennst mich doch.«
»Ja, aber nicht immer das
Richtige«, meinte ich unbehaglich.
»In Wahrheit ist dem Kapitän
noch kein Licht aufgegangen.«
»Na ja, man kann es ihm nicht
eintrichtern - daß er Patty heiraten soll, um Alison von ihren Fesseln zu
befreien. Das könntest nicht einmal du.«
»Du bist schrecklich
pessimistisch, Susan. Als wenn ich so etwas tun würde. Ich glaube, der alte Knabe
mag sie sehr gern, und auch sie mag ihn, aber ich glaube, es ist ihm einfach
noch nicht in den Sinn gekommen, sie zu heiraten. Er ist schon so lange Witwer,
daß dieser Zustand für ihn zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Er ist
zufrieden, wenn bei ihm alles so weiterläuft.«
»Aber er scheint
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