und der Hongkong-Buddha
Alec Wi zu sehen, doch
anstatt des jungen Mannes habe er dort die Leiche Inspektor Wis
entdeckt. Nach Schätzung der Polizei wurde Inspektor Wi in den
frühen Morgenstunden, zwischen 5 und 7 Uhr erschossen. Die
Kugel von Kaliber 9 mm wurde aus kürzester Entfernung
abgefeuert. Wie die Polizei mitteilt, ist ein Selbstmord
auszuschließen.«
»Sehr gut«, knurrte Robin zufrieden. »Das wird seinen
Mördern einen gehörigen Schrecken einjagen.«
»Inspektor Damien Wi war fünfundfünfzig Jahre alt und ein
verdientes Mitglied der...«
Robin drehte das Radio ab. »Und noch immer keine Spur von
Alec! Sollte tatsächlich die ›Befreiungsfront 80‹ ihre Hände im
Spiel haben, dann...«
»Wir dürfen jetzt auf keinen Fall die Hoffnung aufgeben.
Robin, und uns von Befürchtungen lahmen lassen«, unterbrach
ihn Mrs. Pollifax. »Das würde uns nur demoralisieren.« Robin brachte ein mattes Lächeln zustande. »Aus dir spricht
die Erfahrung, wenn ich mich nicht irre?«
»Mehr oder weniger - ja«, erwiderte Mrs. Pollifax. »Auf jeden
Fall ist es besser, jetzt unsere ganze positive Energie zu
mobilisieren, denn, egal durch welche Hölle der Junge ge rade
geht, es ist seine Hölle, und wir können im Augenblick daran
nichts ändern.«
»Problem klar erkannt«, konstatierte Robin, während er den
Renault in eine Parklücke hinter dem Hotel manövrierte. »Also gut. Wir nehmen den Frachtaufzug zu meiner Suite und stürzen uns mit frischem Mut in die Krisensitzung - wenn es dir recht
ist...«
»Gemeinsam mit Marko«, fügte sie hinzu.
»Gemeinsam mit Marko«, nickte Robin.
Zehn Minuten später, nachdem sie unbemerkt die prunkvolle
Suite erreicht hatten, die Robin unter dem Namen Lars Petterson
im Hilton gemietet hatte, machte Mrs. Pollifax die
Bekanntschaft von Marko Constantine.
»Sie sind also die sagenhafte Mrs. Pollifax, von der mir Robin
so viel erzählt hat«, lächelte Marko und musterte sie
aufmerksam. Dann reichte er ihr die Hand. »Die unschuldige
Schönheit und die große Erdmutter in einer Person - die mit
Begeisterung über Mauern klettert und Meisterin in der Kunst
des Karate ist. Salute!« murmelte er und küßte ihr die Hand. »Und die überrascht ist von ihrem Charme«, lachte Mrs.
Pollifax. »Freut mich. Sie kennenzulernen, Marko.«
»Was kann ich dagegen tun?« grinste Marko selbstironisch.
»Der Charme wurde mir in die Wiege gelegt, denn ich bin zur
Hälfte Franzose und zur Hälfte Grieche, müssen Sie wissen. Die
Freude ist ganz auf meiner Seite, Mrs. Pollifax, dessen dürfen
Sie sicher sein.« Er verbannte das freundliche Lächeln aus
seinem Gesicht, und seine Stimme wurde plötzlich hart. »Nun sollten wir uns aber ernsthafteren Dingen zuwenden,
denke ich«, fuhr er fort. »Ich habe die Nachrichten gehört.
Robin, und ich nehme an, daß ihr beide bei diesem Mr. Hitchens
wart, als er die Leiche entdeckte.«
»So ist es«, bestätigte Robin, »doch das ist nicht alles.« »Heraus mit der Sprache«, sagte Marko und bot Mrs. Pollifax
mit einer Handbewegung einen Sessel an. »Wollen wir uns nicht
setzen?«
Sie ließ sich in den Sessel sinken und stellte fest, daß sie Markos Art zugleich amüsant und beeindruckend fand, denn sie fühlte, daß sich hinter seiner charmanten Fassade ein Mann aus Stahl verbarg. Er war nicht sehr groß, aber seine Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig; ein harter Mann, Mitte Dreißig, mit einem strahlenden Lächeln und einer tiefen Narbe, die sich vom linken Jochbein bis hinab zum Kinn zog. Seine Haut war dunkel, sein Haar schwarz und der Blick seiner dunkelbraunen Augen überraschend sanft. Sie fand, daß er ein wenig wie ein Affe aussah - ein sehr netter Affe allerdings... Doch auf seine Art war er durchaus attraktiv - sehr attraktiv sogar, wenn sie es genau bedachte. Er trug offenbar noch immer die Chauffeursuniform; eine schwarze Hose und einen schwarzen Rollkragenpullover, doch als er sich ebenfalls in einen Sessel warf und die Füße unter die Beine zog, sah sie, daß
er barfuß war.
Robin ließ sich auf der Couch nieder. »Zunächs t solltest du
wissen, was wir beide in Inspektor Wis Haus entdeckt haben,
dem wir, nachdem wir die Leiche entdeckt hatten, einen kurzen
und sehr unauffälligen Besuch abstatteten. Dann wird uns Mrs.
Pollifax einiges über FengImports erzählen.«
»Feng - was?«
Robin nickte in Richtung Mrs. Pollifax. »Ihr Auftrag, Marko.
Der allerdings immer mehr Berührungspunkte mit unserem
eigenen Auftrag aufweist, denn Eric der Rote...«
»Eric der Rote!«
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