Und der Basilisk weinte (German Edition)
gestanden und davon nicht schlecht gelebt hat.»
«Ich bin nie in einen Gewissenskonflikt geraten. Ich wusste immer, wo ich stehe. Es war mein Job, Verbrecher zu verteidigen. Nicht mehr und nicht weniger.»
Man kann das Ganze auch schönreden, dachte Ferrari, typisch für Hartmann. Sein Mitgefühl galt im Moment Bernhard Meister. Wie hätte ich mich in der gleichen Situation verhalten? Schwer zu sagen. Meister hatte schnell Karriere gemacht. Er stand gern in der Öffentlichkeit, verfügte über fantastische rhetorische Fähigkeiten, was seine Auftritte an Pressekonferenzen legendär machte. Meister war einfach meisterlich. Immer an vorderster Front. Ein gern gesehener Gast beim Fernsehen, wenn es darum ging, über Sicherheit zu diskutieren. Und Meister polarisierte. Die einen hielten ihn für einen rechtsorientierten sturen Gesetzeshüter, dessen einziges Ziel es war, einen Polizeistaat aus der Schweiz zu machen. Die anderen, und die waren in der Mehrheit, schätzten ihn als Vertreter einer Schutzmacht, die dafür sorgte, dass die Menschen in Ruhe leben konnten. Wie bei vielen Persönlichkeiten lag die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Ferrari hatte sich von Anfang an der zweiten Fraktion angeschlossen. Er hielt ihn für einen sicherheitsliebenden Menschen, der das Recht verteidigte ohne Rücksicht auf die Hautfarbe oder die Religion eines Menschen.
«Hand aufs Herz, Bernie, das hast du aber nicht alleine bewerkstelligen können.»
«Es gibt immer irgendwelche Gleichgesinnte.»
«Wie wahr. Ich nehme an, du spielst auf Elisabeth Fahrner und Anita Brogli an.»
Bernhard Meister lachte so laut, dass Nadine die Kopfhörer herunterriss.
«Ich habe so meine Zweifel, dass du wirklich die Finger im Spiel hast, Bernie. Du mimst hier den grossen Zampano, um mir zu imponieren. Vor Gericht würde ich jetzt sagen, dass deine Aussage nur ein laues Lüftchen ist.»
«Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mich dir ausliefere? Ich habe Ferrari … du hast ja meinen Nachfolger kennengelernt …»
«Und seine charmante Kollegin Nadine Kupfer.»
«Haben die beiden etwas miteinander?»
«Das musst du sie selber fragen.»
«Würde mich nicht wundern. Sie ist eine verflucht attraktive Frau. Ich habe selten eine solch schöne Frau gesehen. Und Francesco ist ein hintertriebenes Schlitzohr. Würde mich absolut nicht wundern, wenn die zwei ein Verhältnis haben.»
Ferrari senkte errötend den Kopf. Nadine musterte ihn amüsiert von der Seite.
«Dann lass sie doch. Ich treibe es ja auch mit Alice.»
«Deine Krankenschwester? Früher hätte ich das sofort unterschrieben. Aber heute, wenn ich dich so sehe, dann ist das wohl reines Wunschdenken.»
«Stimmt, leider. Du kannst also auch ruhig zugeben, dass du nichts mit den Morden zu tun hast und nur prahlst.»
«Das ist deine Meinung?»
«Exakt.»
«Dann stell mir einige Fragen im Zusammenhang mit den Morden. Ich werde sie dir beantworten.»
«Einverstanden. Mein Hirn funktioniert noch ziemlich gut. Also, wo hast du Gissler umgebracht?»
«Dumme Frage! In seiner Wohnung.»
«Natürlich in seiner Wohnung. Warst du allein oder hattest du einen Komplizen?»
«Ich … das geht dich nichts an.»
«Also einen Komplizen. He, Bernie, du stotterst bereits nach wenigen Fragen. Konzentrier dich. Hat er dich einfach so in die Wohnung gelassen? Wie einen guten alten Freund?»
«Ohne Probleme.»
«Und dann bist du ihm ins Wohnzimmer gefolgt und hast ihn getötet. Wie genau?»
«Mit vier Stichen. Zwei davon trafen voll ins Herz.»
«Du kannst mir ja alles erzählen, Bernie.»
«Es stimmt alles, Francesco. Sollen wir ihn verhaften?», flüsterte Nadine.
«Ich will alle. Nicht nur den einen», antwortete Ferrari leise.
«Ich lüge dich nicht an. Du kannst alles überprüfen lassen.»
«Gute Idee. Wie hast du es bei Selm angestellt?»
«Ich habe ihn zuerst aufgesucht. Rekognosziert sozusagen. Ihn gewarnt, dass es ihm genauso ergehe wie Gissler. Er hat mich rausgeworfen.»
«Wie hast du ihn ermordet?»
«Das war einfach. Ich bin reinspaziert, habe ihm ein Messer in die Brust gerammt. Er hat sogar noch gelächelt.»
«Wie sieht es in seiner Wohnung aus?»
«Ich habe ihn nicht in seiner Wohnung erwischt. Es muss so etwas wie sein Büro gewesen sein. Mehrere Laptops liefen.»
«Und Stähli?»
«Das war ganz einfach. Ich bin in die oberste Etage spaziert. Stähli war nicht in seinem Büro. Ich musste aufs Klo und da kam er gerade aus einer der Kabinen. Der Zufall ist mir zu Hilfe
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