und der Herr der Loewen
Straßenrand entlang; einige Jungen in Pfadfinderuniform winkten fröhlich. Nachdem die Mauern der Anwesen aufhörten, gelangten sie zu einem Markt mit Ständen und Buden, die durch bunte Stoffdächer und Schirme von der Sonne geschützt wurden. Seltsamerweise war der Platz fast menschenleer. Mrs. Pollifax sah rasch, weshalb.
Die Neugier hatte offenbar alles, was Beine hatte, unter das Neonschild der Bang-Bang Snackbar gelockt. Sammat hielt mit quietschenden Bremsen am Rand der Menge an. Einem der Polizisten auf dem Landrover rief er zu: »Kommen Sie mit«, dem anderen erteilte er Anweisungen, die außer dem Betreffenden niemand hören konnte. Kadi und Mrs. Pollifax ersuchte er: »Bleiben Sie bitte im Wagen. Es handelt sich um eine streng dienstliche Angelegenheit.«
Während er davoneilte, murmelte Kadi verärgert: »Ich muß schon sagen, Sammy ist ziemlich spießig, jetzt wo er Mfumo ist.«
»Wenn es sich um etwas Grauenvolles handelt, würde ich ihn eher ritterlich nennen«, entgegnete Mrs. Pollifax. Sie bemerkte, daß der Polizist neben dem Wagen Posten bezogen hatte.
Offenbar war es das, was Sammat ihm befohlen hatte. Fest stand, daß sie nicht aussteigen sollten. Kadi kramte wütend in ihrem Rucksack. Mrs. Pollifax blickte sich forschend um. Wie sie durch die Lücken in der Menge sehen konnte, waren Sammat und der andere Polizist in einer engen Gasse verschwunden. Vor ihnen befa nd sich die sehr moderne Bang-Bang Snackbar direkt neben einem schäbigen Haus mit dem Schild WORLD AID.
Auf der anderen Seite der Gasse erhob sich eine hohe, zerbröckelnde Lehmmauer, an deren niedrigem Holztor ein Vorhängeschloß hing. Auf dem Schild darüber stand: FAHRRAD
VERKAUF. NIEDRIGE PREISE. Darunter hing eine Glocke mit der Aufforderung HIER
LÄUTEN, und ans Tor war ein Fahrrad mit abgeblätterter Farbe und einem platten Reifen gekettet.
Neugierig lehnte Mrs. Pollifax sich aus dem offenen Autofenster, in der Hoffnung ein paar Worte von dem an-und abschwellenden Stimmengewirr zu verstehen. Ein Wort wurde laufend wiederholt: »Mkambo?« auch »Inde! Mkambo!«, es klang klagend, wie in Trauer.
Vielleicht eine Person, dachte Mrs. Pollifax. Und dann sah sie Sammat aus der Gasse zwischen den Häusern treten. Er wirkte erschüttert und plötzlich unendlich müde. Nachdem er kurz zu mehreren Personen in der Menge gesprochen hatte, kehrte er zum Wagen zurück.
Kadi empfing ihn wütend. »Sammy, was zum...«
Aber Mrs. Pollifax stupste sie ermahnend und schüttelte beschwörend den Kopf. »Später«, flüsterte sie. »Hab Geduld!«
Sammat setzte sich wieder hinter das Lenkrad, wendete den Wagen und fuhr den Boulevard weiter zu dem bizarren weißen Palast, der in der Sonne glitzerte. Sie fuhren in die Einfahrt hinein, die zu beiden Seiten mit prächtigen Bougainvilleen bewachsen war. Und jetzt sah Mrs. Pollifax die von Sammat in Angriff genommenen Veränderungen, denn der Eingang strotzte von hölzernen Hinweisschildern, alle auf englisch, sowie von solchen mit Strichzeichnungen für jene, die nicht lesen konnten.
Auf dem größten stand HOSPITAL (ein im Bett sitzendes Strichmännchen), gefolgt von NOTAUFNAHME LINKS (ein Pfeil und ein Strichmännchen auf einer Tragbahre);
ENTBINDUNGSKLINIK (eine hochschwangere Frau); AUSBILDUNGSKRANKENHAUS
(Pfeil nach rechts), und schlichtere Schilder mit Pfeilen: VERSUCHSFARM,
LANDWIRTSCHAFTSZENTRUM (ein grünes Blatt und ein Huhn).
Er hat also tatsächlich einen der zwei Paläste zu einem Krankenhaus umfunktioniert, wie er es sich damals ausgemalt hatte, dachte Mrs. Pollifax beeindruckt und freute sich für Sammat, zumindest bis er den Wagen am Eingang anhielt und sich zu ihnen umdrehte - mit Augen, die aussahen, als hätten sie furchtbares Grauen erschaut. Sanft fragte sie: »Was ist dort beim Marktplatz passiert, Sammat?«
»Ein Mord«, stieß er hervor. »Aber...« Er preßte die Lippen zusammen. »Später«, sagte er schließlich düster. Er öffnete die Wagentür und rutschte hinaus. »Bitte, Sie hatten eine lange Reise. Wir haben ein Zimmer für Sie im obersten Stockwerk des Palastes hergerichtet, aber wenn Sie möchten, können Sie später in die Unterkünfte von World Aid umziehen.«
Er lächelte die beiden Frauen gequält an. »Wir können uns jetzt leider nicht unterhalten. Ich zeige Ihnen nur rasch Ihr Zimmer, dann muß ich sofort zu Dr. Merrick und danach zu Chefinspektor Banda. Natürlich wegen des Mordes, dachte Mrs. Pollifax Sie erinnerte sich plötzlich an Sammats
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