und das Haus in den Huegeln
heute geholfen wird.
Es war, als hätte Rocho ihre
Gedanken erraten, denn er fuhr fort: „Indem du anderen hilfst, wird dir selbst
geholfen. Nur in der Gemeinschaft Gleichgesinnter findest du das wahre Glück.
Wir werden alle deine Probleme und Sorgen von dir nehmen. Komm mit in unsere
große, starke Familie. Du kannst nirgendwo anders Frieden finden.“
„Ist Jutta auch bei euch?“
fragte Sandra spontan.
Rocho zog seinen Arm von
Sandras Schulter. „Wer ist Jutta?“ fragte er kopfschüttelnd, als hörte er den
Namen zum erstenmal.
„Jutta Lorenz. Sie hat mir von
euch erzählt. Sie sagte mir, daß sie eure Religion annehmen möchte“, log
Sandra.
„Bist du mit ihr verwandt?“
forschte Rocho stirnrunzelnd.
„Nein, befreundet. Falls sie
bei euch ist, würde ich sie gern einmal besuchen. Wenn sie bei euch glücklich
ist, ist eure Religion vielleicht auch etwas für mich“, sagte Sandra eifrig.
„Persönliche Bindungen sollten
nicht über deinen Lebensweg entscheiden. Übergib deine Seele dem Herrn. Nur er
kann dich führen und niemand anderer“, rügte Rocho.
„Halleluja!“ rief Debora.
Die Erwähnung des Herrn scheint
bei ihr einen Mechanismus auszulösen, der sie wie auf Kommando „Halleluja!“
rufen läßt, stellte Sandra fest.
„Aber Jutta ist bei euch, nicht
wahr?“ fragte Sandra drängend.
„Ich darf dir über die
Mitglieder unserer Gemeinde keine Auskunft geben. Ob es ratsam für uns ist, uns
unseres früheren Lebens zu erinnern, entscheiden nicht wir.“ Rocho hob die
Schultern, als er Sandras enttäuschtes Gesicht sah. „Es ist möglich, daß ein
Mädchen, das früher einmal Jutta hieß, bei uns lebt. Komm mit uns, dann wirst
du sehen, was du zu sehen begehrst.“
„Das würde ich ja gern. Aber
ich muß jetzt wirklich heim. Wo wohnt ihr denn? Ich kann euch ja in den
nächsten Tagen besuchen“, sagte Sandra.
„Aber wir können dich in deiner
Not nicht allein lassen. Das wäre nicht recht von uns“, sagte Rocho.
Seine hochtrabenden Reden
gingen Sandra auf die Nerven. „Meine Mutter erwartet mich zu Hause. Sie wird
sich sorgen, wenn ich ausbleibe. Also, sei so nett und fahr mich jetzt zurück“,
forderte sie heftig.
Rocho wiegte mitleidig lächelnd
den Kopf. „Wir sind nur dem Herrn verpflichtet, nicht den Menschen. Du mußt
dich von deiner Mutter lösen. Der Herr wird sich ihrer annehmen und sie
trösten.“
„Halleluja!“ entfuhr es Sandra.
Debora schien darüber so verblüfft, daß sie sich auf ihrem Sitz umwandte und
Sandra anstarrte, bevor sie selbst den Herrn lobte.
Rocho streichelte Sandras Arm.
„So ist es recht!“
Die haben mich schon
angesteckt, stellte Sandra erschrocken fest.
Sie sprang energisch auf.
„Also, meiner Mutter ist es bestimmt lieber, wenn ich ihr selbst erscheine.
Wenn du mich nicht in die Stadt zurückbringen willst, dann muß ich eben per
Anhalter fahren.“
Rocho hielt sie lächelnd, aber
energisch, am Arm fest. „Das erlauben wir nicht. Es ist zu gefährlich.
Selbstverständlich bringen wir dich zurück.“
Er stand auf, sprang aus dem
Seiteneinstieg und nahm seinen Platz auf dem Fahrersitz wieder ein.
Er startete den Motor, wendete
den Wagen und fuhr auf die Bäderstraße zurück.
„Später, falls du es dann noch
willst, Schwester“, ergänzte er, während er in irrem Tempo den Weg die
Bäderstraße hinauf fortsetzte und die Stadt immer schneller hinter sich ließ.
Sandra war einen Augenblick
lang zu erschrocken, um reagieren zu können.
Als sie begriff, was vor sich
ging, dachte sie fast staunend: Er hat mich hereingelegt! Was mache ich nun?
Abspringen bei der Geschwindigkeit wäre ja wohl selbstmörderisch.
Dann überlegte sie: Eigentlich
ist es sogar besser, wenn ich mit ihnen fahre. Ich lerne ihren Unterschlupf
kennen und spioniere ein bißchen bei ihnen herum. Umpolen lasse ich mich nicht.
Und mich gegen meinen Willen festzuhalten, das werden sie nicht wagen. Morgen
bin ich wieder zu Hause. Und vielleicht bringe ich Jutta und ein paar
überraschende Neuigkeiten für die Polizei mit.
Sandra zog ihre Füße auf den
Sitz und machte es sich bequem.
Ihre einzige Sorge galt jetzt ihrer
Mutter und Joschi. Hoffentlich dreht Joschi nicht durch, wenn ich nicht komme!
Hoffentlich behält er die Nerven und beruhigt meine Mutter, sonst wird sie
verrückt vor Angst um mich, dachte sie.
Joschi führt wichtige Gespräche
Als Sandra um drei Uhr noch
nicht an ihrem vereinbarten Treffpunkt erschienen war, wurde Joschi
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