Und der Basilisk weinte (German Edition)
danach hör ich auf, Monika. Ich will nicht mehr, ich quittiere den Dienst.»
Monika sah ihm an, dass er es ernst meinte. Er war wild entschlossen, nichts und niemand würde ihn davon abhalten können. Mit einer Ausnahme. In der Vergangenheit war es ihr als Einzige immer wieder gelungen, den Kommissär zu beeinflussen und umzustimmen. Doch dazu bedurfte es des richtigen Moments.
«Wenn es dich so belastet, solltest du aufhören, Liebling. Aber du musst das hier noch zu Ende bringen.»
Er nickte.
«Ich muss ihn vorladen. Nadine soll beim Verhör dabei sein. Allein stehe ich das nicht durch.»
«Pack den Stier bei den Hörnern, Francesco.»
«Du meinst, ich soll zu ihm nach Füllinsdorf fahren und ihn mit den Fakten konfrontieren?»
«Noch besser. Du führst das Gespräch auf neutralem Boden.»
Ferrari lächelte dankbar.
«Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde, Monika.»
«Untersteh dich, etwas ohne mich oder mit einer anderen zu tun. Ich bin nämlich rasend eifersüchtig. Und ich weiss nicht, wen ich vergiften würde. Dich oder dein Gspusi.»
25. Kapitel
Obschon sich Ferrari fest vorgenommen hatte, Bernhard Meister sofort zu einem Gespräch einzuladen, fand er jede Menge Gründe, um die Unterredung zu verschieben. Er begann sogar Akten zu ordnen und längst fällige Berichte zu verfassen. Kurz vor elf platzte Nadine der Kragen.
«Jetzt reichts!», schrie sie in ungeahnter Lautstärke. «Wenn du in Selbstmitleid versinken willst, bitte, das ist deine Sache. Aber es geht hier um ein Menschleben, falls du das vergessen hast. Reichen dir drei Morde wirklich nicht? Muss es unbedingt noch ein vierter sein? Wir müssen uns beeilen. Wie hat Meister gesagt? Der Gerechte hat Zeit. Wir nicht, verdammt noch mal!»
Der Kommissär brummelte etwas Unverständliches vor sich hin, nahm den Telefonhörer in die Hand und lud Meister zum Mittagessen ins «Don Camillo» ein. Mit einem zweiten Anruf verständigte er Iris Okaz, die im Laufe des Essens auftauchen und Meister identifizieren sollte. Na also, geht doch. Nadine war zufrieden. Endlich kam wieder Bewegung in die Sache.
«Danke für die Einladung, Francesco. Was verschafft mir die Ehre?»
Ferrari druckste herum, meinte etwas verlegen, das wäre schon längst fällig gewesen. Während des Essens unterhielten sie sich über die alten Zeiten, gelöste Fälle und gemeinsame Kollegen. Je länger sie in der Vergangenheit schwelgten, desto schwerer fiel es dem Kommissär, eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen. Meister nahm ihm die Überleitung beim Dessert ab.
«Hervorragend das Essen hier. Ich werde Heidi ins … wie heisst es doch gleich noch … genau, ins ‹Don Camillo› einladen. Werde mir eine Eselsleiter bauen, Don Camillo und Peppone. Dieses Zwetschgensorbet ist hervorragend. Wie geht es mit eurem Fall voran?»
«Wir stehen kurz vor der Lösung. Du spielst dabei auch eine Rolle, Bernhard.»
Meister schleckte genüsslich den Löffel ab.
«Das kann ich mir vorstellen. Nur zu gut, Nadine. Wollt ihr offen mit mir darüber sprechen oder spielen wir weiter Versteck?»
Ferrari seufzte. Er rührte appetitlos im Sorbet herum.
«Wenn du es nicht willst, dir gegenüber sitzt ein Abnehmer.»
Der Kommissär schob ihm das Sorbet rüber.
«Bitte, mir ist nicht danach. Ich weiss nicht, wie ich anfangen soll …»
«Du hältst mich für den Mörder.»
Jetzt war es gesagt. Meister lächelte ihn milde an. Der liebe, nette, distinguierte ältere Herr von nebenan, ein Mörder.
«Und? Stimmts?»
«Das herauszufinden, ist dein Job, Francesco. Gehen wir doch einmal davon aus, dass ich es bin. Hast du Beweise, mit denen du mich überführen kannst?»
«Es gibt einen Zeugen, sogar zwei, die dich belasten.»
«Da bin ich nun aber gespannt, was du aus dem Hut zauberst.»
«Gregor Hartmann würde vor Gericht aussagen, dass du die Morde gestanden hast», pokerte Ferrari.
«Der gute alte Gregor! Deshalb hat er mich zu sich eingeladen. Um seinen letzten Mandanten zu retten. Ein schlechter Trumpf, denn da steht Aussage gegen Aussage. Ich habe den Abend mit ihm genossen. Und vor allem konnte ich meinen Weinkeller mit exquisiten Weinen füllen. Hast du noch mehr?»
«Eine Zeugin, die dich bei Robert Selm gesehen hat, zusammen mit Elisabeth Fahrner.»
Bernhard Meister prustete los.
«Und darauf willst du deine Mordanklage aufbauen, Francesco? Ich prophezeie dir ein weit grösseres Waterloo, als mir damals widerfahren ist.»
Ferrari nickte. Die Beweislage ist mehr als
Weitere Kostenlose Bücher