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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sinn fürs Dramatische gehabt hätte, dann hätte ich diesen Moment gewählt, um ohnmächtig in seine Arme zu sinken – er war ein stattlicher Mann und sah aus, als könne er damit ganz gut umgehen. Er sah mich sprachlos an, während die Schneeflocken auf seinen Brillengläsern zu kleinen Tropfen schmolzen und mir das eiskalte Wasser von der Nasenspitze tropfte. Dann lächelte er, so plötzlich und so strahlend, dass ich mich unwillkürlich umdrehte, um zu sehen, was ihn so entzückt hatte.
    »Hallo«, sagte er mit einer Wärme und Begeisterung, die in dieser Situation völlig übertrieben schien.
    »Hallo«, sagte ich etwas unsicher.
    »Sie müssen Lori sein«, sagte er, noch immer strahlend. Meine Antwort war ein erneutes, unkon-trolliertes Zittern. Es schien zu genügen. Er öffnete die Tür, und mit einer einladenden Geste forderte er mich auf einzutreten.
    »Es tut mir Leid, dass ich hier herumstehe, während Sie sich zu Tode frieren. Bitte, kommen Sie rein, kommen Sie rein, und wärmen Sie sich erst mal auf.« Er nahm mich beim Ellenbogen und führ-te mich ins Foyer. »Geben Sie mir Ihre Jacke. Ich werde dafür sorgen, dass man sie zum Trocknen aufhängt. Bitte, setzen Sie sich doch. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Einen Kaffee? Oder Tee?«
    »Ein Tee wäre wunderbar«, sagte ich. »Aber wie wussten Sie, wer ich …«
    »Bin gleich zurück«, sagte er kurz und verschwand.
    Ich fragte mich, welcher Willis er war, wenn er tatsächlich einer sein sollte (ob wohl ein Willis
    &/oder Willis seine Tür selbst öffnete?), und warum ein Willis überhaupt so froh sein sollte, dass ich gekommen war. Ich blickte ihm nach, bis er verschwunden war, dann sah ich mich um. Ich hatte es ein Foyer genannt, aber es war viel großartiger, mehr wie eine Empfangshalle mit hoher Decke, mit Ölgemälden an den Wänden und einem riesigen orientalischen Teppich, der bereitwillig das Schmelzwasser aufnahm, das mir aus den Haaren und von Jeans und Schuhen tropfte.
    Eine prächtige zweiseitige Treppe schwang sich in großem Bogen um das Sofa mit Gobelinstickerei herum, auf dem ich mit immer noch klappernden Zähnen saß. Vor mir stand ein niedriger Tisch, den eine hohe Vase mit dunkelblauen Schwertlilien schmückte. Ich liebte Schwertlilien, sie waren eine hochwillkommene Erinnerung daran, dass trotz aller Gegenbeweise dort draußen der Frühling nicht mehr weit war. Ein kalter Wassertropfen lief mir am Hals herunter, aber beim Anblick der Blumen tröstete ich mich damit, dass es eines Tages auch wieder warm sein würde.
    Mein Gastgeber räusperte sich. Ich sah auf und bemerkte, dass er einen Arm voll Kleidungsstücke trug – ein Sweatshirt mit Kapuze und eine dazu passende Trainingshose, beides in Dunkelrot. Harvard, dachte ich.

    »Bitte«, sagte er, indem er mir die Kleidungsstücke reichte.
    Ich sah die Sachen an, ohne zu verstehen.
    »Ich dachte, Sie würden vielleicht gern etwas Trockenes anziehen?«, half er nach. »Ich habe diese Sachen immer hier, für den Fall, dass ich Lust habe, in den Sportclub zu gehen, und ich kann Ihnen versichern, dass sie sauber sind.« Er klopfte sich auf den nicht gerade sportlich gestählten Bauch. »Ich ziehe sie nicht so oft an, wie ich sollte. Natürlich werden die Sachen Ihnen nicht besonders gut passen, aber ich wusste nicht …« Er sah mich von oben bis unten an, doch auf eine Art, die man wirklich nicht anzüglich nennen konnte. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätte ich wenigstens gewusst, woran ich war.
    »Größe acht?«, fragte er.
    Ich nickte, weil mir keine andere Antwort einfiel.
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Das werde ich mir merken. Aber im Moment ist dies das Beste, was ich Ihnen anbieten kann. Würden Sie die Sachen einstweilen annehmen, zusammen mit meiner Entschuldigung? Sie können sie im Umkleideraum anziehen, gleich hier entlang, wenn ich Sie bitten dürf-te.«
    Ich zögerte. Normalerweise nahm ich keine Gefallen von Fremden an. Aber dann sah ich meine blau gefrorenen Finger und beschloss, dieses eine Mal eine Ausnahme zu machen. Ich folgte ihm durch die Halle, dann durch eine große Doppeltür und ein elegantes Büro, bis wir den Raum erreicht hatten, den er als Umkleideraum bezeichnet hatte.
    Er legte einen Stapel Handtücher zurecht und ging hinaus, wobei er die Tür hinter sich schloss.
    Der Umkleideraum war von einem normalen Badezimmer ungefähr so weit entfernt wie das Tadsch Mahal von einer Dorfkapelle. Ich wäre mit Vergnügen hier eingezogen und hätte den

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