Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und der grüne See

...und der grüne See

Titel: ...und der grüne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Lause
Vom Netzwerk:
zum Bersten vollgestellt waren. Auf beiden Seiten blickte er auf eine große Anzahl von Amuletten. Ein ärmelloses hellbraunes Hemd fiel ihm ins Auge. Ein kleines Schild war daran angebracht, auf dem zu lesen war:

Amulett-Hemd aus Burma
    Versehen mit Zauberformeln
    Schützt den Träger auf Reisen und im Kampf
    Trägt unter anderem dazu bei, unauffällig zu wirken
    Preis: 2000 Fünfsilber-Mark

    Denny gefiel es auf Anhieb und er erkannte im Hinblick auf die Zwischenfälle mit den Xamamax durchaus einen persönlichen Nutzen. Er zog seine Geldbörse aus der Tasche und zog die fünfzig Euro heraus, die er von Zuhause mitgenommen hatte. Er fragte sich, ob es in Aule Meille so etwas wie Wechselstuben gab – und vor allem: Wie war der Kurs?
    Seufzend steckte Denny sein Geld wieder ein und setzte seinen Weg fort. Staunend betrachtete er die Figuren und Skulpturen. Edel- und Halbedelsteine in Farben und Größe sortiert, grob oder bereits fertig geschliffen, lagen in jeweils größeren Haufen aus.
    Er hatte das Gefühl, dass er sich nach ungefähr einer halben Stunde in der Mitte der riesigen Halle befand. Damit seine Wächterin nicht warten musste, ging er etwas schneller. Er nahm die nächste Kurve so eng, dass er um Haaresbreite mit zwei Mädchen zusammengestoßen wäre. Es waren unverkennbar Zwillinge, die sich zu Denny umdrehten. Sie schienen in seinem Alter zu sein. Bei beiden waren die langen schwarzen Haare nach hinten zu einem Zopf geflochten und reichten bis zur Taille. Die Hautfarbe ließ Denny vermuten, dass sie nicht aus Deutschland stammten.
    „Hi!“, erklang es zweistimmig.
    Denny merkte, wie er rot anlief. Die Zwillinge sahen sich an und fingen an zu kichern.
    An ihren Halsketten entdeckte er jeweils die gleiche Figur. Sie hatte dreifingrige Hände, angewinkelte Glieder, runde Augen und einen großen Kopf, der zur Seite geneigt war. Diese aus einem einzigen Stein gefertigten Anhänger unterschieden sich nur durch die zusätzlich eingearbeiteten ovalen Steine. Der eine war honigfarben und der andere gelb.
    „Hi“, antwortete Denny etwas verlegen und deutete mit einem Kopfnicken auf die Amulette, „habt ihr die hier gekauft?“
    „Nein“, kam die Antwort von dem Mädchen mit dem honigfarbenen Edelstein, „das hier sind Erbstücke und wurden bisher innerhalb unserer Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Man nennt sie bei uns HEI-TIKI und sie sind handgearbeitet. Die Herstellung eines HEI-TIKI dauert sehr lange und die Halbedelsteine da drin sind unsere Hauptsteine, die wir in einem anderen Geschäft in Aule Meille gekauft haben. Ich trage einen Calcit- und meine Schwester einen Peruan-Jadestein. Übrigens, ich heiße Moana Timaki und das hier ist meine Schwester Mian. Wir sind Maori und meine Familie stammt aus Neuseeland. Bevor wir zur Welt kamen, sind unsere Eltern gemeinsam mit den Großeltern und unserem Bruder nach Deutschland ausgewandert.“
    Denny war sichtlich erleichtert, dass dieses Gespräch gut angelaufen war, obwohl es mehr aus dem Mädchen heraussprudelte, als aus ihm. Deshalb hielt er wenigstens schnell die Hand hin und erwiderte: „Ich bin Denny Gideon!“
    Moana machte auf Denny sofort einen sympathischen Eindruck und ihm gefiel ihre redselige, unkomplizierte Art. Die Zwillingsschwester zeigte sich dagegen zurückhaltender, lächelte aber ebenfalls offen und freundlich.
    Zum Glück setzte Moana in ihrer forschen Art das Gespräch fort.
    „Was hast du denn für einen Hauptstein? Kannst ihn ruhig zeigen, wenn du magst.“
    „Ich habe eigentlich noch keinen“, sagte Denny, „aber später werde ich den wahrscheinlich in einem der Geschäfte hier kriegen.“
    Nun kam Mian zum ersten Mal zu Wort und schlussfolgernd fragte sie vorsichtig: „Dann ist dein Großvater schon tot?“
    Denny nickte.
    „Das tut uns leid!“, sagte Mian mitfühlend.
    „Schon ok! Als mein Großvater starb, war ich erst zwei Jahre alt.“
    „Dann hast du bestimmt einen Wächter an deiner Seite oder wirst bald einen haben, oder?“, wollte Moana wissen.
    „Ja, aber es ist eine Wächterin“, stellte Denny klar, „habe sie heute erst kennengelernt. Naja, kennengelernt ist nicht ganz richtig. Sie war schon die ganze Zeit auf meiner alten Schule als Bibliothekarin beschäftigt und heute hat sie sich als meine Wächterin zu erkennen gegeben. Sie soll mich während der neuen Schulzeit begleiten.“
    Wieder drehten sich die Zwillinge einander zu und strahlten sich an. „Mensch, prima“, sagte Moana,

Weitere Kostenlose Bücher