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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Vielleicht sollten wir allmählich Birkat Hamazon sagen.«
    »Da haben Sie völlig Recht.« Rina verteilte die Gebetbücher für das Dankesgebet nach dem Essen.
    Mein Dad überließ Koby das Vorrecht, die Familie beim Gesang der Gebete anzuführen, nicht nur, weil er unser Gast war, sondern auch, um seinem Status als Kohen Tribut zu zollen. Fünf Minuten später erhob sich Rina, um das Geschirr abzuräumen.
    »Ich helfe dir«, bot ich an.
    »Kommt nicht in Frage«, entgegnete sie. »Ich packe euch noch schnell ein bisschen was ein, dann fahrt ihr heim.«
    »Das ist wirklich nicht nötig«, widersprach ich. »Ich habe heute genug für eine ganze Woche verdrückt.«
    Koby stimmte mir zu. Zum Abschied gab er Rina die Hand. »Vielen, vielen Dank, Mrs. Decker. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen.«
    »Sie sind jederzeit herzlich willkommen ... mit oder ohne Cindy«, antwortete Rina.
    »Sie meint das ernst«, sagte ich zu ihm.
    »Sie sind sehr freundlich.« Koby wandte sich an meinen Vater. »Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen, Sir.«
    »Gleichfalls.« Dad griff nach seiner Hand und schüttelte sie kräftig. Dann klopfte er Koby auf den Rücken und begleitete ihn zur Tür, die Hand noch immer auf seiner Schulter. Dad hatte bestimmt die halbe Weinflasche allein vernichtet. »Fahren Sie vorsichtig«, sagte er.
    »Cindy fährt«, stellte Koby richtig.
    Mein Vater sah mich an und verdrehte die Augen. »Umso mehr Grund, euch eine gute Fahrt zu wünschen.«

15
    Als ich Deckers Haus verließ, wusste ich, dass der Loo sauer auf mich war. Aber was hätte ich tun sollen? Er hatte gute Miene zum bösen Spiel gemacht und war nach seiner anfänglichen Steifheit nett, ja fast schon witzig gewesen. Ich war ihm dankbar dafür, dass er sich seinen Groll auf mich nicht hatte anmerken lassen, wie groß dieser Groll auch sein mochte.
    Als ich schließlich in Kobys Auffahrt einbog, war es schon ziemlich spät. Er bot mir einen Schlummertrunk an, aber da ich mich ziemlich ausgelaugt fühlte und nicht mehr in Flirtlaune war, lehnte ich ab. Außerdem hatte ich noch einige Kilometer Heimfahrt vor mir. Wir verabredeten uns für Sonntag zum Abendessen.
    Am Samstag schlief ich aus und traf mich dann mit Mom zum Mittagessen. Meine Glückssträhne hielt an: Sie war bester Laune, und unsere gemeinsamen Stunden vergingen wie im Flug. Wieder zu Hause, holte ich mein Rad aus der Garage und fuhr den Venice Boulevard entlang bis zum Meer. Obwohl es eine ziemlich lange Strecke war, brauchte ich hin und zurück nur eine gute Stunde. Nachdem ich geduscht hatte, hörte ich meinen Anrufbeantworter ab und sah nach, ob neue E-Mails eingetroffen waren. Obwohl Koby meine Telefonnummer kannte, hatte er nicht angerufen, sondern stattdessen eine E-Mail geschickt, in der er mir mitteilte, wie sehr er den letzten Abend genossen habe. Nachdem ich ihm geantwortet hatte, schaltete ich den Computer aus - und damit auch die Welt draußen.
    Zum Abendessen gab es ein Thunfischsandwich. Dann verzog ich mich mit einem guten Buch ins Bett. Gegen Mitternacht hörte ich zu lesen auf, fest entschlossen, acht Stunden ohne Albträume durchzuschlafen. Leider gelang mir das nur bedingt.
    Nachdem ich wie so oft mit dem üblichen Herzrasen und Zittern aufgewacht war, schaffte ich es immerhin, wieder einzuschlafen.
    Am Sonntagmorgen stand ich früh auf, um etwas Leckeres für Dad vorzubereiten. Ich entschied mich für französischen Toast und verschiedene vegetarische Beläge. Dazu würde es Orangensaft und äthiopischen Kaffee geben. Auf diese Weise würde meine Wohnung wenigstens gut riechen, selbst wenn sich heraustellen sollte, dass keiner von uns beiden etwas hinunterbrachte. Im Gegensatz zu Kobys Haus wirkte meine winzige Wohnung sehr unpersönlich. Die Einrichtung bestand aus ein paar schlichten Möbeln und einer funktionellen Küche. Das Schönste daran war der Kamin mit dem breiten Sims, auf dem einmal Glasfigürchen und Familienfotos aus besseren Zeiten gestanden hatten. Jetzt war er leer. Ich hatte vorgehabt, ihn wieder mit ein paar persönlichen Dingen zu bestücken, aber nachdem ein Wahnsinniger meine Intimsphäre verletzt und beschmutzt hatte, fehlte mir dazu die nötige Energie. Ich brauchte etwas, das mir neue Kraft verlieh.
    Dad war wie immer pünktlich. Er trug eine schwarze Lederjacke, ein dunkelgrünes Poloshirt und eine schwarze Jeans. Zur Begrüßung bekam ich ein Küsschen auf die Wange und ein schwaches Lächeln.
    »Wie geht's dir, schöner

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