...und der grüne See (German Edition)
Probleme damit hatte, ihre
Zwillingsschwester vor sich herzutragen, ging mit ihr als letz-
ter in der Reihe und war kurz davor, ebenfalls ans Tageslicht zu
gelangen.
„Denny, mein Junge!“, erklang es überraschend. Denny
kannte diese Stimme und schreckte zusammen. Professor Sauer
stand auf eine Böschung.
„Herr Direktor!“ Überrascht ging Denny ein paar Schritte
auf ihn zu. „Wie kommen Sie hierher?“
„Denny! Junge! Was ich hier mache? Wir haben dich und
deine Freunde überall in den Wäldern gesucht, nachdem man
euch im Kolleg nirgends finden konnte.“
Der Schuldirektor machte keine Anstalten, ihnen entgegen
zu kommen, sondern blieb neben einem Baum stehen.
„Wir haben jemanden in Südafrika finden können, der
Wandereibenwurzeln vertreibt. Der Wurzelsaft wird morgen
im Beutling eintreffen und Tessa endlich aus ihrem Tiefschlaf
holen.“
Denny stutzte. Natürlich freute er sich sehr darüber, dass
seine Wächterin endlich wieder aufwachen würde. Doch es kam
ihm seltsam vor, dass es denProfessor gar nicht zu interessieren
schien, woher sie kamen. Mit einer kurzen Handbewegung
deutete er Mian und Willi - die dicht hinter ihm standen - an,
zu Rüstem und Moana zurückzugehen.
Denn die waren immer noch nicht aus dem Waldstück
getreten.
„Wie haben Sie uns gefunden?“, fragte Denny den Schulleiter.
Er spürte, dass da etwas nicht stimmte. Mian und Willi wichen
weiter zurück. Auch Ihnen kam das Verhalten des Direktors
seltsam vor.
Professor Sauer antwortete sofort: „Das war reiner Zufall.
Wir haben jeden Winkel des Waldes durchkämmt.“
Denny bemerkte, dass Professor Sauers Blick auf seinen
Gürtel fiel. Noch bevor sie sich zur Rückkehr in den Beutling
aufmachten, hatte Denny zwei Behälter mit dem Wasser des
Grünen Sees daran festgebunden. In den Rucksäcken war kein
Platz mehr, da Rüstem und Willi ihre Pantelli überließen. Für
den Professor war es kaum zu übersehen, dass es sich hierbei
um das Heilwasser handelte, dessen hellgrüner Farbton un-
übersehbar im Sonnenlicht schimmerte. Denny entdeckte ein
Glänzen in Sauers Augen.
„Ah! Ihr habt den gefunden, nehme ich an? Das
ist fein. Denny, mein Junge, ich bin stolz auf dich. Du hast der
Menschheit damit einen großen Dienst erwiesen.“
Denny wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte.
Der Schulleiter bewegte sich auf Denny zu. Mian und Willi
beobachteten die ganze Situation mit Argwohn. Rüstem war
immer noch nicht zu sehen. Der Professor war nur noch wenige
Schritte von Denny entfernt.
„So, mein Junge“, sprach Sauer gekünstelt, „jetzt, wo du
den gefunden hast, ist es wohl besser, dass ich den
Paraiba in Verwahrung nehme. Bei mir ist er sicherer.“
Denny trat jetzt einen Schritt zurück. „Ich bin jetzt der
Hüter des Sees, und ich sollte ihn behalten, da ich künftig dafür
verantwortlich bin, dass das Wasser nach Aule Meille gelangt.“
„Ja, ich weiß. So soll es auch bleiben. Aber glaube mir, bei
mir ist dieser wertvolle Stein in Sicherheit.“
Denny machte nochmals einen Schritt nach hinten.
„Na, gib schon her, mein Junge“, forderte ihn der Professor
weniger freundlich auf.
„Der Stein bleibt bei mir!“, erwiderte Denny nun selbstbe-
wusst. Innerlich sah es anders aus. Denny fühlte das Kribbeln,
das sein Burmahemd in diesem Moment von sich gab. Dieses
Kribbeln hatte er zuletzt gespürt, als er mit Waldemar
unterwegs war und auf die Xamamax stieß.
Denny war sich nun ziemlich sicher, dass der Professor was
im Schilde führte und wich weiter zurück. Er war nur noch
wenige Meter von seinen Freunden entfernt, die im Dunkeln
verborgen warteten.
Denny versuchte, Zeit zu gewinnen und fragte: „Woher
wussten Sie, dass wir hier waren, Herr Professor? Das war doch
nicht wirklich Zufall, oder?“
Denny setzte sofort nach, als er merkte, dass Sauer nicht
sofort antwortete. „Sie sind nicht unser Schulleiter, stimmt’s?“
Das Lächeln in Sauers Gesicht erstarb.
„Was für ein schlaues Kerlchen du doch bist. Aber jetzt ist
es zu spät.“
In diesem Augenblick traten rings um Denny mehrere
Gestalten mit erhobenen Armen aus ihren Verstecken hervor.
Denny schätzte ihre Zahl auf ungefähr Zwanzig. Sie alle trugen
diese langen braunen Ledermäntel. Es waren Frauen dabei, die
ihm arrogant und überheblich entgegen grinsten. Denny trenn-
ten nur noch wenige Schritte vom Waldpfad.
„Ich bin ganz dicht hinter euch“, hörte Denny Rüstem
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