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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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auf: »Kommen Sie rein, kommen Sie rein. Wozu Sie wollen Fahrrad?«
    »Wollen Sie mir keines verkaufen?« Das Tor schloß sich hinter ihnen. Er überragte sie erheblich, er war sogar noch größer als Cyrus und war massiv gebaut. Die Hände in die Hüften gestemmt, blickte er auf sie herab und bemerkte abfällig: »Ich Sie heut vormittag mit Mfumo Sammat auf Flughafen sehen. Meine Räder alt, gebraucht und gebraucht und
    gebraucht. Keine schönen Fahrräder hier für eine mzungu.«
    Bissig entgegnete sie: »Habe ich nach einem schönen neuen Rad gefragt?«
    »Aber warum Sie zu mir, Moses, kommen. Warum? Kuzonda?«
    Sie blickte ihn verärgert an. »Ich habe keine Ahnung, was kuzonda heißt. Ich will ein Fahrrad kaufen, und ich muß schon sagen, Sie sind ein sehr merkwürdiger Verkäufer. Warum ich ein Rad will? Um frei zu sein, natürlich, um allein herumfahren zu können, wann und wohin ich will. Frei!«
    »Frei«, wiederholte er, als ließe er das Wort im Mund schmelzen. Mit einem Schulterzucken sagte er: »Sie sich sehen um. Räder an Mauer zum Verkauf.« Er deutete auf seine Sammlung von Drahteseln, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    Mrs. Pollifax war sehr verärgert über seine Unfreundlichkeit und kam sich wie ein unerwünschter Eindringling vor, was sie ja wohl auch war. Sie begutachtete die an der Mauer lehnenden Räder. Es befanden sich lediglich vier Damenräder darunter.
    Nachdem sie jedes eingehend betrachtet hatte, griff sie nach einem großen, sehr alten, saß auf und fuhr außerordentlich wacklig um den Mann herum. Er sah ihr ausdruckslos zu, als sie das Rad wieder an die Wand lehnte, aber als sie es mit einem zweiten versuchte, zog er sich auf eine Bank zurück, womöglich, um nicht angefahren zu werden. Er blieb sitzen und beobachtete sie, während sie die übrigen ausprobierte.
    Schließlich traf sie ihre Entscheidung und deutete auf das zweite. »Dieses grüne. Der Sattel ist mir zu hoch - das können Sie doch richten, oder? - aber die Bremsen sind gut und die Glocke klingelt. Wieviel?«
    Er zuckte die Schultern. »Zweihundert Gwar.«
    »Wenn ich mich nicht irre, sind das in etwa vierzig US-Dollar!« sagte sie empört.
    »Jaaa«, erwiderte er gedehnt.
    »Und wieviel würden Sie von jemand verlangen, der heute vormittag nicht aus einem Flugzeug ausgestiegen ist und von einem zukünftigen König begrüßt wurde?« fragte sie trocken.
    Fast unmerklich huschte der Hauch eines Lächelns über seine Züge. »Fünfzig, vielleicht achtzig Gwar«, entgegnete er und wartete, was sie dazu sagen würde. Zweifellos spielte er ein Spielchen mit ihr, und Dutzende von Erwiderungen kamen ihr in den Sinn. Aber die Sonne brannte schier unerträglich herab und sie empfand eine plötzliche Schwäche, als wäre ihr alle Energie abhanden gekommen. Schlimmer noch, eine abrupte und heftige
    Geistesabwesenheit befiel sie, die so gewaltig war, daß sie mit einem Mal nic ht mehr wußte, was sie hier tat, weshalb sie ein Fahrrad wollte oder warum sie mit diesem unfreundlichen, narbigen Fremden in diesem fremden Land sprach; oder weshalb sie Cyrus überhaupt verlassen hatte, und die absolute Sinnlosigkeit ihrer Reise nach Ubangiba überwältigte sie.
    Sie griff nach dem Stützwerk der Markise, klammerte sich daran und nahm ihre ganze Willenskraft zusammen, nicht in Ohnmacht zu fallen. Der Mann beobachtete sie verwirrt und fragte schließlich höflich: »Ihnen nicht gut?«
    Sie blickte ihn verständnislos an. Seine Stimme donnerte in ihren Ohren, und ganz plötzlich verbarg ihn, sowie alles ringsum, eine schwarze Wolke. Der Boden kippte, und sie brachte nur noch ein Ächzen zustande, ehe sie zusammensackte.
    Als sie die Augen öffnete, lag sie auf der Bank im Schatten, und dieser seltsame Riese fächelte ihr mit einer Zeitung Kühlung zu. »Atmen!« befahl er streng.
    »Ich atme ja!«
    »Tief atmen!«
    Als sie sich plagte sich aufzusetzen, half er ihr und nickte.
    »Sitzenbleiben!« Er trat in das kleine Haus und kehrte mit einem Becher Wasser zurück.
    »Bitte.« Er reichte ihr sowohl den Becher wie ein Taschentuch. Als sie zögerte, versicherte er ihr: »Wasser ist abgekocht.«
    Sie umklammerte den Becher und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Danke. Tut mir leid. Ich bin noch nie zuvor in Ohnmacht gefallen - noch nie -, es ist nur, ich hatte letzten Monat Grippe und mein Mann hat sich ein Bein gebrochen - und ich bin so weit hierher gereist. Ich hätte überhaupt nicht kommen sollen!«
    Er sagte schroff. »Sie brauchen

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