Und der Herr sei ihnen gnädig
dich interessiert: Ich mag ihn auch, Cin.«
»Das interessiert mich sogar sehr.«
»Verglichen mit dem letzten Typen, in den du verliebt warst... definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.«
Ich versetzte meinem Vater einen entrüsteten Stoß. »Ich wäre bereit. Und du?« »Nichts wie los.« Er legte mir den Arm um die Schulter. »Hast du deiner Mutter schon von ihm erzählt?«
»Wie gesagt, es ist noch zu früh.«
Dad gab mir keine Antwort. Er wusste, wann jemand Blödsinn erzählte.
16
Man hatte Sarah übers Wochenende aus dem Krankenhaus entlassen. Sie war für Mittwoch zu einer gerichtlichen Anhörung vorgeladen, bis dahin aber gegen eine Kaution von fünftausend Dollar in die Obhut ihrer Schwester übergeben worden. Dad fand es gut, dass man Sarah nach Hause geschickt hatte; denn es war viel einfacher, einen Menschen in seiner vertrauten Umgebung zu befragen. Als wir bei Louise Sanders eintrafen, war es bereits nach zwölf. Sie trug einen Frotteehausmantel und hielt eine Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit in der Hand, als sie uns die Tür öffnete. Obwohl sie nicht gerade glücklich über unseren Besuch zu sein schien, bat sie uns herein.
»Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, Officer Decker«, sagte sie zu mir. »Sie waren sehr nett zu uns, aber ich bin es leid, ständig Fragen zu beantworten.«
»Das kann ich gut verstehen.«
»Ich werde mir erst mal was Anständiges anziehen.«
»Machen Sie sich unseretwegen keine Umstände, Louise. Das ist mein Vater, Lieutenant Decker. Wir waren gerade in der Gegend und dachten uns, wir schauen mal nach, wie es Sarah geht.«
Dad und Louise lächelten sich an. »Wie kommt sie mit der ganzen Situation zurecht?«, fragte er.
Louise lachte. »Wollen Sie eine ehrliche Antwort? Ich glaube, sie ist entzückt über so viel Aufmerksamkeit.«
»Und wie werden Sie damit fertig?«
Nette Wortwahl, Dad. Louise machte in der Tat einen ziemlich verzweifelten Eindruck. »Fragen Sie mich lieber nicht! Möchte jemand von Ihnen Kaffee?«
Wir nahmen ihr Angebot dankend an. Sie bat uns, Platz zu nehmen, während sie ihn holte. Sie brauchte dazu ziemlich lang. Als sie schließlich wieder auftauchte, trug sie einen lässig geschnittenen schwarzen Jogginganzug. Wir tranken einen Schluck von unserem Kaffee, dann brach ich das Schweigen.
»Falls Sarah einen Moment Zeit hat, würden wir gern mit ihr reden.«
»Officer Decker, wir sind das alles doch schon mit Detective MacGregor durchgegangen«, antwortete Louise.
»Ich habe mit Detective MacGregor gesprochen, Louise. Er hat mir gesagt, dass Sarah nicht viel über den Vater des Babys verraten hat. Ich fände es aber sehr wichtig, mehr darüber zu erfahren. Es ist schließlich jemand für das Geschehene verantwortlich.« »Ich weiß. Ein heikles Thema.« Louise hob ratlos die Hände. »Eigentlich hätte sie ja die Pille nehmen sollen.«
»Warum hatte man ihr die Pille verschrieben? Wussten die Leute im Fordham Center, dass sie sexuell aktiv war?«
»Sie wurde ärztlich betreut. Ihr Gynäkologe hielt es für ratsam, sowohl als Vorsichtsmaßnahme als auch, um ihre Periode regelmäßiger einzustellen. Es handelte sich nicht um eine willkürliche Entscheidung.«
»Natürlich nicht«, pflichtete ich ihr bei. »Hören Sie, Louise, wenn Sarahs sexuelle Aktivitäten freiwilliger Natur waren, ist der Vater des Babys ohnehin ihre Sache... oder zumindest nicht Sache der Polizei. Aber wie ich schon letzte Woche gesagt habe - wenn sie dazu gezwungen wurde, sieht die Sache anders aus.«
Sie erhob sich und begann nervös auf und ab zu gehen. »Ich werde sie auf keinen Fall einem Vergewaltigungsprozess aussetzen. Das kommt überhaupt nicht in Frage!«
»Ich verstehe Ihre Bedenken. Aber sollten wir nicht wenigstens die Wahrheit herausfinden?«
»Nein, das sollten wir nicht! Schlafende Hunde soll man nicht wecken!«
»Vielleicht braucht sie eine Therapie -«
»Sie hat doch schon einen Therapeuten. Falls das Thema in einer ihrer Sitzungen zur Sprache kommt, kann sie sich immer noch damit auseinander setzen.«
»Louise, wenn da draußen ein Kerl herumläuft, der behinderte Mädchen wie Sarah vergewaltigt, dann hätte ich gern, dass er eingesperrt wird. Lassen Sie wenigstens zu, dass sie Ja oder Nein sagt.«
Louise starrte mich wütend an. Trotzdem sah ich an ihrem Blick, dass ich gewonnen hatte. »Geben Sie mir ein paar Minuten. «
»Lassen Sie sich Zeit.«
Sie verschwand nach hinten.
»Gut gemacht«, sagte Dad. »Du brauchst
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