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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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die ganze Nacht hindurch. Außer dem allgegenwärtigen
    Getrommel gab es auf dem Boulevard Musik, nach der auf der Straße getanzt wurde. Dr.
    Merrick, der vom Balkon des Palasts aus zusah, meinte: »Wäre ich Psychiater, würde ich sagen, daß dieses Land sich seit zehn Monaten von einem nervösen Zusammenbruch erholt, wobei durch diese teuflischen Morde ein plötzlicher Rückfall eintrat.
    Ich würde das heutige Fest ein Reinigungsritual nennen.«
    Kadi grinste. »Sie hören sich an wie Scharma.«
    »Er ist der Psychiater«, entgegnete Dr. Merrick. »Besorgnis? Zu großer Streß? Angst? Er hört jedem Ratsuchenden aufmerksam zu, dann schneidet er am Bauch ein klein wenig die Haut auf, um die bösen Geister herauszulassen, und manchmal - wie hier - wird getanzt, getrommelt, gebrüllt. Das ist Katharsis, und es ist erstaunlich, wie oft das hilft. Ich könnte lediglich Beruhigungsmittel geben.«
    Sie wurden von Tony Dahl unterbrochen, der Kadi zurief, noch ehe er sie erreicht hatte: »Ich habe dich überall gesucht!«
    Er schwenkte ein Telegramm. »Kam eben von Dr. Gibbons - eine sehr gute Nachricht!«
    Kadi riß ihm das Telegramm aus der Hand, las es und pflichtete ihm begeistert bei. »Wir müssen es gleich Sammy zeigen! Wenn ihm das nicht neuen Auftrieb gibt! Komm, suchen wir ihn!«
    Dr. Gibbons würde mit dem morgigen Flug wiederkommen - das war derselbe, den auch Cyrus nahm. Es hatte sich herausgestellt, daß zwei der Artefakte, die Tony ausgegraben hatte, aus dem vierzehnten Jahrhundert stammten. Die übrigen Bruchstücke und Objekte würden noch gesäubert und ihr Alter würde festgestellt werden, aber es bestehe kein Zweifel, daß Ubangiba eine vielversprechende archäologische Fundstätte hätte, aus der sich bestimmt noch viel ans Tageslicht befördern lassen würde.
    »Ich glaube«, sagte Sammat bedächtig, nachdem er das Telegramm gelesen hatte, »daß ich mich jetzt dafür interessieren kann, ja vielleicht sogar begeistern.«
    Mrs. Pollifax meinte trocken: »Und Dr. Gibbons bekommt seinen Trenchcoat wieder, den er hier vergessen hat.«
    »Und zweifellos wird er auch diesmal wieder etwas vergessen«, ergänzte Tony grinsend.
    Sammat, der zehn Jahre jünger aussah und wieder sein altes Selbst war, ging sofort auf Kadis spitzbübischen Vorschlag ein, Cyrus und Dr. Gibbons mit einer Kapelle zu begrüßen.
    »Vielleicht die Piccadilly Popcorn Rock Band?« schlug er grinsend vor. »Sicher, warum nicht?«
    Und so kam es, daß das Begrüßungskomitee auf dem Rollfeld für den 11-Uhr-Flug größer als üblich war. Dr. Kasonde war da, um sich um zwei Patienten zu kümmern, wie er sagte. Dann Richter Mutale, der sich darauf freute, einen amerikanischen Richterkollegen kennenzulernen.
    Außerdem natürlich Mrs. Pollifax und Kadi, Tony Dahl und Sammat, und im Hintergrund Moses, der bestimmt bald unauffällig verschwinden würde, wie Mrs. Pollifax vermutete, so scheu wie er immer noch war und darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Aber sie wußte ja, wo er zu finden war, und auch, daß er Cyrus mögen würde. Und selbstverständlich war da die Piccadilly Popcorn Rock Band, sechs junge Männer in roten Blazern, weißen Hemden und schwarzen Hosen. Es versprach eine sehr laute Musik zu werden, da sie Verstärker für ihr Saxophone, Gitarren und eine reiche Auswahl an Trommeln in allen Größen in Position brachten.
    Das Flugzeug begann seinen Anflug, setzte auf und kam zum Halten. Die Stufen wurden herangeschoben, die Flugzeugtür ging auf und eine Stewardeß erschien, gefolgt von Dr.
    Gibbons, dann Cyrus, der einen Stock über einen Arm gehängt hatte und der Stewardeß abwinkte, die ihm beim Aussteigen helfen wollte.
    »Dort ist Cyrus!« rief Kadi begeistert.
    »Ist der groß!« hauchte Sammat fast ehrfürchtig. »Größer als ich. Fast so groß wie Moses.«
    Auf halbem Weg nach unten blieb Cyrus auf einer Stufe stehen und betrachtete die Gesichter der auf dem Rollfeld wartenden. Da sah er auch, daß Kadis linker Arm immer noch verbunden war, und gleich darauf den Verband um den Hals seiner Frau und ihren Arm in einer knallroten Schlinge.
    Sein Kommentar war so prägnant, wie nur Cyrus es fertigbrachte, und laut genug, daß jeder hier ihn hörte. Er sagte nur: »Großer Gott!«
    Was immer er sonst noch äußerte, wurde übertönt, als die Piccadilly Popcorn Band eine flotte Interpretation von »When the Saints Go Marching In« aufspielten. Eine Flut von Gefühlen wallte in Mrs. Pollifax auf. Gewiß, fünf Menschen

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