und der Herr der Loewen
Paar Sandalen und einen zerquetschten Strohhut.
Sie zog sich um, drückte den Hut, so gut es ging, wieder in Form und verließ ebenfalls das Zimmer. Auf ihrer Fahrt durch den Boulevard war ihr ein handgeschriebenes Schild, BANK
VON UBANGIBA, aufgefallen. Sie hielt es für angebracht, ein wenig amerikanisches Geld in ubangibanische Gwar umzuwechseln. Sie stieg die beiden Treppen hinunter, trat hinaus in die Nachmittagshitze und überquerte den Boulevard zur schattigeren Seite. Sofort befand sie sich zwischen Buden und Ständen und Menschen, und Mrs. Pollifax war gern unter
Menschen. Sie kam an Goldschmiedeläden vorbei, einem Geschäft für Möbel aus zweiter Hand, und einem Laden mit Lederschuhen in allen Farben des Regenbogens. Als sie an einem Stand mit wahren Haufen von Holzperlenketten vorbeiging, bedachte der Verkäufer sie mit einem breiten Lächeln, das seine spitz zugeschliffenen Zähne zeigte. Ein Stück weiter die Allee entlang versprach ein Schild: DIE NEUESTE KLEIDERMODE DIREKT AUS
LONDON. An der Ecke faszinierte sie ein Mann, der auf einem Stück Zelttuch saß; er war von Tontöpfen umgeben, in denen sich etwas befand, das wie getrocknete Schlangen aussah, und von Körben voll mit ungewöhnlichen Kräutern. Mrs. Pollifax betrat die Bank, wies ihren Reisepaß vor und erklärte, daß sie Geld umtauschen wolle. Dann wartete sie geduldig, während zwei Angestellte und der Bankdirektor sich mit einem Computer abplagten. Sie gaben es schließlich auf und rechneten den Wechselkurs auf einem Abakus aus. Sobald sie die gewünschte Summe umgetauscht hatte, bedankte sie sich und verließ die Bank mit einem dicken Bündel Gwar in der Hand, das sie schließlich in ihre Handtasche stopfte, während sie weiter den Boulevard entlangging. Sie beabsichtigte, bis zur Bang-Bang Snackbar zu spazieren und sich das Tor daneben mit dem Schild FAHRRADVERKAUF. NIEDRIGE
PREISE genauer anzusehen. Sie erinnerte sich, daß beides nicht weit entfernt war, und genoß es, wieder im Freien zu sein. Ein paar Passanten lächelten sie schüchtern an, andere bedachten sie mit neugierigen Blicken. Es gefiel ihr, daß viele Bürger von Languka Fahrräder benutzten, da es an Autos mangelte.
Als ein Herr mittleren Alters in Straßenanzug, weißem Hemd und weißem Binder, mit einer Aktentasche über die Lenkstange geschlungen, an ihr vorbeifuhr, bekam sie Lust, ebenfalls Rad zu fahren. Sicher, von einer wahnsinnigen Fahrt einen steilen Berg hinunter vor nicht allzu langer Zeit einmal abgesehen, hatte sie nicht mehr auf einem Rad gesessen, seit sie in Kadis Alter gewesen war. Aber sie war überzeugt, daß sie das Radfahren mit ein bißchen Übung schon bald wieder beherrschen würde. »Wenn du in Rom bist, so lebe wie die Römer«, erinnerte sie sich eines Sprichworts. Allerdings, um ehrlich zu sein, war das nicht ihr Hauptantrieb. In einer Stadt mit Mangel an Benzin und Automobilen erschien ihr ein eigenes Transportmittel einfach sehr reizvoll. So begab sie sich zum Tor des
Fahrradgeschäfts und stellte sich davor, um noch einmal die Aufforderung HIER LÄUTEN
zu lesen. Durch einen Spalt in der Lehmmauer sah sie einen nicht sehr großen Innenhof, dessen gegenüberliegende Wand ein kleines Haus mit einer Tür bildete.
Zu ihrer Linken lehnten ein paar Fahrräder an der Wand in der Sonne, rechts von ihr beschattete eine zerschlissene Markise eine ganze Sammlung alter Räder. Entschlossen zog sie am Strang der Klingel und zuckte zusammen, weil sie so laut schrillte, daß ihre Ohren noch schmerzten, als das Läuten bereits beendet war. Nur Sekunden später tauchte wie aus dem Nichts zwischen den Fahrrädern ein Mann auf, ein Riese von Mann, nicht mehr jung, breitschultrig, mit breitem Gesicht und rasiertem schwarzem Schädel, der wie poliertes Mahagoni glänzte. Er trug alte Jeans und wirkte verärgert, ja feindselig, als er das Tor einen Spalt öffnete und sie anstarrte.
»Jaaa?«
Einen Moment überlegte Mrs. Pollifax tatsächlich, ob sie sich zurückziehen sollte. Eine grauenvolle, knotige Narbe verlief wie ein scharlachrotes Seil vom Backenknochen des Riesen zum Kinn. Das und der rasierte Schädel, der feindselige Blick und die Abwesenheit irgendwelcher anderer Leute hinter dem Tor erschreckten sie unwillkürlich, aber sie faßte sich und sagte: »Ich möchte ein Fahrrad kaufen.«
»Sie?«
»Ich!«
Er musterte sie mißtrauisch, zog die Brauen zusammen, zögerte, öffnete schließlich widerstrebend das Tor und forderte sie unfreundlich
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