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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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anfing, mich heimisch zu fühlen, starb meine Mutter.
    Es kam ohne Vorwarnung. Der Arzt sagte mir, sie sei friedlich im Schlaf gestorben, was mich ein wenig tröstete, aber nicht genug. Ich hatte das Ge-fühl, ich hätte bei ihr sein müssen, dass ich etwas hätte tun müssen, irgendetwas, um ihr zu helfen.
    Bis dahin war ich nach jeder Niederlage immer wieder ohne größere Blessuren auf die Beine gekommen, aber dieser Schlag streckte mich nieder.
    Ich flog sofort nach Chicago. Um die Beerdigung brauchte ich mich nicht zu kümmern, meine Mutter und Pater Czerczinski hatten für alles gesorgt.
    Viele ihrer ehemaligen Schüler kamen zur Trauer-feier in der St.-Bonifatius-Kirche, jeder von ihnen wusste eine Geschichte zu erzählen oder hatte eine liebevolle Erinnerung an sie. Zwischen den zahlrei-chen Blumen steckte ein Strauß weißer Flieder, der ohne nähere Angabe des Absenders in England be-stellt worden war. Ich sah ihn lange an und dachte über die vielen Menschenleben nach, die meine Mutter mit geformt hatte und über die ich nichts wusste.
    Meine Mutter hatte auch veranlasst, dass die Heilsarmee ihre Möbel und Kleider abholen würde.
    Sie wusste nur zu gut, dass ihre geniale Tochter weder Platz dafür haben würde noch das nötige Geld, um die Sachen einzulagern. Ich verbrachte eine Woche in ihrer Wohnung, um ihre restlichen Habseligkeiten einzupacken – Andenken, Fotoalben, Bücher – und eingegangene Rechnungen zu bezahlen. Sie hatte gerade genug Geld hinterlassen, dass es für die Beerdigungskosten reichte und ich samt meiner Habe wieder nach Boston zurückfahren konnte, viel mehr war nicht übrig. Ich war weder überrascht noch enttäuscht. Grundschullehre-rinnen werden mit Liebe und Zuneigung bezahlt, die ihnen entgegengebracht werden, nicht mit Geld, und ich hatte nie erwartet, etwas zu erben.
    Als ich zurückkam, nahm ich so viel Arbeit an, dass ich jeden Tag Überstunden machte, und das nicht nur aus finanziellen Gründen. Erschöpfung ist ein wunderbares Schmerzmittel, sie betäubt die Ge-fühle und hält vom Denken ab, und ich wollte nicht denken. Die Monate verschwammen ineinander.
    Ich vernachlässigte meinen Freundeskreis, hörte auf, Briefe zu schreiben, und sprach kaum noch mit Kolleginnen und Mitbewohnerinnen. Als sich im April mein Einzug in die Wohngemeinschaft jährte, sprach ich nur noch mit Meg Thomson, aber nur, weil sie den Kontakt aufrechterhielt, ich bemühte mich nicht darum. Und selbst ihr gelang es nicht, mich dazu zu bringen, über den Tod meiner Mutter zu sprechen. Hatte ich von einer Abwärtsspirale gesprochen? Sie drehte sich inzwischen so schnell abwärts, dass sie kurz davor war, sich in die Erde hineinzubohren.
    Und dann bekam ich den Brief, in dem man mir mitteilte, dass Tante Dimity gestorben sei.

2
    Es war der krönende Abschluss eines per-fekten Tages. Das Aprilwetter hatte sich bisher von seiner schlechtesten Seite gezeigt, und ich hatte gerade wieder eine Woche in einer neuen unbekannten Firma überlebt, wo ich mich mit einer neuen, futuristisch anmutenden Telefonanlage herum-schlagen (man stelle sich den Kontrollraum im Kennedy Space Center vor) und einen neuen, dy-namischen Managerstil über mich ergehen lassen musste (»Guten Morgen! Uuund?? Sind wir alle frisch und munter an diesem neuen, wun-der-ba-ren Tag?«). Ich war seit sechs Uhr morgens unterwegs und hatte auf das Mittagessen verzichtet, um mit der Ablage fertig zu werden, als man mir mitteilte, dass man mich am Nachmittag nicht brauchte, weil der Chef Geburtstag hatte und das Büro um drei Uhr schließen würde. Einen ziemlich mageren Scheck in der Hand, schleppte ich mich in dem kalten, mit Schnee vermischten Nieselregen nach Hause. Mir graute vor den leeren Stunden, die jetzt vor mir lagen, und ich fragte mich, wie viele dieser wun-der-ba-ren Tage ich noch würde aushalten können.
    Als ich ankam, war die Wohnung verwaist, so wie sie es fast immer war. Die eine Mitbewohnerin machte gerade ein Praktikum, die andere studierte Medizin und hatte Bereitschaftsdienst, und so war ich aufgrund der unkonventionellen Arbeitszeiten der beiden meist allein in der Wohnung, was mir durchaus recht war.
    Es war zwar nicht das Ritz – nein, nicht mal ein Mittelklassehotel –, aber diese Art zu wohnen kam mir zurzeit am meisten entgegen. Mein Mobiliar bestand aus einer Matratze auf dem Fußboden, einem geliehenen Kartentisch, einem Stuhl, den ich vom Sperrmüll gerettet hatte, und einer Holzkiste, auf der meine einzige

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