Und der Herr sei ihnen gnädig
Dienst an.«
Mein Dienst begann um drei. »Ja, Mittwoch passt. Am besten, wir treffen uns im Restaurant, dann kann ich nachher gleich in die Arbeit durchstarten.«
So brauchte ich ihm weder meine Telefonnummer noch meine E-Mail-Adresse zu geben.
Er schien amüsiert. »Perfekt! Haben Sie schon mal äthiopisch gegessen?«
»Ich hatte noch nicht das Vergnügen, bin aber zu jeder Schandtat bereit.«
»Treffen wir uns an der Ecke von Fairfax und Olympic - an der südöstlichen Ecke -, vielleicht gegen zwölf?«
Klein Addis Abeba. Es war nur ein bis zwei Häuserblocks lang, bildete aber einen auffallenden Kontrast zu der jüdischen Gegend rundherum. »Gut, sagen wir zwölf. Gibt es in Ihrer Küche auch vegetarische Gerichte?«
»Ziemlich viele sogar. Sind Sie Vegetarierin?«
»Keine strenge, aber die meiste Zeit.«
»Ich lebe koscher, aber die Restaurants sind es nicht. Ich werde also auch vegetarisch essen.«
Sein Piepser ging erneut. Wir standen auf. »Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen, Koby.«
Er lachte. »Sie klingen ein wenig verwirrt.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Nein, nein, es war nur irgendwie... unerwartet.«
»Dann ist es meistens am schönsten«, antwortete er strahlend. »Es war wundervoll, Sie kennen zu lernen, Cindy. Ich freue mich schon auf Mittwoch.«
Mit diesen Worten wandte er sich um und verließ eilig die Cafeteria. Er bewegte sich mit der Lässigkeit und dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der sich in seiner Haut wohl fühlte.
Es waren kaum noch Autos unterwegs, und ich kam gut voran, weil ich alle Ampeln entlang des Sunset Boulevard bei Grün erwischte. Dies war mein Revier, und aus reiner Gewohnheit bremste ich an den kritischen Stellen ab. Abgesehen von ein paar Nutten, die um ein Uhr nachts immer noch Dienst schoben, fiel mir nichts Besonderes auf. Die armen Mädchen bibberten in ihren Miniröcken und knappen Tops vor Kälte. Einige gingen leicht schwankend, als wären sie betrunken, aber vielleicht lag es auch nur an ihren ultrahohen Plateausohlen.
Ich musste an mein bevorstehendes Date denken. Irgendwie wusste ich nicht so recht, wie mir gerade eben geschehen war. Auf jeden Fall sprachen drei Punkte für Koby: Er hatte allem Anschein nach keine Macke, aber einen Job und schien wirklich nett zu sein -mehr an mir interessiert als an meinem Beruf. Die meisten Männer ließen sich in zwei Kategorien einteilen: diejenigen, die Polizistinnen beängstigend fanden, und diejenigen, die von der Tatsache besessen waren, dass ich eine Waffe trug. Die Einzigen, die sich darum wirklich nicht scherten, waren die, die selbst mit dem Job zu tun hatten - andere Polizisten, Staatsanwälte, Strafverteidiger, Bewährungshelfer, Privatdetektive. Rendezvous mit solchen Männern wurden in der Regel sehr schnell langweilig, weil man in erster Linie über die Arbeit sprach, sich ansonsten aber nichts zu sagen hatte. Dieser Job nahm einen nun mal völlig in Anspruch, und diejenigen, die in ihm aufgingen, vergaßen oft, dass es draußen noch eine andere Welt gab.
Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, behielt ich weiterhin den Straßenrand im Auge. Im Vorüberfahren erkannte ich eine der Damen vom horizontalen Gewerbe und bremste sofort ab. Sie trug Netzstrümpfe, die unter dem Saum ihres ärmellosen roten Minikleids endeten, und schlenkerte beim Gehen mit ihren Armen. Ihr gelbblond gefärbtes Haar mit dem dunklen Ansatz hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden.
Ich ließ das Fenster herunter. »Ich hoffe, Sie sind auf dem Weg nach Hause, Magenta.«
Sie kniff die Augen zusammen. Trotz ihrer starken Kurzsichtigkeit trug sie während der Arbeit keine Brille. Ich war ihr auf die Schliche gekommen, als sie mal behauptete, einen Überfall auf eine Obdachlose beobachtet zu haben. Die für den Fall zuständigen Beamten hatten einen bestimmten Kerl in Verdacht und stellten ihn in eine Reihe mit einigen anderen Männern. Nachdem Magenta sich die Männer eine Stunde lang angesehen hatte, entschied sie sich für Detective Eigen Halkhower. »Wer sind Sie?« »Officer Decker.«
»Officer Decker? Sind Sie so spät noch im Dienst?« »Eine Polizistin ist immer im Dienst.« »Genau wie ich.«
»Bloß dass ich mein Geld nicht einem Zuhälter abliefere.«
»Nein, nur der US-Regierung - dem größten Zuhälter auf der ganzen weiten Welt.«
Da war was dran. »Nun ziehen Sie schon Leine, Süße. Sagen Sie Burton, dass ich Sie einsperren lasse, wenn Sie Ihren Arsch nicht schleunigst von der
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