Einer von denen, der dann versucht, den Schüler für seine Seite zu rekrutieren. Die Xamamax haben irgendwo im Harz genau so eine Lehranstalt wie wir im Beutling. Erst versuchen sie, mit den Eltern zu reden und sie zu überzeugen. Aber wenn sie ein bestimmtes Kind unbedingt als Schüler haben wollen, kann es auch schon mal zu einer Entführung kommen.“
„Oh! Krass! Jetzt echt?“, krächzte Denny geschockt. Sie schritten auf den Rechtsknick zu.
„Ja, das liegt daran, dass sie nicht so viel Zulauf haben, wie sie sich wünschen. Ein Großteil der Steinmagier identifiziert sich in keiner Weise mit deren Philosophie, denn die ist eher menschenverachtend. Du wirst später mehr erfahren. Auf jeden Fall werden wir im Kolleg Professor Sauer davon unterrichten müssen. Aber jetzt ist es erst mal nicht so wichtig. Wir müssen uns nun mit Wichtigerem befassen.“
„Können die uns nicht folgen?“ Denny war nicht wohl bei dem Gedanken und schaute sich um.
„Nee, die Torschwelle ist durch ein paar Edelsteinkombinationen mit einem Bann versehen. Kein Xamamax oder Sympathisant kann dort durch. Na komm schon, Denny.“
Tessa bog zuerst rechts ab. Denny folgte ihr um das alte Kirchengebäude herum, aber nicht ohne sich noch ein paar Mal umzudrehen.
Sie befanden sich auf einer mit Pflastersteinen ausgelegten und mit Menschen belebten langgezogenen Straße. Eine Art Ortsschild machte den Anfang. Darauf stand:
.
Auf beiden Seiten, dicht aneinander gedrängt, reihten sich zahlreiche Fachwerkhäuser in unterschiedlicher Größe und Breite; schneeweiß, grün oder rot verputzt, in unterschiedlicher Weise verziert und zum Teil mit kleinen, nett gestalteten Vorgärten. Fahrzeuge waren nicht zu sehen. All das erinnerte Denny an die alten Bauernhöfe und Häuser in einem Museumsdorf, in dem er mit seinen Eltern während eines Ausfluges einmal gewesen war. Er fühlte sich um hundert Jahre zurückversetzt – wie auf einer Zeitreise. Ein Großteil der alten Bauten waren Geschäftshäuser, angefangen von Bäckereien über Kolonialwaren bis hin zu Bekleidungsgeschäften. Hinter den großen Schaufenstern waren Dinge und Sachen ausgestellt, die Denny zum Teil noch nie gesehen hatte.
Dennys Staunen und stumme Verwunderung entging Tessa nicht.
„Ich werde mich jetzt um eine Unterkunft für uns kümmern, danach werden wir zum Bankhaus gehen, ich muss etwas Geld besorgen. Hier gibt es keine Bankautomaten, also schau dir einfach mal an, wie das hier funktioniert. Wir sehen uns in genau einer Stunde hier vorm .“ Sie wies auf das Fachwerkhaus direkt vor ihm. „Schau dich bis dahin ein bisschen um. Einverstanden?“
„Ja, is‘ knäcke!“
Tessa verzog die Augenbrauen.
„Was hast du gesagt?“
„Ist in Ordnung.“
„Aha“, erwiderte sie irritiert, „also dann, bis gleich.“
Die Wächterin schritt an den Kastanienbäumen und Steinbänken vorbei die Straße entlang, bis sie hinter einem der Häuser verschwand.
Denny wusste nicht so recht, welche Seite er zunächst unter die Lupe nehmen sollte. Er entschied sich für die Mitte. Sein erster Blick fiel auf eine Glastür: . Direkt daneben war ein Tisch, auf dem verschiedene offene Kräuterkisten standen. Denny trat näher heran, um die Beschriftungen lesen zu können. Er kannte keine einzige Sorte dieser Pflanzen. Namen wie Jiaogulan, Stevia, Gotu Kola oder Cystus hatte er noch nie gehört.
Als Denny sich wieder umdrehte, las er auf der gegenüber liegenden Seite . Hinter dem Schaufenster waren allerlei Gegenstände aufgestellt wie Engel und Figuren aus Ton, Stein und Metall. Einige waren mit Edel- und Halbedelsteinen besetzt. Er ging hinüber und trat sofort ein. Im Eingangsbereich sah er ungefähr zwei Dutzend Kunden vor den ersten Regalen stehen. Einige waren gerade dabei, sich mit Figuren einzudecken und hatten ihre Körbe und Taschen bereits prall gefüllt. Von außen betrachtet, hatte es nicht den Anschein erweckt, dass sich in dem Geschäftshaus eine riesengroße Halle befand. Die Anordnung der Regale wies auf einen einzigen Gang hin, der sich durch das gesamte Gebäude schlängelte und an einer Theke mit Kasse sein Ende fand. Denny kam das Ganze wie ein großes Labyrinth vor. Es erinnerte ihn an ein Einrichtungshaus, das er kannte. Hinter der Kasse stand ein kleinwüchsiger Mann, der mürrisch dreinblickte.
Denny ging weiter an den ersten Regalen vorbei, die bis an die Hallendecke reichten und