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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Lampe stand. Reginalds Schuhkarton stand im Einbauschrank, aber meine Kleidung lagerte noch immer in den Kartons, die ich bei all meinen Umzügen verwendet hatte. Das sparte Zeit beim Packen. Die wenigen Sachen meiner Mutter, die ich behalten hatte, waren noch immer verpackt, so wie sie aus Chicago angekommen waren; die Kartons standen aufgereiht an der Wand.
    Ich knipste das Licht im Flur an, zog meine nassen Turnschuhe und die Jacke aus und griff nach meiner Post, die im Korb auf dem Tischchen im Flur lag. Ich zog mir trockene Jeans und ein weites Flanellhemd an und sah die Post durch, wobei ich mich innerlich schon auf die gewohnten Mahnun-gen der verschiedenen Kreditkartenfirmen einstellte, die nicht viel von meiner unregelmäßigen Zah-lungsweise hielten. Abgesehen von Werbebriefen war es die einzige Art von Post, die ich seit dem Tod meiner Mutter erhielt.
    Der unbedruckte Briefumschlag, der sich da zwischen all den Rechnungen verbarg, war wahrscheinlich wieder so ein unwiderstehliches Sonder-angebot, und ich betrachtete es misstrauisch. Genau was ich brauchte: vielleicht die Einladung, einen Timeshare-Anteil an einer Wohnung in Bermuda zu erwerben, wobei meine einzige Beziehung zu Bermuda wohl die Bermudashorts bleiben würden, die ich am vergangenen Wochenende auf dem Floh-markt gekauft hatte.
    Stattdessen enthielt der Umschlag einen Brief von einer Rechtsanwaltskanzlei, deren eleganter Na-menszug auf dem Briefkopf prangte: Willis & Willis. Das wär’s also, dachte ich, und mir wurde ein wenig flau im Magen. Die Kreditkartenfirmen ver-klagen mich. Was würden sie machen, meine Matratze pfänden? Mit gemischten Gefühlen las ich weiter.
    In höflichen, gesetzten Worten entschuldigte man sich, dass man mich erst jetzt erreicht habe, was sich dadurch erkläre, dass man etwas Mühe gehabt habe, meine augenblickliche Adresse ausfindig zu machen (was mich nicht überraschte, da ich im letzten Jahr sechs Mal umgezogen war). Willis & Willis fuhren fort, indem sie mir erklärten, dass sie mich leider über das Ableben von Miss Dimity Westwood informieren müssten, die mir zweifellos als Tante Dimity bekannt sei. An dieser Stelle verschwanden sämtliche Gedanken an Kreditkartenfirmen und Werbebriefe, und ich musste mich schnell setzen.
    Tante Dimity? Tot?
    Ich war tatsächlich wie vom Schlag getroffen.
    Nein, mehr noch, ich war zu Tode erschrocken.
    Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich niemals jemandem von Tante Dimity erzählt. Sie hatte mir und meiner Mutter gehört und war viel zu kostbar, um irgendjemanden an ihr teilhaben zu lassen, außer Reginald natürlich. Aber der war nicht im Stande gewesen, mit Anwaltskanzleien über sie zu sprechen. Schnell überflog ich den Rest des Briefes.
    Willis & Willis würden sich freuen, wenn ich so bald wie möglich in ihrer Kanzlei vorsprechen wür-de, um eine Angelegenheit zu besprechen, die in meinem Interesse sei. Es sei nicht nötig, einen Termin zu vereinbaren, man würde mich jederzeit empfangen. Mit tief empfundenem Beileid verblie-ben sie, stets zu meinen Diensten, William Willis etc.
    Ich legte den Brief auf den Kartentisch und starrte ihn an. Das Briefpapier war wirklich. Die Worte darauf waren es auch. Aber vollkommen unwirklich erschien mir die Botschaft, die sie enthielten.
    »Also, Reginald?«, sagte ich mit einem Blick auf die Schranktür. »Was hältst du davon? Ziemlich verrückt, was?«
    Ich erwartete keine Antwort. Seit langem schon hatte ich mir überlegt, dass der Tag, an dem Reginald anfangen würde, mir zu antworten, der Tag sei, an dem ich mich freiwillig in die nächste Klapsmühle begeben würde. Aber andererseits war gerade eine Märchengestalt aus meiner frühen Kindheit aufgetaucht und hatte mir auf die Schulter getippt. Wenn ich richtig hinhörte, würde ich Reginald vielleicht ebenfalls reden hören.
    Ich las den Brief noch einmal, diesmal ganz langsam. Dann begutachtete ich ihn aus fachmännischer Sicht. Das Papier war cremefarben, dick und schwer. Wenn man es gegen das Licht hielt, erkannte man seine Qualität am Wasserzeichen und an den Linien, die sich quer darüber zogen. Der Brief war nicht mit einem modernen Drucker ausge-druckt worden, sondern er war mit einer richtigen Schreibmaschine geschrieben und mit einem richtigen Füllhalter unterschrieben. Ich hatte den Eindruck, dass Willis & Willis beabsichtigt hatten, dass ich dies bemerke; man wollte mir zeigen, dass ich ihnen mehr Anstrengung wert sei als das übliche Maß an

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