Und alles nur der Liebe wegen
Jetzt sind wir ehrlich. Du bist genau der Typ, der einem den Urlaub vergolden kann. Komm, gib mir einen Kuß!«
Mit einem Satz sprang Karin auf und stieß Burger weg, der nach ihr griff. Sie rannte zur Tür, aber die war verschlossen. Mit einem Satz war Burger bei ihr und riß sie an sich. »Du verdammte Krabbe«, keuchte er, »du spielst das aber verteufelt gut! Du verdrehst einem den Kopf.« Er versuchte, sie zu küssen, aber Karin boxte ihn gegen die Brust und trat um sich.
»Machen Sie die Tür auf!« schrie sie. »Sofort! Ich schreie! Ich rufe die Polizei!«
Burger lehnte sich schwer atmend an die dunkle Mahagoniwand der Luxuskabine.
»Lassen Sie mich raus! Sofort!« Karin trommelte mit den Fäusten gegen die schwere Tür. »Ich … ich schreie!« drohte sie wütend.
Burger schloß die Tür auf. In vier großen Sätzen war Karin die steile Treppe hinaufgesprungen und stand auf Deck. Die warme Nacht lag über dem Wolfgangsee. Von anderen Booten klang Musik herüber. Das Seeufer von St. Wolfgang war bunt beleuchtet. Dort gab es heute abend ein Sommerfest.
Tief atmete Karin die reine Luft ein und rannte dann weiter zum Steg, der an Land führte.
Burger blieb am Eingang zur Kabinentreppe stehen. »Ich hätte dir rechts und links ein paar runterhauen sollen!« rief er böse. »So ein Theater zu machen! Warum bist du denn mitgekommen?«
Karin lief an Land, und sie drehte sich nicht mehr um, als sie mit zerzaustem Haar weiterrannte und mit jedem Meter froh war, von dem Boot wegzukommen.
Auf einer Bank saß erstarrt Thomas. Zunächst begriff er nicht, daß das Mädchen, das da von Bord der Luxusjacht rannte, Karin sein sollte. Aber dann gab es kein Verwechseln mehr – das Outfit, die Haare, das war Karin. Mit einem Satz sprang er auf und sah ihr nach, dann wandte er sich zum Ufer und erkannte im Schatten der Aufbauten den Mann mit den grauen Schläfen, der sich mit beiden Händen die Haare glattstrich. »Ich werde Sie anzeigen!« rief er zum Boot hinüber. »Ich habe alles gesehen! Ich werde die Polizei rufen!«
»Hau ab, du Rotzjunge!« schrie der Mann zurück.
Thomas überlegte nicht lange, er warf sich herum und rannte Karin nach. Ich zeige ihn an, dachte er dabei zornig. Wenn er Karin angefaßt hat … Ich zeige ihn an! Diese alten, verdammten Playboys!
Burger kam ahnungsvoll allem zuvor. Er legte zehn Minuten später vom Ufer ab und rauschte nach St. Gilgen zurück.
In Köln hatte sich Lucia von ihrem Sohn Peter getrennt. Es war nicht anders möglich, da Peter am Abend nach seiner Beobachtung vom Ast der Kastanie zu seiner Mutter sagte: »Du, Mutti, der Beljonow ist dick und doof! Ich verstehe nicht, wie du Papi mit dem betrügen kannst!«
Lucia starrte ihn fassungslos an. Sie konnte ihren Schrecken nur mühsam verbergen. »Du meinst … Du hast …«, stotterte sie, dann ließ sie sich auf einen der umherstehenden Sessel fallen, angelte mit zitternden Händen nach einer Zigarette und zündete sie an. Nach ein paar tiefen Zügen konnte sie wieder einigermaßen ruhig sprechen. »Also so ist das«, sagte sie, »du spionierst mir nach! Aber was verstehst du schon von meinem Leben?«
»Ich sehe, was ich sehe«, antwortete Peter trotzig.
»Und damit hat es nun ein Ende, denn ich stecke dich in ein Ferieninternat; so einfach ist das, ich hatte das nämlich schon lange vor!«
»Das kannst du doch nicht machen!«
»Und ob ich das kann!« Mit einem Ruck stand sie auf, wählte die Nummer ihrer Freundin, deren Sohn ein renommiertes Internat im Schwarzwald besuchte, erzählte ihr in wenigen Sätzen, was sie vorhatte, und ließ sich die Telefonnummer des Internats gehen. Noch am gleichen Tag meldete sie Peter dort an, und zu seinem Kummer war ein Platz für ihn frei.
Ob Peter wollte oder nicht, schon am darauffolgenden Wochenende wurde er von seiner Mutter im Internat abgeliefert. »Ich weiß schon, warum ich hier bin!« sagte er düster, als seine Mutter wieder abfuhr. Er stand vor dem Internatstor – das Gebäude war ein Schloß – und winkte seiner Mutter nicht nach, obwohl sie zum Abschied mehrmals hupte. Eine Schar gleichaltriger und älterer Jungen stand um ihn herum. »Ich soll nicht sehen, wie sie mit ihrem Jugendfreund knutscht.«
»Sie ist aber auch eine tolle Frau, deine Mutter«, sagte ein Junge, der vier Jahre älter war als Peter. Er war ganz rot geworden, als Lucia ihm die Hand gereicht hatte. »Wenn ich drei Jahre älter wäre …«
»Blödmann!« Peter ging mit gesenktem Kopf in den
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