und das Schulfest
kannten natürlich Nele. Schließlich hatte sie als Torkönigin ganz besonders dazu beigetragen, dass die Schulmannschaft der Fichte-Schule die Handballmeisterschaften gewonnen hatte.
Einige hatten mit Fingerfarben: Team Nele auf ihre Stirn geschrieben. Und Katja und Sabine hielten ein Stück weiße Tapete hoch in die Luft, auf dem stand:
Wir sind verrückt! Total verrückt! Ein total gruseliges Schulfest!
… und in kleineren Buchstaben Team Nele .
»Ich werde verrückt!«, stammelte Nele. »Wie cool ist das denn?«
Josefine strahlte so von einem Ohr zusammen, als hätten sie ein zweites Mal die Schulmeisterschaften gewonnen. »Ich habe doch gesagt, dass ich gestern noch ein bisschen herumtelefoniert habe. Katja und Sabine fanden die Idee auch super und haben die Telefonlisten von ihren kleineren Geschwistern abgeklappert. Team Nele … das kann einfach keiner schlagen!«
Und genau so war es. Herr Direktor Zucker und Frau Kussmund waren restlos begeistert von Neles Idee. Und plötzlich waren auch Neles Bauchschmerzen wie weggeblasen. Sie hatte auf einmal riesige Lust mitzuhelfen, dieses ganz besondere Schulfest auf die Beine zu stellen. Gruselfaktor garantiert!
»Großtante Adelheid hat vorgeschlagen, dass wir am Ende des Tages, wenn es schon zu dämmern anfängt, in einem Umzug hinüber auf die Burg wandern. Sie wollte dann auch noch Gruselmuffins für uns alle backen. Außerdem will sie uns ein paar Ritter ausleihen, die wir draußen auf dem Schulhof und bei der Wahrsagerin aufstellen dürfen.«
Die Idee mit der Wahrsagerin hatte David gehabt. Er war der Meinung, dass Josefine sich für diese Rolle wunderbar eignen würde. Er selbst könnte sich als Zauberer verkleiden und der Burgherr Plemplem würde mit einem schwarzen Umhang sicher auch sehr gruselig aussehen.
»Ritter? Echte Ritter?«, rief Herr Direktor Zucker euphorisch. »Nein, wie reizend von deiner lieben Großtante. Vielleicht sogar den schwarzen Ritter, der bei euch im Rittersaal steht? Das wäre wirklich eine riesige Ehre für mich und unsere ganze Schule.« Er wippte so aufgeregt wie ein Pinguin durch den Saal und wackelte dabei unentwegt mit seinen Armen.
Nele erinnerte sich auf einmal, wie sehr sie sich am Anfang vor ihm gefürchtet hatte. Für kurze Zeit war sie sogar davon überzeugt gewesen, dass er heimlich ein Vampir war, weil er so eine blasse Hautfarbe hatte und so besonders lange und spitze Eckzähne. Aber mittlerweile wusste sie, dass Herr Direktor Zucker völlig harmlos war, mit einer kleinen, liebenswerten Macke, was Gespenster betraf. Gab es wirklich irgendeinen Menschen außer ihm, der so felsenfest an die Existenz von Geistern glaubte?
Nele seufzte. Schlagartig wurde ich das Herz schwer. Oh ja, diese Person gab es. Und dummerweise handelte es sich um ihre allerbeste Freundin Tanne.
Zum ersten Mal, seit Nele in die Aula gekommen war und die vielen als Gespenster verkleideten Schüler gesehen hatte, wagte sie einen Blick in die Ecke von Tanne, Lukas, Basti und Florian. Sie saßen ziemlich bedröppelt auf ihren Sitzen und guckten stur geradeaus.
Ihre Vorschläge hatten nur ein paar mickrige Stimmen bekommen, Tanne noch weniger als Lukas. Obwohl Basti und Florian für Tannes Idee gestimmt hatten. Aber eine Tierschau gehörte eben eher in das Tierheim oder in den Zirkus, und da die Bundesjugendspiele noch gar nicht lange vorbei waren, hatte einfach niemand Lust auf ein weiteres Sportfest.
Nele überlegte, wie es so weit gekommen war, dass sie sich mit ihren Freunden so in die Haare bekommen hatte, dass es sich plötzlich anfühlte, als wären sie erbitterte Feinde. Ehrlich gesagt: Sie hatte keinen blassen Schimmer.
Nur eines wusste sie: Es fühlte sich total mies an in ihrem Bauch und ein Stück weiter oben. Da, wo das Herz war.
Ich habe keine Schuld, dachte sie trotzig. Ich hatte nur eine andere Idee, eine, die mir und vielen anderen Kindern besser gefiel. Und Herrn Direktor Zucker und Frau Kussmund auch. Das ist alles.
Ohne dass sie es selber merkte, schnellte ihre Hand nach oben.
Gerade sprach Herr Direktor Zucker ein paar begeisterte Worte zum Schulfest, die dauerten wieder einmal länger als geplant, wie immer, wenn er mit Reden loslegte.
Aber zum Glück hatte ja Frau Kussmund die Schuluhr im Blick und deshalb unterbrach sie ihn mitten im Satz. »Da ist noch eine Wortmeldung von Nele, Herr Direktor«, zwitscherte sie fröhlich zwinkernd, um ihn nicht zu verärgern. Denn eigentlich war es ja ungezogen, jemandem ins
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